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Samstag, 7. November 2009

Filmkritik: Disney' s Eine Weihnachtsgeschichte


Regie: Robert Zemeckis
Darsteller: Jim Carrey, Gary Oldman, Colin Firth
Drehbuch: Robert Zemeckis
Musik: Alan Silvestri
Laufzeit: 96 Minuten
freigegeben ab: 12 Jahren
Trailer: hier

Die Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens ist wohl eine der bekanntesten Weihnachtsgeschichten der Welt. Nicht umsonst wurde sie von Hollywood schon in den verschiedensten Varianten verfilmt. Dies hinderte Robert Zemeckis jedoch nicht daran, 2009 noch eine weitere Variante der altbekannten Geschichte zu drehen. Immerhin hatte er das Gefühl, dass das Buch noch nie so visualisiert wurde wie von Dickens ursprünglich erdacht. Außerdem bot sich dadurch die Möglichkeit, ein weiteres Mal seine heißgeliebte Performance-Capturing-Technik anzuwenden Immerhin galt es in dem Film ja, die einzelnen Figuren in verschiedenen Zeitebenen darzustellen. Außerdem kam es Zemeckis in den Sinn, den Hauptdarsteller auch noch die drei Geister der Weihnacht spielen zu lassen. Mit Jim Carrey hat man da zumindest einen sehr passenden Darsteller gefunden. Allerdings bleibt hier die Frage, ob es eine Live-Action-Variante nicht auch getan hätte, denn Zemeckis Weihnachtsgeschichte ist weit von dem Spektakel entfernt, welches die Trailer versprachen und weitaus düsterer als es das Disney-Label vermuten lässt. Deshalb sind auch die Produktionskosten von 175 Millionen sehr hoch und es wird wohl sehr schwer werden, diese wieder einzuspielen. In Live-Action hätte man zwar auch einiges an Effekten einbauen müssen, aber trotzdem hätte man dies dann doch etwas billiger haben können. Aber nun hat sich Zemeckis halt zu diesem Schritt entschlossen und deshalb kann man auch nur das bewerten, was Zemeckis da auf die Leinwand gebracht hat und das ist durchaus ansprechend.
Der Film beginnt erstmal im Stil der alten Disneyfilme mit der berühmten Buchöffnung. Doch das Erste was man dann zu Gesich bekommt, ist ein Tod und gleichzeitig bekommt man einen ersten Eindruck von Ebenezer Scrooge. Danach kommt dann aber erstmal ordentlich Weihnachtsstimmung bei dem Flug über London auf, der sogar Opening Credits beinhaltet, was heute ja leider viel zu selten eingesetzt wird.
Danach beginnt aber auch schon die eigentliche Story und diese folgt größtenteils dem, was man bereits in anderen Filmen gesehen hat, dafür aber näher an der Vorlage orientiert. Auf übergroßes Spektakel wird dabei verzichtet und man klappert viel mehr die einzelnen Episoden im Leben von Scrooge ab. Das Spektakulärste, was man da zu sehen bekommt, sind wohl einige Flüge durch die Luft, da man ja an andere Orte transportiert wird. Allerdings variiert Zemeckis diese Szenen doch sehr geschickt, so dass man nie das Gefühl bekommt, dass sich einige Teile wiederholen.
Auch zwischen den einzelnen Geistern wird sehr schön abgetrennt und bei den Geistern kommt die Performance-Capture-Technik wohl am besten zur Geltung, denn diese in einen Live-Action-Film ordentlich einzubinden ist deutlich schwieriger zu händeln als jetzt hier, wo eh alles animiert ist. Jedenfalls hat jeder Geist so seine Eigenheiten, die ihn von anderen abhebt. Besonders interessant ist es auch, dass man vom letzten Geist fast immer nur den Schatten sieht. Hier gibt es dann auch die actionreichste Szene des Films als Scrooge von einem Pferdewagen verfolgt wird. Leider hat sich Zemeckis hier aber dazu entschieden, dabei gleichzeitig Scrooge zu verwandeln und seine Stimme entsprechend zu verwandeln. Da fühlte man sich glatt an Oben zurückerinnert. Bitte keine Piepsstimmen mehr in kommenden Animationsfilmen, denn das ist nun wirklich ausgenudelt. Dafür war dann aber wenigstens die Friedhofszene wieder sehr beeindruckend und auch recht gruselig. Danach kommt natürlich das altbekannte Finale, was zwar nicht mehr wirklich neu ist, aber trotzdem unterhalten kann.
