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Freitag, 17. Juli 2009
Filmkritik: Harry Potter und der Orden des Phönix
Regie: David Yates
Darsteller: Daniel Radcliffe, Rupert Grint, Emma Watson
Drehbuch: Michael Goldenberg
Musik: Nicholas Hooper
Laufzeit: 133 Minuten
freigegeben ab: 12 Jahren
Trailer: hier
Für viele Leute gilt Harry Potter ja als reiner Winterblockbuster. Der fünfte Teil "Harry Potter und der Orden des Phönix" bewies jedoch das Gegenteil und wurde mit einem Einspiel von über 900 Millionen Dollar zum zweiterfolgreichsten Film der Reihe. Wie auch schon in der vorangehenden Teilen übernahm ein neuer Regisseur das Ruder. Diesmal übernahm dies der aus dem Fernsehen bekannte David Yates, wo er unter anderem die Miniserie "State of Play" inszenierte, die dieses Jahr auch ein US-Remake in Spielfilmform erhielt. Auch beim Drehbuch gab es diesmal Veränderungen, da der Drehbuchautor der ersten vier Teile Steve Kloves eine Pause brauchte, verpflichtete man Michael Goldenberg, der sich vor allem durch sein Drehbuch zu Robert Zemeckis Contact und der Adaption von Peter Pan einen Namen machte.
Goldenberg hatte jedoch eine ziemlich harte Aufgabe, denn der "Orden des Phönix" ist das mit Abstand dickste Buch der Reihe und dies in einen 2 1/2 - Stunden Film zu komprimieren ist natürlich nicht ganz leicht. Hier sei aber dazugesagt, dass das 5. Buch eher auf Quantität als Qualität setzte und J.K. Rowling hiermit nicht gerade ihren besten Roman ablieferte. Er hatte zwar einige wirklich starke Momente, aber vieles wurde zu ausführlich erzählt, so dass man sich ab einem gewissen Zeitpunkt gelangweilt hatte. Selbst für den weiteren Verlauf der Geschichte unwichtige Personen wie Gilderoy Lockhart wurden in diesem nochmal aufgegriffen und hinzu kommt noch, dass man sich nach den Ereignissen von Teil 4 etwas anderes unter Teil 5 vorgestellt hatte. Stattdessen handelt das ganze Buch nur darüber, dass niemand Harry glauben möchte, dass Voldemort zurück ist und so gibt es auf den ersten 200 Seiten erstmal eine totlangweilige Gerichtsverhandlung ehe man sich nach Hogwarts begibt, wo man ebenfalls vom Ministerium tyrannisiert wird. Da hätte man sich etwas deutlich besseres überlegen können.
Umso überraschender ist es dann, dass der Film doch so unterhaltsam ist. Er ist sicherlich nicht perfekt und seinen zwei Vorgängern unterlegen, jedoch macht der Film viele Dinge besser als es beispielsweise Teil 1 und 2 machen. Allerdings hätte ich mir an manchen Stellen ein etwas besser auf den Schnitt des Films abgestimmtes Drehbuch gewünscht. Es ist sicherlich nicht notwendig, alle Handlungsstränge des Buches im Film aufzugreifen, jedoch sollte der Film in sich geschlossen wirken. Einige werden während des Films bestimmt Percy Weasley als Gefolgsmann von Fudge erkannt haben. Warum er dies jedoch macht, wird zu keinem Zeitpunkt erwähnt. Sicherlich ist es schön, auch einige Dinge im Film zu zeigen, die im Buch vorkommen, ohne diese extra zu erklären. Jedoch sollten diese auch schlüssig sein, denn sonst wirkt das eher deplatziert. Auch hätte man in dem Film einige Dinge deutlicher erklären können, besonders zum Ende hin. Als Buchkenner kann man zwar alles noch recht gut nachvollziehen, aber es wäre doch kein Problem, etwas mehr davon zu erklären. Sicherlich ist Harry Potter in erster Linier Popcornkino und die meisten Nicht-Buch-Kenner wollen sich nur unterhalten lassen und diesen werden viele Details nicht so wichtig sein, aber mit den Erklärungen wirkt der Film an sich runder und dann kann man auch echt sagen, dass man die Romanvorlage nicht kennen muss, so dass sich die Filme wirklich unabhängig von jenen entfalten können. Das hat man hier doch ein wenig verpasst und wäre doch recht einfach umsetzbar gewesen.
Im Endeffekt ist die Adaption aber trotzdem deutlich unterhaltsamer als die Romanvorlage und ist bei mir innerhalb der Filmreihe deutlich höher angesehen als in der Romanreihe. Denn die Geschichte schmeißt den unnötigen Ballast größtenteils ab und konzentriert sich größtenteils auf die Hauptgeschichte. Allerdings passiert Yates hier abundzu das gleiche wie Newell am Anfang von Teil 4. Der Film rennt zu schnell durch die Geschichte, so dass man manchmal das Gefühl hat, da fehlt noch etwas. Ein paar Pausenfüller hätten dem ganzen da gut getan. Mit seiner Laufzeit von 133 Minuten ist "Der Orden des Phönix" ja der bislang kürzeste Film der Reihe und da hätte man also echt Zeit gehabt, einige Dinge nochmal etwas genauer zu erleuchten. Allerdings hatte man dazu dann wohl doch nicht passendes Filmmaterial gedreht. Denn die Extraszenen der DVD sind doch reichlich belanglos. Insgesamt kann man aber trotzdem von einer gelungenen Adaption der Buchvorlage sprechen, aber etwas runder hätte man das Ganze auch gestalten können.
