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Samstag, 28. November 2009

Filmkritik: Der Glöckner von Notre Dame


Regie: Gary Trousdale, Kirk Wise
Drehbuch: Tab Murphy
Musik: Alan Menken
Laufzeit: 87 Minuten
freigegeben ab: 6 Jahren
Trailer: hier

Groß war die Bürde, die Kirk Wise und Gary Trousdale nach ihrem Meisterwerk "Die Schöne und das Biest" zu tragen hatten und ganze 5 Jahre sollte es dauern bis sie ihren neuesten Film präsentieren konnten. Einmal mehr ist auch hier Frankreich Zentrum der Geschichte. Diesesmal spielt sogar ihre Hauptstadt und insbesondere die Kirche Notre Dame das Zentrum der Geschichte.
Das bedeutete also, dass der Film auch einen kirchlichen Touch bekommen würde und Himmel und Hölle eine zentrale Rolle des Films einnehmen würden. Dies wird auch gleich bei der recht düster geratenen Eröffnungssequenz deutlich. Hier wird gleichzeitig auch deutlich, dass es hier auch um Rassismus gehen wird, denn auf der einen Seite haben wir die Zigeuner und auf der anderen Seite den Richter Frollo, der diese tot sehen möchte. Dabei hat man es bei Frollo aber vermieden, ihm einen christlichen Hintergrund zu geben. Dies stellt eine der zahlreichen Änderungen dar, die im Vergleich zum Roman vorgenommen wurden. Dieser ist in diesem Film jedenfalls deutlich entschärft worden um den Film familienfreundlicher zu machen. Auch zum Ende hin ist der Roman deutlich trauriger als jetzt die Disneyversion. Aber naja, es ist halt immer noch ein Familienfilm und das Disney sich nicht gegen die Kirche stellen möchte, ist auch verständlich.
Deshalb wurde aus Frollo ein einfacher Richter gemacht, der einen Privatkrieg gegen die Zigeuner anzettelt. Der Erzdiakon von Notre Dame hingegen wird als gute Seele dargestellt, die alles und jedem Asyl anbietet. Blöd ist nur, dass Frollo im Roman selbst der Diakon ist. Frollos christlicher Glaube wird dann auch nur an einer Stelle im Film etwas genauer betrachtet, nämlich beim Lied Hellfire. Da merkt man ihm schon deutlich an, welchen Glauben er hat und da geht man mit der Kirche auch mal etwas härter ins Gericht. Das war es dann aber auch. Im Endeffekt ist es aber auch nicht weiter tragisch, denn auch wenn eine buchnahe Adaption immer gern gesehen ist, so kann man auch mal von dieser abweichen. Es ist ein Disneyfilm und außerdem werden im Roman auch Esmeralda und Phoebus nicht nur positiv dargestellt. Dies soll es nun aber auch an Meckerei diesbezüglich gewesen sein und stattdessen befasse ich mich lieber mit dem Hauptfilm, denn der gefällt mir wirklich gut.
Dies fängt wie bereits geschrieben bei der sehr atmosphärischen und auch recht düster angesetzten Eröffnungssequenz an. Der Clown nimmt dabei eine ähnliche Rolle ein wie der Händler am Anfang von Aladdin, doch schafft man es diesesmal, diesen auch in die spätere Handlung einzubeziehen, was bei Aladdin ja verworfen wurde. Das am Anfang gleich wieder eine Person stirbt, wirkt nach "Der König der Löwen" und Pocahontas aber doch etwas abgenutzt. Allgemein hat der Film am Anfang damit zu kämpfen, nicht zu sehr nach Schema F zu verlaufen, denn der Musicalansatz sticht wieder deutlich hervor und es geht mal wieder um einen Hauptcharakter, der sich irgendwie gefangen vorkommt und gern die Welt kennen lernen würde. Der einzige Unterschied ist halt, dass er selbst nicht sonderlich hübsch daherkommt und sich in den Fängen des eigentlichen Bösewichts befindet. Dafür gibt es dann wieder drei lustige Sidekicks. Das ist dann wohl das typische Disneyelement in der Geschichte, allerdings gab es das schonmal etwas lustiger.