Bei den Darstellern hatte natürlich Jim Carrey die meiste Arbeit. Ähnlich wie schon Tom Hanks in "Der Polarexpress" schlüpfte Carrey hier gleich in mehrere Rollen, doch hat man ihn eigentlich nur bei Scrooge so wirklich erkennen können und mit Abstrichen beim Geist der gegenwärtigen Weihnacht. Trotzdem hält sich Carrey mit auffälligen Grimassen größtenteils zurück und verschwindet in der Figur von Scrooge. Einzig am Ende merkt man dann doch recht deutlich, dass Carrey dahinter steckt und auch, dass er noch keine 60 Jahre alt ist. Aber ist dies nicht weiter schlimm. Es ist jedenfalls schön zu sehen, dass Carrey mal wieder in einem qualitativ hochwertigen Film mitwirkt, wo doch seine letzten Filme mich eher enttäuschten. Die anderen Schauspieler kommen dann jedoch etwas zu kurz. Am meisten in Erinnerung bleibt da noch Gary Oldman, der als Scrooges Angestellter Cratchit das Gefühlsleben von Scrooge durchaus beeinflusst und auch noch als Marleys Geist in Erscheinung tritt. Andere Schauspieler wie Colin Firth, Robin Wright Penn oder auch Bob Hopkins haben dann eher Cameo-Auftritte.
Die Umsetzung der menschlichen Figuren ist dabei aber immer noch nicht perfekt. Vor allem in Szenen mit vielen Menschen funktioniert das noch nicht so wirklich gut. Aber ich denke mal, dass man da Zemeckis einfach Zeit geben muss, denn auch die Weihnachtsgeschichte ist ein großer Sprung nach vorne gegenüber seinem Vorgänger Beowulf. Polarexpress kann man damit dann auch nicht mehr vergleichen, aber beim Polarexpress fand ich das Ganze auch nicht so deutlich auf Realitätsnähe getrimmt. Dafür sehen die ganzen anderen Dinge wieder sehr schön aus. Das weihnachtliche London ist toll und auch der Raum des Geistes der gegenwärtigen Weihnacht ist sehr beeindruckend. Die Geister fügen sich dann auch sehr harmonisch in die Geschichte ein.
Natürlich profitiert der Film dann auch noch von einem mal wieder sehr starken Score von Alan Silvestri, der hier deutlich vielfältiger vorgehen muss als noch beim Polarexpress, aber wieder ein sehr schönes Hauptthema erschaffen hat und auch die ruhigen Momente sehr schön untermalte. Im Abspann gibt es dann auch noch einen Song von Andrea Bocelli, der sehr gut zum letzten Satz des Filmes passt.
So gesehen ist "Die Weihnachtsgeschichte" einmal mehr ein sehr gelungener Film von Robert Zemeckis, der zwar immer noch ein wenig mit den Menschen bei der Performance-Capture-Technik zu kämpfen hat, aber sonst einen wunderschön animierten Film abliefert. Beeindruckend ist auch, dass Zemeckis auf ein übergroßes Spektakel dabei verzichtet und sich deutlich mehr der Hauptfigur zuwendet. Allerdings bleibt es nun abzuwarten, ob er damit auch finanziell Erfolg haben wird. Die Produktionskosten sind ja nicht gerade niedrig und dafür dürfte der Film für Kinder zu wenig unterhaltsam sein. Alle Dickens - Fans sollten aber mal einen Blick riskieren.

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