Seiten

Donnerstag, 5. November 2009

Filmkritik: Cinderella


Regie: Clyde Geronimi, Wilfred Jackson, Hamilton Luske
Drehbuch: Bill Peet, Erdman Penner, Ted Sears, Winston Hibler, Homer Brightman, Harry Reeves, Ken Anderson, Joe Rinaldi
Musik: Paul J. Smith, Oliver Wallace
Laufzeit: 72 Minuten
freigegeben ab: 0 Jahren
Trailer: hier

Mit Cinderella widmete sich Disney erstmals seit Bambi wieder einem ganzen Spielfilm, in dem nicht wahrlos irgendwelche Kurzgeschichten zusammengefügt wurden. Jedenfalls merkt man diesen Stilwechsel schon recht schnell und es fühlt sich sehr angenehm an. Sicherlich sollte man die Zeit davor nicht komplett verdammen und genauso wenig werde ich nun Cinderella komplett in den Himmel loben, denn das hat er meiner Meinung nach auch nicht verdient.
Ähnlich wie bei Schneewittchen steht man hier wieder vor dem Problem, ein eigentlich recht kurzes Märchen auf Filmspiellänge zu bringen und das merkt man dem Film auch an. Die eigentliche Hauptstory ist natürlich sehr gut umgesetzt worden und vor allem in der Ballszene spürt man erstmals wieder die ganz große Magie, die die ersten Spielfilme Disneys so unvergleichbar machten. Sie ist nicht so grandios geworden wie dann 9 Jahre später in Dornröschen am Ende, aber trotzdem ist die Tanzszene doch ziemlich schick. Die einzige Sache, die man in dieser Szene diskutieren könnte, ist die Art wie Cinderella aussieht. Das Kleid, welches sie anfangs trug, machte sie deutlich natürlicher als nun dieses der guten Fee. Sicherlich durfte sie nicht wie Cinderella aussehen, denn dann hätte die Stiefmutter diese ja sofort erkannt. Dies ändert aber nichts daran, dass sie damit deutlich hübscher war und schade ist es deshalb auch, dass sie dann am Ende schon wieder so wie auf dem Ball aussieht. Aber das ist in diesen Szenen nicht weiter tragisch.
Ansonsten ist die Figur der Cinderella aber sehr schön herausgearbeitet. Sie ist glücklicherweise nicht mehr ganz so zuckersüß wie noch Schneewittchen. Immerhin hat man bei ihr nicht ständig das Gefühl, dass sie nur von ihrem Prinzen träumt, was dann auch bei der Ballszene ziemlich deutlich wird. Sie gibt sich schon mit recht einfachen Dingen zufrieden und wirkt auch so einfach sympatisch und man kann mit ihr schon ziemlich gut mitfühlen. Allerdings verpasst man es auch hier ein wenig, sie etwas aktiver werden zu lassen. Die meisten Aufgaben erledigen hier mal wieder die Tiere und nicht Cinderella selbst. Ihr wird in der zweiten Hälfte doch ziemlich viel zugeworfen und sie selbst macht dafür nicht sehr viel. Dies zeigt zwar deutlich, wie sehr sie die anderen Figuren des Films (ausgenommen natürlich Stiefmutter und ihre Töchter) mögen und sie für ihre ganze Arbeit endlich belohnt wird. Trotzdem hätte doch für sie selbst auch noch etwas übrig bleiben können.
Allgemein hat man teilweise das Gefühl, dass in Wirklichkeit die Mäuse die Hauptrolle inne haben und Cinderella teilweise in den Hintergrund gerät. Das Katz und Maus spielen nimmt ja fast mehr Zeit ein als die ganze Prinzengeschichte, was besonders in der ersten Hälfte deutlich ins Gewicht fällt. Man sieht zwar kurz wie Cinderella die Tiere füttert, den anderen das Frühstück zubereitet und kurz auch mal den Boden wischt, aber deutlich mehr stehen die beiden Mäuse Karlie und Jack im Mittelpunkt, die sich ständig mit der Katze Luzifier streiten. Dies ist anfangs noch ganz lustig, mit der Zeit dann aber auch etwas eintönig. Sicherlich ist das der recht einfachen Story des Märchens geschuldet, aber man hätte ruhig noch etwas mehr von Cinderella zeigen können. Der Anfang wurde ja recht schnell abgehandelt.
Aber auch der Prinz kommt in diesem Film nur ganz kurz vor. Genaugenommen bekommt man ihn nur kurz bei der Ballszene zu sehen und den Rest übernimmt dann der Großherzog, der zwar ganz witzig ist, aber auch deutlich unwichtiger als der Prinz. Wieso will der Prinz selbst denn nicht mit dem König sprechen und ihm sagen, wie er sich fühlt und wieso wartet der Prinz lieber im Schloss als selbst nach ihr zu suchen. Sicherlich erfüllt auch der Herzog seine Rolle, aber so hätte der Prinz doch deutlich mehr Tiefe erlangen könne. Nun bleibt er halt ähnlich blass wie schon der Prinz aus Schneewittchen.
Kommen wir nun noch zur Animation. Wie bereits erwähnt sind insbesondere die Szenen im Schloss sehr gelungen und die Tanzszene zwischen dem Prinz und Cinderella sorgt endlich mal wieder für so etwas wie Magie. So grandios wie die Szenen in Bambi sind sie zwar auch nicht, aber das passte schon gut. Das liegt aber vielleicht auch daran, dass die Musik in Bambi noch einen Tick unverwechselbarer war. Die Musik in Cinderella ist keinesfalls schlecht und oftmals sogar ziemlich gut, nur halt im Vergleich mit den anderen Soundtracks der Disneyfilme kann sie nicht zu 100 % mithalten.
Die Animation abseits der Ballszene ist dann allerdings etwas unspektakulärer geraten. Sie ist nicht schlecht, aber den ganz großen Standard wie Pinocchio oder Bambi erreicht sie nicht, da die einzelnen Räume für mich nicht so detailreich gezeichnet wurden wie noch in den anderen Filmen und auch die Mäuse und Vögel sind doch recht einfach gezeichnet und stellen keinesfalls eine Revolution dar. Das gewisse Etwas fehlt halt diesen Szenen. Aber man muss ja auch bedenken, dass das Studio damals nicht gerade die besten finanziellen Möglichkeiten hatte. Deshalb sollte man froh sein, dass zumindest die zweite Hälfte so schön aussieht und guter Standard ist ja auch die erste Hälfte.
Allgemein ist Cinderella ein recht schönes Märchen geworden. Es gibt zwar ein paar Dinge, die ich an dem Streifen auszusetzen habe, aber das liegt möglicherweise auch an der nicht ganz so detailreichen Vorlage. Für die Rückkehr Disneys ins Spielfilmgenre ist der Film aber sicherlich sehr gut geglückt.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen