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Sonntag, 4. Oktober 2009

Filmkritik: Superman Returns


Regie: Bryan Singer
Darsteller: Brandon Routh, Kate Bosworth, Kevin Spacey, James Marsden
Drehbuch: Michael Dougherty, Dan Harris
Musik: John Ottman
Laufzeit: 154 Minuten
freigegeben ab: 12 Jahren
Trailer: hier

2000 begann mit X-Men das Revival der Comicverfilmungen, welches 1978 mit Superman seinen Anfang nahm und mit den Batman von Tim Burton erfolgreich weitergeführt wurde, ehe sie nach den beiden Schumacher-Batmans erstmal in der Versenkung verschwanden. Bereits vor X-Men wurde aber auch an einem neuen Superman gebastelt. Regie sollte dabei Tim Burton übernehmen, der wie bereits erwähnt zweimal Batman auf die Leinwand gebracht hatte und mit Nicolas Cage stand auch schon der Nachfolger für Christopher Reeve fest. Aufgrund von Problemen bei der Finanzierung des Films kam es jedoch nie zur Realisierung des Projektes. Danach wanderte das Projekt zu verschiedenen Regisseuren wie Brett Ratner oder McG, die aber ebenfalls wegen dem Budget absprangen. Kurzfristig hieß es sogar mal, dass Michael Bay das Ruder übernehmen würde. Jedenfalls fand sich mit Bryan Singer dann endlich ein Regisseur, der sich an das Mammutprojekt herantraute. Singer war zu dieser Zeit auch schon ein sehr gefragter Name innerhalb der Comicszene, immerhin hat er für Fox die zwei hochgelobten X-Men-Fime gedreht und auch für den Thriller "Die üblichen Verdächtigen" konnte er schon einiges an Lob einstecken. Nun galt es also den größten aller Superhelden auf die Leinwand zurückzubringen.
Dabei stellte sich zuallererst die Frage, ob man ein Remake drehen solle oder mittendrin anfangen solle. Singer selbst plante zunächst ein Remake des Ganzen, war dann jedoch der Meinung, dass der Orginalfilm zu gut war um ihn wirklich neu drehen zu können. Also beschloss er, lieber nach diesem Film anzusetzen. Dabei ist nun aber nicht abschließend geklärt, ob der Film als Sequel dienen soll oder nicht und wenn doch, ob er nur die ersten zwei Filme oder alle vier berücksichtigt. Einige Dinge innerhalb des Films kommen einem dabei durchaus bekannt vor, doch eine wirkliche Fortsetzung kann der Film aufgrund inhaltlicher Widersprüche zu Teil 2, egal ob Kinoversion oder Donnerscut, nicht darstellen. Dies ist aber auch nicht nötig, da der Film auch so als Einzelfilm fantastisch funktioniert. Man benötigt somit also keine Vorkenntnisse bezüglich des Films, denn man erahnt auch während des Films selbst, dass Lois früher mal ein Verhältnis mit Superman hatte, egal ob man dies nun extra gesehen hat oder nicht. Es ist halt nicht so ganz einfach, einen komplett neuen Superman zu drehen, da Donner dem idealen Superman schon recht nah kam und somit auch Singer viele dieser Elemente wieder einbauen musste. Ein Christopher Nolan hingegen konnte ja von dem recht fantasielastigen Batmanversionen durchaus abweichen, da Batman selbst nur ein Mensch war. Superman hingegen besitzt all jene Kräfte und deshalb waren hier große Änderungen nicht möglich. Allgemein spürt man aber, welch großen Respekt Singer dem Original zollt. An entsprechenden Stellen zitiert er die alten Filme und trotzdem gelingt es ihm etwas Eigenes und Neues zu entwickeln. Solch eine liebevolle Behandlung des Originals ist wohl vergleichbar mit der von Peter Jackson zu King Kong und führt dazu, dass Superman die wohl beste Superheldenverfilmung der letzten Jahre wurde, denn selten gab es eine so emotionale Achterbahnfahrt wie hier.
