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Sonntag, 8. November 2009

Filmkritik: Susi und Strolch


Regie: Clyde Geronimi, Wilfred Jackson, Hamilton Luske
Drehbuch: Ward Greene, Erdman Penner, Joe Rinaldi, Ralph Wright, Don DaGradi
Musik: Oliver Wallace
Laufzeit: 73 Minuten
freigegeben ab: 0 Jahren
Trailer: hier

Nachdem sich Disney in der Nachkriegszeit vorerst mit menschlichen Figuren und fantasiereichen Storys beschäftigt hatte, kam mit "Susi & Strolch" erstmals seit Bambi wieder ein Film über Tiere in die Kinos, der sich diesesmal den Hunden annahm. Zum einen gibt es da Susi (in der englischen Fassung übrigens einfach Lady genannt), die wohlgehütet bei einer Familie aufwächst und zum anderen Strolch, der seinem Namen alle Ehre macht. Er hat weder ein festes Zuhause noch eine bestimmte Familie und schnorrt sich bei anderen Personen durchs Leben. Doch eines Tages kreuzen sich dann ihre Wege.
Der Anfang des Films ist dabei schon sehr stimmungsvoll. Eine wunderschöne Winterlandschaft an Weihnachten und schöne ruhige Musik im Hintergrund sorgen gleich für ordentlich Stimmung. Kurz darauf sehen wir auch gleich Susi als Baby, die ein Weihnachtsgeschenk darstellt. Natürlich ist der Knuddelfaktor wie bei so ziemlich jedem Hundebaby sehr hoch und auch wenn sie gleich in ihrer ersten Nacht ordentlich frech ist, so schließt man sie doch komplett in ihr Herz, zumal sie in diesen Szenen ja noch nicht sprechen kann.
Kurze Zeit später ist es dann aber auch schon vorbei mit der Herrlichkeit und Susi muss sich langsam dem Alltag stellen als Frauchen und Herrchen Nachwuchs bekommen und Susi damit anfangs nicht so viel anfangen kann, da sie nicht mehr der alleinige Mittelpunkt ihrer Familie ist. Jedoch arrangiert sie sich dann doch recht schnell mit diesen Gegebenheiten und motzt nicht großartig rum. Dies geschieht erst als Frauchen und Herrchen verreisen und Tante Sarah (in der deutschen Fassung Tante Clara) das Haus hüten soll, welche mit Hunden nicht viel anzufangen weiß und außerdem zwei siamesische Katzen mitbringt, die Susi schlussendlich aus dem Haus vergraulen. Als ihr dann auch noch ein Maulkopf aufgesetzt wird nimmt Susi endgültig reißaus und trifft auf Strolch, der sie vorher schonmal in ihrem Garten besucht hat.
Was nun beginnt ist eine romantische Geschichte, wo beide sich zwar recht schnell ineinander verlieben, aber trotzdem für eine der großen Momente in der Geschichte Disneys sorgen. Denn besonders die Spaghettiszene ist mittlerweile legendär und der Song "This is the night" (Schön ist die Nacht) ist einer der ganz großen Disneyklassiker. Für mich ist die Szene in Bambi zwar noch einen Tick besser, aber nach dem Film hat man definitiv einen Ohrwurm für die nächsten Tage.
Da ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass die Szenen danach etwas abflachen. Es gibt zwar durchaus noch ein paar Wendungen in der Beziehung zwischen Susi und Strolch, doch hat man ein wenig das Gefühl, dass die Geschichte doch schon erzählt ist. Das Ende wird dann auch noch etwas überdramatisiert. Das soll aber nicht bedeutet, dass die Story danach schlecht ist, denn sie ist immer noch ziemlich gut. Sie hat ordentlich Witz und einmal mehr kommen Tierjäger hier nicht so wirklich gut weg, nur das absolute Highlight ist halt schon geschehen. Es ist halt oftmals problematisch, wenn das Highlight des Films schon in der Mitte des Films stattfindet. Deshalb ist es schon erstaunlich, wie gut sich "Susi und Strolch" da noch aus der Affäre ziehen. Es ist ja eh der erste abendfüllende Disneyfilm, der auf einer eigenen Geschichte basiert. Die Story wurde zwar schon zwei Jahre vor Kinostart als Buch veröffentlicht, allerdings geschah dies auf den Wunsch Disneys, da er sich erhoffte, dass die Geschichte von Susi und Strolch zum Kinostart dann schon etwas bekannter ist.
Nicht zu vergessen sind aber auch die Nebencharaktere des Films wie beispielsweise Jock und Pluto (bzw. Trusty), die sich ebenfalls Sorgen über Susi machen. Besonders toll sind aber auch die Hunde in der Tierhandlung. Es ist fast etwas schade, dass man diese nur so kurz zu sehen bekommt. Jeder dieser Charaktere hätte durchaus mehr Zeit verdient gehabt. Aber auch die einzelnen menschlichen Figuren sind herzallerliebst, was auch auf die beiden italienischen Kellner zutrifft und insbesondere auch auf das Herrchen und Frauchen von Susi. Man muss natürlich bedenken, dass dies ein Film aus der Sicht von Hunden ist und die Menschen dadurch nur Nebenfiguren sind, aber trotzdem hat man vor allem Susis Familie sehr viel Wärme ausgestattet. Sie sind immer sehr zuvorkommend zu Susi und es ist auch recht viel Wortsitz vorhanden, wenn Herrchen Susi nur für eine Nacht im Bett schlafen lassen möchte oder sich auf charmante Weise aufregt, dass Susi ihn so früh am Sonntag weckt, von kaputten Zeitungen kaum zu reden. Einzig in der Mitte des Films konnte man nicht so recht erahnen, wie sehr die Beiden nun noch zu Susi stehen, aber dies war zu der Fortführung der Geschichte auch notwendig und vielleicht ist deshalb auch das etwas überdramatisierte Ende nötig, da man da endlich erkennt, wie sehr Herrchen und Frauchen Susi lieben.
Außerdem gibt es somit auch eine Versöhnung mit Tante Clara, die ja nicht allzu begeistert von Susi war. Diese Versöhnung bemerkt man dann besonders bei der abschließenden Weihnachtsfeier, wo sie selbst aber nicht auftritt, sondern nur kurz erwähnt wird.
Animationsmäßig kann man dem Film auch kaum Vorwürfe machen. Das ist wieder ziemlich guter Disneystandard und auch wenn es mich nicht so fasziniert wie beispielsweise Pinocchio, so ist mehr hier halt einfach nicht nötig gewesen und eigentlich sieht der Film ja trotzdem spitze aus. Auch die Musik passt sich da sehr gut an. Über den Überhit habe ich ja bereits gesprochen, aber auch der Rest hört sich sehr gut an, egal ob die Musik am Anfang in dem winterlichen Ort oder der Song über Strolch. Da gibt es nichts zu meckern.
Insgesamt ist "Susi und Strolch" eine der schönsten Liebesgeschichten in der Geschichte Hollywoods, welcher wohl den besten Film Disneys in den 50-ern markiert und auf einem Level mit Pinocchio und Bambi konkurrieren kann. Einfach nur ein wunderschöner Film.

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