Inszenierungsmäßig kann man dem Film keinen Vorwurf machen. Wie schon Newell hat Yates sich sehr an dem Stil von Cuaron orientiert, selbst wenn man die Dementoren aus Teil 3 nochmals überarbeitete. Aber ansonsten ist das alles doch recht stimmungsvoll. Dazu tragen natürlich auch wieder einige imposante Sets bei. Besonders die Haupthalle des Ministeriums ist dabei sehr schön gestaltet und schon in der ersten Szene kommt dort ein Wow-Gefühl hervor. Nicht so ganz gelungen ist jedoch der Raum der Prophezeihungen und dann auch der Raum mit dem Torbogen. Das ist doch ein bisschen zu düster geraten. Sicherlich passen helle Sets dort auch nicht so ganz, aber das fast alles dunkel ist, ist auch etwas zu viel des Guten und "Der Raum der Prophezeihungen" ist auch etwas arg überdimensioniert. Die Effekte sind größtenteils gelungen, wobei man hier in ein paar Szenen aber etwas geschlampt hat. So sieht insbesondere der Flug auf den Besen am Anfang doch etwas arg billig aus und auch die Thestrale sehen doch etwas komisch aus. Die hätte man vom Design her doch etwas besser gestalten können.
Für die Musik arbeitete Yates mit seinem langjährigen Komponisten Nicholas Hopper zusammen, der zumindest einen guten Soundtrack ablieferte, wenn auch keinen genialen, denn dafür sind die Melodien oftmals doch zu einfach gehalten und in ein paar Szenen ist sie auch ziemlich deplaziert. Besonders ärgerlich ist dies beim Flug der Thestrale. Was eigentlich bedrohlich hätte klingen müssen, klingt hier so, als wenn sich alle Beteiligten einen Spaß daraus machen auf den ach so tollen Thestralen eine Runde über Hogwarts zu fliegen. Positiv hingegen ist, dass man während des Endkampfes kurz mal auf Musik verzichtete, was den Kampf um einiges imposanter daherkommen lässt, was man auch den guten Soundeffekten zu verdanken hat.
Wirklich toll ist einmal mehr die Umsetzung der einzelnen Charaktere. Wie in so ziemlich jeder Potter-Review fange ich dabei wieder mit der Professur für "Verteidigung gegen die dunklen Künste" an. Diesmal wurde dies jedoch von einer Frau gespielt und diesmal ist es im Gegensatz zu Teil 3 und 4 eine Figur, zu der Harry keinerlei Bindung aufbaut. Dies liegt natürlich daran, dass diese Figur diesmal alles andere als freundlich daherkommt. Dies war aber bei der Umsetzung des Romans auch Voraussetzung, denn Dolores Umbridge soll Harry ja das Leben in Hogwarts zur Hölle machen. Durch die starke Kompremierung der Story kommt dies zwar nicht ganz so stark zur Geltung wie im Roman, aber trotzdem baut man gegenüber der Figur eine unglaubliche Antipathie auf, was auch an der exellenten darstellerischen Leistung von Imelda Staunton liegt.
Ansonsten wird in diesem Roman auch eine neue Mitschülerin von Harry vorgestellt, die etwas schrullige Luna Lovegood. Die Besetzung dieser Rolle ist den Produzenten aber sehr gut gelungen. Man hat wirklich das Gefühl, dass es die Luna ist, die man bereits aus den Romanen kennt.
Neben Jason Isaac als Gefolgsmann von Voldemort wurde nun auch noch ein weiterer berühmter Todesser vorgestellt, welcher eine Frau ist und noch um einiges kompromissloser vorgeht als der gute Lucius. Auch wenn die Rolle eher klein ausfällt, so ließ man sich auch hier nicht lumpen und verpflichtete Helena Bonham-Carter, die in letzter Zeit insbesondere durch Filme von ihrem Ehemann Tim Burton in Erscheinung getreten ist. Da ihre Rolle nicht wirklich groß ist, kann man diese nur schwer einschätzen, aber nach mehrmaligen Sehen bekommt man doch langsam Zugang zu dieser Rolle, die ja doch stark übertrieben ist. Natürlich darf auch Ralph Fiennes in diesem Film nicht fehlen, der aber wie schon in Teil 4 nur am Ende in Erscheinung tritt. Schauspielerisch hat er diesmal nicht ganz so viel zu tun wie noch im Vorgänger, aber diesmal ist die Szene schon im Buch nicht ganz so stark geschrieben, die Erscheinung Voldemorts ist aber weiterhin imposant. Mal sehen, was Fiennes dann in Teil 7 und 8 zu tun bekommt.
Insgesamt ist "Harry Potter und der Orden des Phönix" eine positive Überraschung gegenüber der Romanvorlage. Was dort noch recht zäh war, ist im Film durchaus unterhaltsam. Ein paar Schlampereien gibt es im Drehbuch, die man eigentlich recht einfach hätte stopfen können. Dann hätte es Teil 5 sogar mit Teil 3 und 4 aufnehmen können, so bleibt er aber doch dezent hinter jenen zurück. Dem Stil der beiden Vorgänger bleibt er aber sicherlich treu.
Labels:
David Yates,
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