Dies fängt schon bei den sehr stimmungsvollen Opening Credits an, für die Singer extra die Credits von Richard Donner aus dem Jahr 1978 verwendete. Aber selbst wenn man dieses Detail nicht kennt wird man von diesen einfach weggeblasen. Ein großer Verdienst trägt dabei auch die Musik von John Williams, die auch 30 Jahre später nichts von ihrer Power verloren hat. Kurz danach geht es dann aber auch schon mit der eigentlichen Geschichte los, wo man erstmal eine Szene mit Lex Luthor erlebt. Allgemein taucht Luthor hier recht früh schon recht oft auf. Dies liegt wohl daran, dass Superman selbst erst zur Erde zurückgekehrt ist und sich bei seiner Tante erholen muss. Außerdem will Singer hier für alle Neueinsteiger ein paar Szenen aus Supermans Kindheit präsentieren. Somit wird gleichzeitig aber trotzdem der Spannungsbogen hochgehalten und man merkt recht schnell, dass man hier keine Albernheit wie Superman 3 erwarten braucht, wo auf den epischen Ansatz komplett verzichtet wurde. In der "Festung der Einsamkeit" kommt es dann auch gleich zu einem weiteren Höhepunkt, denn man sieht tatsächlich Marlon Brando als Vater von Superman wieder. Auch wenn Returns keine reine Fortsetzung ist, so passt Brando hier sehr gut rein. Man überlege sich mal, jemand anders hätte diese Rolle übernommen. Da die Rolle für die Geschichte nicht weiter von Bedeutung ist, wäre es ja geradu fahrlässig gewesen, hier jemand neues zu nehmen. So ist es halt nochmal eine schöne Erinnerung an die alten Filme.
Danach geht es dann endlich nach Metropolis und es wird endlich die Rückkehr Supermans eingeleitet. Da es in diesem Film keine lange Kryptonpassage gibt und auch der Rest etwas schneller abgehandelt wurde, muss man nichtmal eine halbe Stunde warten ehe man Superman endlich in Aktion erlebt als er ein Flugzeug retten muss in dem "zufällig" auch Lois Lane drin sitzt. Dies ist zugleich auch die größte Actionsequenz des ganzen Films und sieht sehr stark aus. Das Besondere an dieser Szene ist aber sicherlich die Sequenz in der Superman an einem Flugzeugfenster vorbeifliegt und Lois erkennt, dass er endlich zurückgekehrt ist. Denn genau diese Momente machen Returns zu so einem Highlight. Auch das Finale bietet kein großes Actionfeuerwerk, ist dafür aber eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Es gab in den letzten Jahren wohl kaum einen Film, der emotional so aufwühlend war wie hier. Denn Singer besticht auch hier durch eine einzigartige Bildsprache. Es gibt weder viel Dialog noch explodiert laufend was. Stattdessen ist es oftmals sehr ruhig und man sieht nur Superman und dazu spielt Musik von John Ottman. Besonders die Tatsache, dass Singer Superman in diesen Momenten als gottesgleich ansieht, gibt den Film sehr viel und es ist einfach nur ein wahres Meisterwerk was Singer hier erschaffen hat. Dem zugute kommt noch, dass Singer keine großen Reden über die Superkräfte Supermans schwingt, sondern diese stattdessen sehr subtil einsetzt. Wenn er seinen Laserblick benötigt, dann setzt er ihn halt ein und wenn er durch Häuser gucken muss, dann macht er dies halt einfach. Somit kommt ein Gefühl der Glaubhaftigkeit gegenüber der Figur auf.
Da fällt es auch gar nicht weiter auf, dass einmal mehr Lex Luthor den Gegenpart zu Superman darstellt. Wie schon in der Kritik zum ersten Supermanfilm geschrieben, benötige ich hier einfach keinen Supergegner. Viel wichtiger als das ist die Figur von Superman selbst und der zollt Singer genug Respekt. Hinzu kommt, dass mit Kevin Spacey als Luthor ein Weltklasseschauspieler verpflichtet wurde, der für einen der besten Bösewichter der letzten Jahre sorgte und problemlos auf eine Stufe mit Alfred Molina aus Spiderman 2 gestellt werden kann. Die großen Fußstapfen von Gene Hackman hat er damit jedenfalls locker ausgefüllt.
Neben dem ganzen Part mit dem Bösewicht widmet Singer aber auch der Beziehung zwischen Superman und Lois viel Zeit und endlich wird diese auch mal angemessen fortgeführt. Lester schickte Lois damals ja einfach in den Urlaub und Teil 4 war in dieser Beziehung ja auch nicht wirklich besser. Hier hat man nun jedoch die Situation, dass Superman ewig nicht da war und Lois mittlerweile eine Familie gegründet hat. Dies führt nun zu einer Dreiecksbeziehung wie man sie in ähnlicher Art und Weise auch in den X-Men-Filmen erlebt hat. Dies könnte man nun durchaus als Ideenarmut deuten, doch bringt genau das die Beziehung auf eine neue Ebene, die diese Beziehung bitter nötig hatte. Das Lois und Superman nie zusammen sein können, wissen wir ja schon aus Teil 2. Etwas fragwürdig bleibt in dieser Beziehung die Rolle des Kindes, welches einem den ganzen Film über etwas fremd bleibt. Er hat zum Ende hin aber seine Funktion und es gibt nochmal eine richtig tolle Szene von ihm zusammen mit Superman. Deshalb ist seine Rolle jetzt auch keine Fehlbesetzung, aber man hätte durchaus auf ihn verzichten können.
