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Montag, 23. November 2009

Filmkritik: Die Schöne und das Biest


Regie: Gary Trousdale, Kirk Wise
Drehbuch: Roger Allers, Chris Sanders, Joe Ranft, u.v.a.
Musik: Alan Menken
Laufzeit: 87 Minuten
freigegeben ab: 0 Jahren
Trailer: hier

Es ist wohl unbestritten, dass die 90-er die erfolgreichste Zeit in der Geschichte Disneys waren, in der Klassiker wie "Die Schöne und das Biest", Aladdin und der "König der Löwen" erschienen sind. Während zu Lebzeiten Disneys die Zeichentrickfilme gerne mal zu Flops mutierten, sorgten die Filmer der 90-er durchweg für grandiose Einspielergebnisse. "Die Schöne und das Biest" nimmt dabei noch eine Sonderstellung ein. Die Renaissance des Zeichentricks hat ohne Zweifel Arielle eingeläutet, doch war "Die Schöne und das Biest" der erste und bislang einzigste Animationsfilm, der je eine Nominierung für den Oscar als bester Film erhalten hat. Am Ende musste man sich zwar dem Schweigen der Lämmer geschlagen geben, doch ist es zweifellos so, dass dieser Film auch heute noch eine Sonderstellung in der Geschichte Disneys einnimmt. Es hat ja auch seine Gründe wieso man den Film 2011 nochmal in 3-D wiederaufführen möchte.
Für mich persönlich stellt dieser Film den wohl besten Disneyfilm überhaupt dar, selbst wenn sein Nachfolgewerk Aladdin diesem doch recht nahe kommt. Am meisten fasziniert bin ich bei dem Film immer wieder von der Hauptdarstellerin Belle, die bislang meine absolute Lieblingsprinzessin darstellt. Sie ist am Anfang zwar noch keine Prinzessin , doch ist sie nicht jemand, der ständig nur so vor sich hinträumt, sondern sich auch für andere Menschen interessiert. Auch von der Animation her finde ich sie am Schönsten.
Aber natürlich macht die Hauptdarstellerin alleine keinen wirklich guten Film aus. Dazu gehört natürlich auch noch die eigentliche Geschichte und die anderen Charaktere. Bei Animationsfilmen sind aber sicherlich auch noch technische Aspekte und die Musik von großer Bedeutung.
Bei der eigentlichen Geschichte fällt hier sofort auf, dass diese viel mehr einer klassischen Liebesgeschichte gleicht als es andere Filme der 90-er tun, welche deutlich mehr auf Action ausgelegt sind. "Die Schöne und das Biest" ist in dieser Hinsicht der wohl romantischste Film und das merkt man diesem auch deutlich an. Es gibt mit Gaston zwar auch einen Bösewicht, der zumindest am Ende doch eine recht zentrale Rolle einnimmt, aber zumindest in der Mitte des Films von der Bildfläche verschwindet.
Dies ist jedoch nicht weiter schlimm, denn "Die Schöne und das Biest" ist neben Titanic die wohl beste Liebesgeschichte der 90-er. Wie sich Belle und das Biest am Anfang überhaupt nicht leiden können und am Ende dann doch zusammenfinden, ist einfach nur toll. Besonderen herausstechen tut da natürlich die Ballszene in der Mitte des Films, die für mich zusammen mit der Waldszene aus Dornröschen zu den schönsten Tanzszenen in der Geschichte Disneys gehört.
Dabei profitiert der Film einmal mehr auch von der grandiosen Musik von Alan Menken und Howard Ashman, der den Filmstart des Filmes nicht mehr miterleben konnte, aber noch maßgeblich zu diesem beitrug. Natürlich haben in den 90-ern alle Disneyfilme einen gewissen Musicalanstrich, doch bei "Die Schöne und das Biest" sticht dieser wohl am meisten heraus. Sowohl Score als auch die einzelnen Songs ergänzen sich perfekt. Das ganz große Highlight ist wohl wie bereits geschrieben "Die Schöne und das Biest", eine der schönsten Balladen, die je komponiert wurde. Aber auch Lieder wie "Be your guest" oder der Anfangssong Belle sind einfach nur große Klassiker. Da ist es dann auch kein Wunder, dass Alan Menken hierfür wieder zwei Oscars mit nach Hause nehmen konnte, wobei hier der Siegersong etwas besser nachvollziehbar ist als bei Arielle. Dies liegt aber daran, dass bei Arielle einfach stärkere Songs übergangen wurden. Im Gegenzug dazu war der Score von Arielle noch einen Tick einprägsamer, aber beide Scores sind trotzdem auf verdammt hohen Niveau.
