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Montag, 9. November 2009

Filmkritik: Dornröschen


Regie: Clyde Geronimi
Drehbuch: Erdman Penner
Musik: Pjotr Iljitsch Tschaikowski, George Bruns
Laufzeit: 71 Minuten
freigegeben ab: 0 Jahren
Trailer: hier

Nach "Schneewittchen und die sieben Zwerge" und "Cinderella" nahm sich Disney mit "Dornröschen" zum dritten Mal einem klassischen Märchen an. Dabei stand man nun vor dem Problem, den Film nicht ganz so wirken zu lassen, wie schon die zwei vorherigen Filme. Es ist sicherlich kein Geheimnis, dass das letzte Drittel von Dornröschen einige Gemeinsamkeiten mit Schneewittchen aufweist und vom Aussehen her dem von Cinderella etwas gleicht. Ebenso wie Cinderella verliebt sich auch Aurora bereits in der Mitte des Films in einen Prinz ohne zu wissen um wen es sich eigentlich handelt. Es gab also durchaus einige Gemeinsamkeiten mit den beiden anderen klassischen Märchen. Dies wirkt sich während des Films am meisten auf Aurora aus, die im Vergleich zu den anderen beiden Prinzessinen deshalb auch etwas blass bleibt und somit den größten Kritikpunkt in einem sonst sehr schönem Animationsfilm aus dem Hause Disneys bildet.
Dies liegt wohl am meisten an dem recht eigenwilligen Stil Dornröschens, der sich doch recht deutlich von anderen Disneyfilmen abhebt und in dieser Form auch in der Folgezeit einzigartig blieb. Der ganze Film fühlt sich wie ein wunderschönes, sich bewegendes, Gemälde an. Hinzu kommt noch die unvergleichbare Musik Tschaikowskis, der noch zu Lebzeiten ein eigenes Ballett zu Dornröschen schrieb. Das Disney dies nun für seinen eigenen nutzt, ist ein wahrer Glücksfall. Insbesondere das Stück "Once upon a dream" (oder in Deutsch "Eines Nachts im Traum") ist mittlerweile einer der ganz großen Klassiker Disneys und insbesondere die Waldszene mit Aurora und Prinz Phillip ist die vielleicht schönste Tanzszene in der Geschichte Disney mit der sich wohl nur "Die Schöne und das Biest" messen kann.
Diese Szene jedenfalls gibt auch sehr schön den Stil Dornröschens wieder. Hier ist alles etwas gehobener als noch bei den anderen Filmen Disneys. Dies führt aber manchmal auch dazu, dass sich der Film etwas sperrig anfühlt. Deshalb ist der Film auch nicht ganz und gar perfekt, denn die Figuren selbst wachsen einem nicht ganz so ans Herz wie es noch in den vergangenen Filmen der Fall war. Dies trifft vor allem auf Aurora zu, die man durchaus als eine Mischung aus Cinderella und Schneewittchen bezeichnen kann. Im Aussehen ähnelt sie Cinderella und im Verhalten eher dem Schneewittchens, was insbesondere an ihrer Verträumtheit den ganzen Film über hinweg deutlich wird. Der Prinz hingegen bekommt in diesem Film endlich mal etwas mehr zu tun als noch in den anderen Filmen. Bei Schneewittchen tauchte er ja nur kurz am Anfang und dann ganz am Schluss auf und in Cinderella war er ja völlig profillos. Hier hingegen bekommt er schon frühzeitig ein Gesicht und er gerät auch mal richtig in Gefahr. Hinzu kommt, dass er nicht ganz so sehr dem Adel verbunden ist wie noch die beiden Vorgänger. So reitet er allein durch die Gegend, will ein normales Mädchen heiraten und macht sich am Ende dafür noch die Hände schmutzig. Umso ärgerlicher ist es da eigentlich, dass er zum Ende ständig von drei Feen begleitet wird. Diese Feen dominieren eh den ganzen Film. Sie sind praktisch die Mäuse aus Cinderella, ständig präsent und man widmet ihnen deutlich mehr Zeit als der eigentlichen Hauptfigur. Während sich Aurora durch den Wald tanzt, sieht man halt wie die Feen den Haushalt ohne Zauberstäbe bewältigen müssen und wie sie diese dann doch wieder einsetzen. Aber auch davor und danach sind diese drei Feen ständig anwesend. Sicherlich gehört es zur Story dazu, dass sie sich um Aurora kümmern und somit auch Hauptfiguren sein müssen, aber trotzdem ist es irgendwie schade, dass der Film dann auch oftmals nur daraus besteht, wie sich zwei der Feen ständig streiten, wobei der ständige Farbwechsel des Kleides ganz lustig ist.
Ein wirkliches Highlight ist aber sicherlich der Bösewicht des Films, die böse Malefiz. Ihres ganzes Aufteten und auch ihr Aussehen ist ziemlich angsteinflößend. Auch ihre Heimat bildet da keine Ausnahme. Auch die ganzen Koboldtänze und wie Malefiz teilweise auf diese einschlägt, ist für einen Disneyfilm schon recht hart. Das Finale toppt dann aber natürlich nochmal alles. Auch wenn es recht lustig ist, wie kurz eigentlich der Weg zwischen Malefiz Domizil und dem Königreich ist, so ist es doch sehr gut durchgeplant und eines der besten Enden die Disney je hervorgebracht hat. Vor allem der Drache ist dann nochmal ein Highlight und auch die Musik ist hier wieder sehr schön dramatisch. Einziger Schönheitsfehler ist hier mal wieder das direkte Eingreifen der Feen. Wieso konnte der Prinz dies denn nicht alleine erledigen?
Wirklich schön ist dann aber einmal mehr auch das Finale, in dem das Liebespaar dann ähnlich wie in Bambi in den Wolken tanzt. Eine ähnliche Sequenz war auch schon für Cinderella geplant gewesen, wurde dann aber doch noch verworfen. Noch besser als der Tanz in den Wolken ist aber wohl der ständige Farbenwechsel von Auroras Kleid, welcher dieser Szene erst seine wahre Magie herbeiführt. Das Tanzhighlight bleibt aber trotzdem die Szene in der Mitte des Films, in der Aurora mit dem Prinz noch durch den Wald tanzt, da diese noch etwas zeitloser wirkt und noch nicht das ganz große Happy End heraufbeschwört.
Insgesamt ist Dornröschen aber ein wirkliches Highlight in der Geschichte Disneys. Zwar nicht umbedingt von der Story, denn diese ist nur ok, aber animationsmäßig und musikalisch hat man es hier mit einem wahren Meisterwerk zu tun, welches auch in der Folgezeit seinesgleichen suchte. Sowohl in romantischen, ruhigen als auch temporeicheren Szenen bewegt sich die Animation auf konstant hohem Niveau, welche auch 50 Jahre später nichts von ihrem Glanz verloren hat.

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