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Samstag, 22. Oktober 2011

Steven Spielberg: Die 90-er


Vergleicht man Spielberg's Regiearbeiten der 80-er mit denen der 90-er, so stellt dies wohl eine der größten Stiländerungen überhaupt dar. Während die 80-er insbesondere durch Unterhaltungsfilme wie die "Indiana Jones"-Reihe und "E.T. - Der Außerirdische" geprägt wurden, so ist der Spielberg der 90-er eher düster und ernst. Natürlich hatte Spielberg auch schon in den 80-ern mit "Die Farbe Lila" und "Das Reich der Sonne" zwei eher ernste Filme, doch waren diese immer noch eher Familiendrama, während die ernsten Filme der 90-er eher Historiendramen ähnelten.
Dabei fing auch dieses Jahrzehnt mit dem typischen Spielberg-Familienfilm an. Die Rede ist natürlich von "Hook", der insbesondere durch seine starbestückte Besetzung rund um Robin Williams, Julia Roberts und Dustin Hoffman punkten konnte. An die Qualität der Filme aus den 80-ern ragte dieser jedoch kaum heran. Statt einfach eine werkgetreue Neuverfilmung von Peter Pan zu drehen, versuchte Spielberg die deutlich kompliziertere Variante und versuchte eine Art Sequel der Vorlage zu drehen, die letztendlich aber aufs Gleiche hinauslief. Gleichzeitig wurde die Geschichte auch noch unnötig amerikanisiert, wobei diese doch klassich britisch ist. Der Film ist sicherlich nicht schlecht, hätte aber deutlich mehr Potential gehabt.
Dieses schöpfte Spielberg dann mit seinem Nachfolgewerk "Jurassic Park" umso mehr aus. Erstmals zeigte ein Film Dinosaurier glaubhaft auf der Leinwand und schaffte gleichzeitig auch eine wunderbare Geschichte zu erzählen. Von der Machart war auch dieser Film typisch Spielberg, wenngleich der Film deutlich düsterer war als man es vom Spielberg der 80-er gewohnt war, da der Film auch einige Horrorelemente besaß. Da Spielberg damit auch das Kunststück schaffte und zum dritten Mal nach "Der weiße Hai" und "E.T. - Der Außerirdische" den erfolgreichsten Film aller Zeiten schuf, drehte er wenige Jahre später mit "Vergessene Welt - Jurassic Park" auch noch eine Fortsetzung. Diese hatte jedoch nicht mehr die Magie des ersten Aufeinandertreffens mit Dinosauriern, war inhaltlich zu gleich und musste mit einem eher schwachen Finale kämpfen, so dass der Film längst nicht den Kultstatus erreichen konnte wie noch der erste Film.
Der Film, der in diesem Jahrzehnt und in Spielberg's Schaffen überhaupt am meisten heraussticht, ist sicherlich "Schindler's Liste". We hätte geglaubt, dass ein Regisseur, der in erster Linie für Popcorn-Kino bekannt war, mal solch einen grandiosen Film über eines der schlimmsten Ereignisse der Historie so überzeugend hinbekommt. Denkt man heute an Holocaust-Dramen, so steht "Schindler's Liste" fast immer an erster Stelle. Wem sollte man dies auch verüben. Der Film sorgt die ganze Zeit über für Gänsehaut und ist einfach nur ganz, ganz groß. Für mich persönlich ist es der beste Film, den Spielberg je geschaffen hat.
Es wäre deshalb auch falsch, wenn man seine anderen beiden Historiendrama dieser Ära mit diesem vergleicht. Amistad ist sicherlich ein gut gespielter Film, der die Sklavenhandlung glaubhaft übermittelt, aber regiemäßig ist der Film längst nicht so ein Brett wie Schindler's Liste. Das fängt schon bei der ganzen Inszenierung an und endet halt damit, dass die Sklavenhandlung nicht die große Tragweite hat wie der Holocaust.
Streiten kann man sich dann über "Der Soldat James Ryan". Für einige ist dies der Kriegsfilm schlechthin. Die Darstellung des Krieges kann man in dem Film auch nicht hoch genug loben. Diese ist einfach umwerfend, so dass der Film technisch sicherlich ein Triumph ist. Inhaltlich bin ich hingegen der Meinung, dass für den Film Luft nach oben gewesen wäre. Diese ist halt eine typische Rettungsgeschichte, die sicherlich nett ist, in der zweiten Hälfte aber verflacht. Dies ist auch einer der Gründe, wieso der Film wohl nie zu meinen ganz großen Spielberg-Lieblingen gehören wird, wenngleich er einige Reize hat.
Wenn ich die 90-er also mit den 70-ern und 80-ern vergleiche, so würde ich diese Ära sicherlich nicht auf die gleiche Stufe stellen. "Jurassic Park" war technisch wunderbar, wäre im Vergleich mit "Indiana Jones", "E.T. - Der Außerirdische" oder "Der weiße Hai" aber immer die schlechtere Wahl. Auch seine anderen Filme sind teilweise ziemlich gut, besitzen aber längst nicht den Kultstatus vergangener Filme. So gibt es letztendlich auch nur einen Film, den ich als ganz großen Triumph bezeichnen würde und dies ist "Schindler's Liste". Dieser ist das I-Tüpfelchen im Schaffen Spielbergs, aber als Einzelfilm kann er dann doch nicht ein ganzes Jahrzehnt prägen. Letztendlich ist dies aber eh Meckern auf hohem Niveau, da auch hier eigentlich jeder Film sehenswert ist.

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