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Montag, 30. November 2009

Filmkritik: Mulan


Regie: Barry Cook, Tony Bancroft
Drehbuch: Rita Hsiao, Christopher Sanders, Philip Lazebnik, Raymond Singer, Eugenia Bostwick-Singer
Musik: Matthew Wilder, Jerry Goldsmith
Laufzeit: 84 Minuten
freigegeben ab: 0 Jahren
Trailer: hier

Nachdem Disney in letzter Zeit immer wieder große Erfolge feiern konnte, verlagerte man die Geschichten nun langsam in fremde Länder. In "König der Löwen" war Afrika zentraler Thema, beim Glöckner widmete man sich dann ein wenig den Franzosen und in Hercules war natürlich Griechenland und ihre Mythologie von großer Bedeutung. In Mulan geht es nun ins weit entfernte China und man erlebt ein junges Mädchen, welches sich in der von Männern dominierten Gesellschaft unterdrückt fühlt. Als dann ihr alter und schwacher Vater in den Krieg berufen wird entscheidet sich Mulan jedoch, an dessen Stelle in den Krieg zu ziehen.
Während der letzte Disneyfilm Hercules animationsmäßig eher Standard war, wird hier wieder richtig losgelegt. Da man sich dem Land anpassen wollte, ist auch in der Animation ein gewisser chinesischer Touch unverkennbar und macht Mulan zu einem der schönsten Filme in der Geschichte Disneys. Vor allem die einzelnen Farben fühlen sich recht warm und einladend an. Außerdem kehrte hier erstmals wieder Mark Henn als Animator der weiblichen Hauptfigur zurück und da merkt man gleich, wie gut Henn diese Charaktere doch beherrscht. Mulan ist einmal mehr umwerfend und es ist fast eine Schande, dass sie sich zu einem Großteil des Films als Mann verkleiden muss.
Mulan ist eh der Hauptgrund wieso dieser Film gelungen ist. Dabei ist insbesondere der Anfang mit Mulan ein absolutes Highlight. Sie ist ein einfaches Mädchen, die sich nicht von anderen Mädchen unterscheidet und oftmals in recht peinliche Situationen gerät. Gleichzeitig wird aber auch klar, dass Mulan mit ihrem bisherigen Leben nur bedingt zufrieden ist und lieber einige Abenteuer erleben würde.
Recht schnell wird auch deutlich, dass es bald Krieg geben wird, wodurch sich die Geschichte auch recht schnell in eine andere Richtung verlagert. Dabei ist es diesesmal fast schade, dass es sich um einen Disneyfilm handelt, denn statt Mulan alleine auf ihrer Reise zu begleiten, werden ihr noch zwei kleine lustige Sidekicks zur Seite gestellt wie eine Grille und natürlich dem kleinen Drachen Mushu, der eindeutig den komödiantischen Part der Geschichte einnimmt. Es ist ja kein Wunder, dass für diese Sprechrolle Eddie Murphy bzw. Otto Waalkes in der jeweiligen Synchronfassung verpflichtet wurden. Ich will jetzt nicht sagen, dass diese Figuren nerven, denn es gibt auch einige sehr lustige Szenen mit den Figuren, doch man hätte hier auf diese auch verzichten können.
Diese Zeit hätte man dann lieber dem Bösewicht des Filmes widmen können, denn auch wenn dieser durchaus ein interessantes Design hat, so bleibt er doch recht undurchsichtig. Dies kann natürlich Absicht sein, doch eigentlich waren die Disneybösewichter immer dann am Eindrucksvollsten, wenn man ihnen auch eine entsprechende Hintergrundgeschichte verpasst hat. Hier sieht man den Bösewicht eigentlich nur, wenn er mit seinen Truppen die chinesischen Krieger angreift. Das ist dann doch etwas schade.
Dafür erlebt man halt recht lange, wie Mulan vorgibt etwas zu sein, was sie nicht ist. Dabei schwankt der Film zwischen lustig und dezenter Langeweile. Es ist einfach schade, dass man Mulan solange als männlichen Krieger erleben muss, denn eigentlich war sie doch am Anfang etwas unbekümmerter und auch erlebnislustiger. Das Problem ist auch, dass keiner der anderen Figuren im Trainingscamp so wirklich sympatisch rüberkommt. Es gibt zwar einen Jungen in den sich Mulan während des Films verknallt, doch ist dieser nicht so sympatisch wie man es sonst von Disney gewohnt ist. Allgemein muss man hier sagen, dass die menschlichen Charaktere schonmal besser herausgearbeitet wurden.
Dafür gibt es in dem Film passend zum Genre eines halben Kriegsfilmes relativ viel Action, die immer sehr hochwertig ist, sei es das Finale oder auch ein Kampf im Gebirge. Auch die Musik von Jerry Goldsmith passt sich dem perfekt an und sorgt für einen der atmosphärischsten Scores in der Geschichte Disneys. Besonders das Hauptthema, welches erstmal bei der Verwandlung Mulans in eine eher männliche Figur erklingt ist wirklich stark. Die Songs können da leider nicht mithalten. Sie befinden sich auf dem Niveau von Hercules. Sie sind nicht sonderlich schlecht, doch leider sind sie auch nichts für die Ewigkeit.
So lässt sich über Mulan eigentlich nur sagen, dass man die chinesische Kultur sehr gut auf der Leinwand miterleben konnte und auch die Animation allgemein dadurch sehr hochwertig ist, die Story selbst aber gegenüber denen der anderen Filme der 90-er Abstriche machen muss und die menschlichen Charaktere mit Ausahme der Hauptdarstellerin nicht so ausgereift wirken wie man es sonst von Disney gewohnt ist. Gesehen haben sollte man den Film aber trotzdem mal und in der DVD-Sammlung hat sich der Film seinen Platz sicherlich auch verdient.

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