Bei den Schauspielern stand man nun natürlich vor der Herausforderung, den mittlerweile verstorbenen Christopher Reeve zu ersetzen. Dabei setzte Singer auf den noch völlig unbekannten Brandon Routh, dem man eine Ähnlichkeit zu Christopher Reeve nicht abstreiten kann. Dies ist möglicherweise auch der Grund, warum man ihm die Rolle des Supermans so schnell abkauft. Aber auch für seine heimliche Liebe Lois Lane hat man mit Kate Bosworth guten Ersatz gefunden. Die Chemie zwischen den beiden stimmt und deshalb ist es auch egal, dass die Beiden keine Kopie von Reeve und Kidder darstellen. Beide haben halt durchaus neue Facetten erhalten, zumal Returns ja doch etwas ernster ist als noch der Donnerfilm. Als Richard verpflichtete Singer einmal mehr James Marsden, der mit Singer bereits in den X-Men-Filmen zusammengearbeitet hatte und auch hier gute Arbeit leistete. Ein Geniestreich ist aber auch die Verpflichtung von Kevin Spacey als Lex Luthor, der diese Rolle ja auch deshalb angenommen hatte, weil er gerne wieder mit Bryan Singer zusammenarbeiten wollte. Dieser schafft es problemlos, aus dem Schatten Gene Hackmans zu treten wie bereits oben erwähnt. Aber auch die Nebenfiguren wurden mit Darstellern wie Frank Langella oder Oscarpreisträgerin Eva Marie Saint exellent besetzt.
Ein großes Lob verdient auch die Effektabteilung, die hier für eindrucksvolle Kulissen sorgten, was insbesondere zum Ende hin deutlich wird. Es gibt zwar nicht die ganz großen Actionszenen, aber dafür wird hier visuell eine Menge geboten und man merkt Returns sein Budget jederzeit an, welches wohl über 200 Millionen Dollar betrug. So genau ist das Budget wegen all der Altlasten aus der Produktionszeit vor Singers Zeit ja nicht geklärt. Jedenfalls macht die Optik des Films eine Menge her.
Ein ganz großes Lob verdient auch die Musik von John Ottman, der es wie kein anderer verstand, die Musik von John Williams in den richtigen Momenten anzuwenden. Während man bei den anderen Supermanfilmen diese wahrlos in sämtlichen Szenen verwendete, schafft es Ottman diese an den richtigen Stellen zu verwenden, gegebenfalls etwas abzuwandeln und auch wirklich gute neue Themen niederzuschreiben ohne das sich diese wie Fremdkörper anhören. Dies macht den Soundtrack von Superman Returns jedenfalls zu einer der stärksten Scores der letzten Jahre und zeigt einmal mehr wie gut themenbezogene Musik einen Film nach vorne bringen kann.
Ansonsten kann ich nur sagen, dass Singer mit diesem Film nicht nur eine liebevolle Hommage an die alten Filme gelungen ist, sondern nebenbei auch die beste Comicverfilmung der letzten Jahre. Damit schlägt er sogar seine eigenen X-Men-Filme sowie Filme der Konkurrenz wie Batman Begins oder Spiderman 2. Deshalb ist es schade, dass ausgerechnet dieser Film an den Kinokassen enttäuschend lief, denn es wäre interessant gewesen, wie Singer diese Figur weiterentwickelt hätte. Andererseits benötigt dieser Film nicht zwangsläufig ein Sequel und es wäre eh schwer geworden nochmal einen so guten Superman abzuliefern. Da helfen auch keine übergroßen Bösewichter.

2 Kommentare:

  1. Ich finde auch, daß sowohl Kevin Spacey als auch James Marsden sich mal wieder als Glücksgriff erwiesen! :)

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  2. Ich bin sowieso von James Marsden restlos begeistert. Ein wandlungsfähiges Multitalent und eines der interessantesten Gesichter Hollywoods!

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