Ein großes Lob verdienen aber auch die ganzen Charaktere im Film. Über Belle habe ich meine Meinung ja schon kundgetan, aber auch das Biest und die ganzen Angestellten funktionieren prächtig. Über Lurniere und von Unruh kann man herrlich lachen, aber auch Madame Portiere und Tassilo sollten nicht unerwähnt bleiben, denn trotz ihrer Ähnlichkeit hat man beide gleich gern. Aber auch die anderen menschlichen Charaktere funktionieren überraschend gut, sei es Belles Vater oder der lustige Sidekick zu Gaston Maurice.
Nicht verschweigen sollte man jedoch, dass für diesen Film Jeffrey Katzenberg mitverantwortlich war, der mittlerweile mit "Dreamworks Animation" ein sehr erfolgreiches Animationsstudio leitet. Allerdings fällt dort der Humor oftmals eher fragwürdig aus. Nunja, auch bei "Die Schöne und das Biest" schimmert dieser zuweilen durch, was besonders im Dorf von Belle recht deutlich wird. Zum Glück ist es aber auch nur ein Schimmern und der Rest oftmals klassisch Disney. Dies ist aber auch nur der einzige kleine Kritikpunkt an diesem Film, denn so wirklich stören tut dies zum Glück ja nicht.
Dafür muss ich hier das Finale des Films loben. Wie in meiner Kritik zu Arielle geschrieben, bin ich damit ja nicht immer so wirklich glücklich gewesen, doch bei "Die Schöne und das Biest" ist dies anders. Hier ist das Finale wirklich sehr gut ausbalanziert, selbst wenn der letzte Akt von Gaston doch etwas erzwungen wirkt. Aber hier gibt es das richtige Maß an Dramatik und Tempo. Die Szene danach geht dann eh in die Geschichtsbücher Disneys ein. Sie ist sehr traurig und kurz danach einfach nur noch wunderschön. Einer der ganz großen Momente in der Geschichte Disneys.
Auch animationsmäßig ist der Film natürlich sher gut. Nachdem die Filme der 70-er und 80-er ja eher mittelmäßig aussahen, sieht "Die Schöne und das Biest" wie auch schon Arielle endlich wieder richtig klasse aus. Man merkt zwar trotzdem, dass der Film nicht mehr so animiert wurde wie noch zu den Zeiten von Walt Disney und man hat in einigen Szenen schon das Gefühl, dass da der Computer mitgespielt hat, doch wenn man für ein ordentliches Gleichgewicht zwischen Handzeichnung und Computer sorgt so ist gegen den Einsatz davon ja nichts einzuwenden. Außerdem können dadurch Szenen erschaffen werden, die halt früher in dieser Vielzahl nicht möglich waren. Irgendwo muss man halt dann auch Grenzen erkennen und diese dann entsprechend ausgleichen. Bei Bambi hat man den Schnee ja auch nicht durch Handzeichnung erschaffen.
Ein großes Lob verdient aber auch noch die Eröffnungssequenz des Films, da diese durch Gemälde und nicht durch Animation erzählt wurde, was diese Sequenz deutlich aufwertet. Es wäre zwar auch lustig gewesen, mal wieder eine klassische Eröffnungssequenz mit Buch zu animieren, aber gehört dies dann wohl doch in die Zeit von Disney und es ist durchaus auch wichtig, wenn man mal neue Wege bestreitet, vor allem wenn dies so gut funktioniert wie hier. Umso unbegreiflicher ist es da eigentlich, dass man dies in einer Fortsetzung des Films nochmal richtig animierte, was dem Ganzen wohl deutlich die Magie nimmt. Aber zum Glück gucke ich mir das auch gar nicht mehr an.
Stattdessen erfreue ich mich lieber ein weiteres Mal an diesem Filmklassiker des Animationskino, der nicht nur eine tolle Geschichte besitzt, sondern auch Charaktere, die einem nahe gehen und einem Soundtrack, den es in der Folgezeit kaum noch zu hören gab. Ganz großes Kino.

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