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Sonntag, 22. November 2009

Filmkritik: Bernard und Bianca im Känguruhland


Regie: Hendel Butoy, Mike Gabriel
Drehbuch: Jim Cox, Karey Kirkpatrick, Byron Simpson, Joe Ranft
Musik: Bruce Broughton
Laufzeit: 74 Minuten
freigegeben ab: 0 Jahren
Trailer: hier

Was mit Oliver & co. noch schief gegangen ist, wurde mit "Bernard und Bianca im Känguruhland" endlich Wirklichkeit, das erste Sequel eines Disneyfilms. Es lässt sich natürlich darüber streiten, ob nicht schon Drei Cabelleros ein Sequel von Saludos Amigos ist, doch kann man dies wohl eh nicht wirklich vergleichen. Warum man ausgerechnet "Bernard und Bianca" für ein Sequel ausgesucht hat, ist natürlich fragwürdig. Teil 1 war zwar durchaus ein sympatischer Film, doch hat Disney in den Jahren davor doch deutlich interessantere Filme veröffentlicht. Es liegt wohl daran, dass man mit diesen beiden Figuren eine ganze Reihe von Filmen hätte drehen können, was wohl auch geschehen wäre, wenn der Film Erfolg gehabt hätte. Doch zum Glück wurde er dies nicht. Ich hatte ja schon in der Kritik von Teil 1 erwähnt, dass ich mit dem Film nicht wirklich was anfangen kann, doch werde ich dies hier nochmal etwas näher betrachten.
Animationsmäßig ist der Film dem ersten Film natürlich meilenweit überlegen. Die Animation ist hier die ganze Zeit auf konstant hohem Niveau, während man sich beim ersten Teil über diese sehr gut streiten lässt. Auch der Anfang ist da sehr schön und sorgt für ein ziemlich tolles Feeling.
Das Problem ist einfach, das der Film meilenweit von dem abweicht, was Teil 1 halt so sympatisch erscheinen ließ, denn von der eher traurigen Atmosphäre des ersten Teils ist hier kaum noch was zu spüren. Die Szene in der Jenny die Flaschenpost ins Meer wirft um von Bernard und Bianca gerettet zu werden, ist einfach unglaublich und auch der Song, der dann die Opening Credits begleitet ist fantastisch. So etwas vermisst man in der Fortsetzung komplett. Auch wenn der neue Junge Cody jetzt nicht umbedingt nervt, so kommt bei ihm einfach nie das Gefühl der Hilflosigkeit von Jenny auf und oftmals ist er sogar einfach nur frech gegenüber seinem Entführer.
Jetzt ist es natürlich nicht zwangsläufig verkehrt, wenn man mal neue Wege geht, doch eigentlich ist es hier überhaupt nicht nötig eine Fortsetzung zu "Bernard und Bianca" zu drehen, denn diese markieren in diesem Film nur Nebenfiguren und beim Finale hätte man sich auch etwas ausdenken können, damit diese dort nicht benötigt werden. Auch der Beziehung zwischen den Mäusen weiß man nicht so wirklich was neues hinzuzufügen. Stattdessen gibt es halt noch eine Nervmaus, die sich offenbar an den damals sehr populären "Indiana Jones" anlehnt. Dadurch gibt es halt ein paar Spannungen zwischen den beiden Mäusen, aber einen ganzen Film dafür benötigt man mit den Beiden dann nicht. Außerdem hat man durch die veränderte Animation und auch dem anderen Produktionsteam eh das Gefühl, dass sich die Mäuse doch anders verhalten als noch im Vorgänger und das stört einfach.
Aber auch beim Bösewicht schießt man den Vogel ab. Sicherlich hat Madama Medusa mit dem ständigen Cruella de Vil - Vergleichen zu kämpfen, doch war diese trotzdem interessant, zumal die Todessümpfe ein solch starkes Setting darstellen wie es einer der interessantesten Länder unserer Erde in der Fortsetzung nicht vermag. Da bekommt man für den Bösewicht gleich ein ganz anderes Gefühl. Beim zweiten Teil hat man jetzt einfach einen Jäger, der mal wieder Tiere jagt um mit ihnen Geld zu verdienen und diese Art von Bösewicht mag ich in einem Disneystreifen einfach nicht sehen. Wenn man sich nach Reichtum oder allgemein Macht sehnt, dann weckt das durchaus Interesse an der Person, doch Leute, die das Ziel haben, Tiere zu töten, sind einfach nur pervers. Da erweckt dies einfach kein Interesse und die Person bleibt einfach nur gesichtslos. Diese Person ist einfach nur bemitleidenswert und wenn man diese Fresse sieht, dann würde man ihr am liebsten einfach nur eine ins Gesicht schlagen. Schlimmer wird es dann nur noch, wenn man dieser Person auch noch eine recht nervige Echse zur Seite stellt, die zwar viel falsch macht, aber nie wirklich lustig wirkt.
Auch musikalisch ist der Film eine Enttäuschung. Auf Songs wie im Vorgänger wurde hier komplett verzichtet und das ist ebenfalls schade, denn auch wenn die Songs des Vorgängers nicht zu den ganz großen Klassikern mutierten, so waren diese doch durchaus nett mit anzuhören und haben doch ihren Beitrag zur Atmosphäre des Films beigetragen. Das man in der Fortsetzung nun auf jene verzichtet, zeigt doch bloß, dass man dem Vorgänger gar nicht wirklich schätzt und stattdessen halt einfach eine bekannte Marke ausschlachtet.
Zum Glück ist dies ordentlich schief gegangen und finanziell wurde der Film zum Misserfolg. Vielleicht ist dies auch der Grund wieso man Fortsetzungen anderer Disneyklassiker mit niedrigem Budget nur für den Heimkinomarkt produzierte und auf Kinofilme mit diesen verzichtete. "Bernard und Bianca im Känguruhland" zeigt jedenfalls schon recht deutlich wieso die Fortsetzungen von Disneyfilmen so zum scheitern verurteilt waren. Es funktioniert einfach nicht einen Klassiker fortzusetzen, da man diesen dafür zwangsläufig modernisieren muss und dann fühlt sich eine Fortsetzung zwangsläufig falsch an. In diesem Fall ist jedenfalls alles mindestens eine Kategorie schlechter, ausgenommen die Animation. Doch diese macht einen schlechten Film nicht besser, sondern ist nur das I-Tüpfelchen eines guten Filmes.

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