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Freitag, 27. November 2009

Filmkritik: Pocahontas


Regie: Mike Gabriel, Eric Goldberg
Drehbuch: Carl Binder, Susannah Grant, Philip LaZebnik
Musik: Alan Menken
Laufzeit: 78 Minuten
freigegeben ab: 0 Jahren
Trailer: hier

Zweifellos ist Pocahontas eines der ambitioniertesten Filme in der Geschichte Disneys gewesen. Jeffrey Katzenberg, der damals noch für die Animationsabteilung zuständig war, entschied, dass man die talentiertesten Leute bei Disney für Pocahontas besetzt und "Der König der Löwen" nur als Nebenprojekt betrachtet. Insgeheim erhoffte man sich für den Film sogar eine zweite "Beste Film" - Nominierung wie schon bei "Die Schöne und das Biest". Doch wie immer kam alles anders als gedacht. Katzenberg überwarf sich mit Michael Eisner und verließ noch vor Fertigstellung des Films das Studio und auch Pocahontas wurde nicht der Erfolg, der er hätte werden sollen. Es standen am Ende zwar trotzdem wieder zwei Oscargewinne für die Musik zu Buche, doch verblasst der Film doch deutlich gegenüber seinem direkten Vorgänger und allgemein dem 90-er Jahre Revival. Dabei hat der Film dies in dieser Form gar nicht verdient, selbst wenn die Geschichte viele Dinge besitzt, die ich persönlich nicht mag.
Dies fängt schon beim Bösewicht an. Hier kann man gleich mal "Bernard und Bianca 2" wieder aufleben lassen, denn wirklich besser ist auch dieser hier nicht. Er will nicht nur Macht, sondern geht dafür gleichzeitig auch über Leichen. Außerdem mag ich es nicht, wenn Bösewichter so kräftig und überdimensional gegenüber den anderen menschlichen Figuren wirken. Außerdem wirkt die Figur nicht wirklich interessant. Sie hat keine Geschichte und sie erfüllt einzig und allein die Rolle des Bösewichts. Andere Bösewichter sind in der ein oder anderen Szene sogar charmant, doch hier ist einfach nichts interessantes zu erkennen.
Glücklicherweise fällt es aber nicht ganz so stark ins Gewicht wie vielleicht befürchtet. Denn dafür funktionieren die anderen Figuren sehr gut. Pocahontas mag ich sehr gern und auch John Smith finde ich toll. Die Rivalität zwischen den Indianern und den Eroberern hingegen ist recht normal und allbekannt, aber nicht so trocken, wie es hätte sein können, da es in der Mitte des Films doch eine sehr tragische Szene gibt. Die betreffende Person ist zwar nicht gerade eine Sympathiefigur, aber auch niemand, den man abgrundtief hasst. Dies sorgt aber für die nötige Spannung, so dass Pocahontas interessant bleibt und auch das Finale ist sehr gelungen, zumal es nicht das große Happy End gibt wie man es sonst von Disney kennt.
Auch die Animation ist im Vergleich zu den Vorgängern eher ungewöhnlich. Alles wirkt eckiger und vieles ist eher schlicht gehalten. Deshalb wirken die menschlichen Figuren auch nicht so niedlich wie noch in den anderen Disneyfilmen. Doch muss dies nicht umbedingt schlecht sein. Natürlich hätte man es anders animieren können, aber mir gefällt es trotzdem ziemlich gut. Vor allem die einzelnen Sets sind sehenswert. Das Highlight ist dabei sicherlich die alte Weide, die wohl den magischsten Ort im ganzen Film darstellt. Aber auch die ganzen Szenen mit den herumfliegenden Blüten gefällt mir sehr gut.
Dafür setzte man bei der Musik mit Alan Menken auf einen Altbekannten, der für seine Musik an Arielle, "Die Schöne und das Biest" und Aladdin 6 Oscars gewonnen hatte. Auch für Pocahontas folgten zwei weitere der goldenen Statuen, wobei man den Score 1996 etwas entwertete, da man zwischen Musicalscore und Dramascore unterschieden hatte. Lag möglicherweise auch daran, dass in den Jahren zuvor meist Disney den prestigeträchtigen Preis gewonnen hatte. Aber immerhin hat er sich gegen Randy Newman mit Toy Story durchsetzen können. Meine persönliche Meinung zu dem Score ist die, dass er ebenfalls wieder sehr gelungen ist, aber nicht ganz an die Scores aus der Zeit davor herankommt. Der Score ist sogar recht unauffällig und wirklich spektakulär wird es eigentlich nur dann, wenn die Leute singen. Aber auch hier gibt es nicht den ganz großen Musicalansatz wie noch in den vorherigen Disneyfilmen. Am spektakuärsten und auch am schönsten ist da sicherlich "Colour of the wind" geraten, wo wirklich eine ähnliche Magie wie in den anderen Romantiksongs von Disney aufkommt. Die Songs der Virginia Company kommen hingegen über ein nett nicht hinaus. Das bedeutet aber nicht, dass Menken einen schlechten Score geschrieben hätte. Es ist wohl einfach nur so, dass man hier keinen so starken Musicalansatz verfolgte wie noch bei den anderen Filmen, was zur Abwechslung ja auch mal ganz gut tut.
Deshalb mag ich Pocahontas auch ziemlich gerne. Gefühlsmäßig reicht er zwar nicht ganz an seine Vorgänger heran, doch das soll den Film keinesfalls seine Klasse absprechen, denn der Film sorgt durchaus für Abwechslung in der Disneywelt und ich fühlte mich über die ganze Laufzeit hinweg gut bis sehr gut unterhalten und würde den Film jedem weiterempfehlen.

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