Dafür gefällt mir der Rest aber umso besser und insbesondere Frollo finde ich als Bösewicht einfach Spitze. Dabei ist es mir auch egal, ob er nun mit dem aus dem Buch übereinstimmt oder nicht. Sein Song ist grandios und auch so mag ich ihn sehr gerne. Aber auch die beiden anderen Hauptdarsteller auf der guten Seite sind gut geschrieben, denn ich mag sowohl Esmeralda als auch Phoebus und Quasimodo ist eh eine Sympatiefigur.
Außerdem zeigen Kirk Wise und Gary Trousdale einmal mehr wie man richtig Dramatik in einem Disneyfilm aufkommen lassen kann. Sowohl das Fest der Narren als auch das Finale sind dafür Paradebeispiele und auch das feurige Paris am Ende ist wirklich sehr gut gelungen. Der Abgang von Frollo mag dann vielleicht an "Die Schöne und das Biest" erinnern, aber wenn es richtig umgesetzt ist, dann kann man eigentlich auch nicht meckern.
Streiten lässt sich hingegen über die Animation, denn mit der muss man erstmal zurechtkommen. Wise und Trousdale zeigen uns in "Der Glöckner von Notre Dame" große Gebäude und Massen von Menschen, doch wird dadurch gleichzeitig auch deutlich mehr auf den Computer gesetzt als noch in den früheren Werken Disneys. Dadurch werden natürlich Möglichkeiten geschaffen, die mit einfachen Mitteln nicht möglich gewesen wären, aber manchmal fallen diese Effekte halt schon auf und Zeichentrickfilme leben halt auch davon, dass man diese mit der Hand erschafft. Aber auch die Menschen würde ich jetzt nicht umbedingt als grandiose Meisterwerke bezeichnen wollen. In manchen Szenen wirken diese doch recht einfach und es gibt in diesem Film halt keinen Glenn Keane, Mark Henn oder Andreas Deja. Der wohl bekannteste Animator ist James Baxter, der für die Titelfigur Quasimodo zuständig war und der damit wirklich die gelungenste Figur hervorgezaubert hat. Man muss aber sagen, dass man die Animation mit der Zeit akzeptiert. Es ist schön, dass man den Film so imposant inszenierte, aber es ist auch so, dass es heute nicht mehr immer gut aussieht.
Die Musik stammt dann einmal mehr aus der Feder von Alan Menken, der für Disney in der 90-ern ja daueraktiv war. Dieser zaubert einmal mehr einen imposanten Score hervor und hier bleibt dann schon die Frage, wieso es diesesmal nicht für einen Sieg bei den Oscars gereicht hat. Sicherlich muss irgendwann auch mal Schluss sein, aber eigentlich finde ich diesen Score hier wieder deutlich besser als den zu Pocahontas und Hellfire ist einer meiner absoluten Lieblingssongs. Aber auch das Esmeralda-Lied über Außenseiter ist grandios und auch die Eröffnungssequenz ist nicht zu verachten. Aber nun gut, 8 Oscar bei 4 Werken für Disney sind schon extrem viel und dann muss man irgendwann auch mal leer ausgehen. Verdient hätte ihn Menken aber trotzdem, denn die Musik ist einmal mehr toll.
Das Gleiche kann man dann auch vom Film sagen. Auch wenn es keine reine Adaption des Romans ist, so ist der Film trotzdem deutlich ernster als andere Disneyfilme und es werden nicht nur freundliche Themen angesprochen. Auch die imposante Inszenierung und Musik machen "Der Glöckner von Notre Dame" zu einem weiteren Klassiker in der Geschichte Disneys.

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