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Donnerstag, 12. November 2009

Filmkritik: Das Dschungelbuch


Regie: Wolfgang Reitherman
Drehbuch: Larry Clemmons, Ralph Wright, Ken Anderson, Vance Gerry
Musik: George Bruns
Laufzeit: 76 Minuten
freigegeben ab: 0 Jahren
Trailer: hier

Mit über 27 Millionen Zuschauer ist "Das Dschungelbuch" auch heute noch der erfolgreichste Film aller Zeiten in Deutschland und wenn man sich die Kinozahlen mittlerweile anguckt, so wird er es auch weiterhin bleiben. Wieso der Film so beliebt ist, versuche ich nun mit meiner Kritik etwas genauer zu erläutern. Das der Film das letzte Meisterwerk unter der Leitung Walt Disneys wurde, welcher am Ende der Produktion verstarb, dürfte dabei wohl weniger eine Rolle spielen, denn außerhalb Deutschlands besitzt der Film längst nicht diesen Kultstatus und außerdem dürfte diese Tatsache auch nicht jedem bekannt sein.
Möglicherweise liegt dies ja auch daran, dass diese mit der deutschen Synchronisation des Filmes nicht sonderlich viel anfangen können. Für mich war es jedenfalls der erste und einzigste Film, den ich mir für diese Review-Strecke mit der deutschen Synchronisation ansah. Songs wie "Probiers mal mit Gemütlichkeit" oder "Ich wäre so gern wie du" kann zumindest ich mir in keiner anderen Sprache mehr vorstellen. Allgemein sind die Songs in diesem Film ziemliche Evergreens, wobei diese zwei genannten Songs natürlich herausstechen. Allgemein ist das Dschungelbuch sehr musikalisch und verbreitet einfach gute Laune.
Aber auch die Animation in diesem Streifen ist wieder deutlich besser als noch bei "Die Hexe und der Zauberer". Perfekt ist diese sicherlich auch nicht, aber es gibt doch einige Szenen, die wieder mehr an die Arbeit der 50-er erinnern. Dies hat man auch Walt Disney zu verdanken, der mit dem Verfahren der Xerographie, welches seit 101 Dalmatiner verwendet wurde, nie wirklich glücklich war und teilweise wieder zur Methodik der älteren Filme zurückkehrte.
Die Einzigartigkeit erlangt "Das Dschungelbuch" jedoch erst durch seine Charaktere, die später auch für die Fernsehserie "Käpt'n Balu und seine Crew" recyclet wurden. Besonderes Higlight des Films ist natürlich Balu, der durch seine Gemütlichkeit einfach für gute Laune sorgt und den man einfach in sein Herz einschließen muss. Danach kommt aber auch schon King Louie, dem zwar recht wenig Zeit gewidmet ist, der aber trotzdem für eine der tollsten Szenen des ganzen Films sorgt. Aber auch der eher strenge Baghira, die Beatles-angehauchten Geier und die Schlange Kaa schließt man sofort in sein Herz. Die Hauptfigur des Films spielt jedoch Mogli, ein kleiner Menschenjunge, der bei Wölfen aufgewachsen ist. Besonders in den Szenen mit Balu punktet auch dieser. Etwas schade ist es höchstens, dass man die Wölfe, die für Mogli ja so etwas ähnliches wie eine Familie waren, nur am Anfang zu Gesicht bekommt und diese danach komplett aus dem Blickwinkel verloren gehen. Es wirkt eher so, als wenn Moglis Familie der Dschungel und nicht die Wölfe selbst sind und genauso umgekehrt. Dies ist aber nur ein kleiner Kritikpunkt, denn wirklich ins Gewicht fällt dies ja nicht.
Die Story an sich ist gar nicht so spektakulär, denn eigentlich geht es nur darum, dass Mogli nicht mehr länger im Dschungel sicher ist und deshalb zur Menschensiedlung muss, was Mogli so gar nicht schmeckt und es sich dann mit sämtlichen Tieren verscherzt. Dies ist aber nicht weiter schlimm, denn der Film macht eigentlich die ganze Laufzeit über extrem viel Laune. Der eigentlich Bösewicht Shir Khan greift deshalb auch erst recht spät ins Geschehen ein, obwohl er ja eigentlich den ganzen Film über sehr präsent ist. Jedenfalls schließt sich Shir Khan problemlos der Reihe der großen Disneybösewichte an und das, obwohl er gar nicht so böse wirkt. Oftmals ist er sogar recht locker und macht sogar Witze. Eigentlich will er das Kind ja auch nur deshalb töten, weil es ihm später mal gefährlich werden könnte. Ein großes Lob verdient dann aber auch das Finale mit ihm, denn dies ist wirklich dramatisch und auch eine Spur traurig. Es wird dann zwar auch schnell wieder recht freundlich, aber ansonsten schließt es den Film sehr schön ab.
Das Gleiche gilt dann auch für die Schlussszene, die einmal mehr zeigt, dass Disney romantische Szenen perfekt inszenieren kann und das, obwohl es diesesmal ja doch einen gewissen Unterschied zu Cinderella oder Dornröschen gibt. Ein großes Lob verdient dabei auch der Song "Trautes Heim". Er ist zwar nicht so spektakulär wie die anderen Songs aus "Das Dschungelbuch", doch ist er in dieser Szene sehr atmosphärisch und schließt diesen an sich perfekten Film wunderschön ab. Das Baghira dann auch noch eine andere Seite an sich entdeckt ist natürlich das I-Tüpfelchen.
Umso trauriger ist es eigentlich, dass Disney selbst den Film nie in der endgültigen Fassung sehen konnte, denn dieser starb bereits ein Jahr vor dessen Fertigstellung. Der künstlerische Prozess war jedoch bereits beendet und man kann somit durchaus sagen, dass der Film noch zu Disneys Schaffen dazuzählt. Genaugenommen nahm er auf diesen Film sogar mehr Einfluss als noch auf "Die Hexe und der Zauberer" und verwarf das ursprüngliche Konzept, welches sich näher an die Vorlage hielt, komplett, da diese Disney zu düster war. Entstanden ist nun ein deutlich spaßiger Film, der dank seiner Charaktere unglaublich viel Spaß macht und für mich zu den ganz ganz großen Disneyklassikern gehört und den besten Film der Schaffenszeit Disneys darstellt.

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