Seiten

Donnerstag, 6. Oktober 2011

Filmkritik: King Kong


Regie: Peter Jackson
Darsteller: Naomi Watts, Jack Black, Adrien Brody, Thomas Kretschmann
Drehbuch: Frank Walsh, Philippa Boyens, Peter Jackson
Musik: James Newton Howard
Laufzeit: 201 Minuten
freigegeben ab: 12 Jahren
Trailer: hier

Es ist sicherlich keine allzu leichte Aufgabe, nach einem Megaerfolg in der Größenordnung der "Der Herr der Ringe"-Trilogie ein Projekt zu finden, das als Nachfolgewerk würdig ist. James Cameron hat nach dem Erfolg von "Titanic" ein Jahrzehnt lang das Filme drehen eingestellt und auch George Lucas traf man abseits der "Star Wars"-Saga nicht mehr hinter der Kamera an. So war es für Peter Jackson wohl ein Glücksfall, dass Universal seit Jahren ein Remake zu "King Kong" plante und Jackson als Fan des Originals sofort Feuer und Flamme für das Projekt war.
Erzählt wird die Geschichte der arbeitslosen Schauspielerin Ann Darrow, die mit dem Regisseur Carl Denham auf Reise geht um eine geheimnissvolle Insel namens Skull Island zu finden. Dort wird diese jedoch von den Einheimischen geopfert und trifft somit auf einen Riesengorilla mit dem Namen Kong. Dieser will diese jedoch nicht töten, sondern sucht einfach etwas Unterhaltung. Doch andere Leute bedrohen diese Zweisamkeit, da sie das große Geld mit ihm wittern.
Auch wenn "King Kong" zu den großen Monstern der Filmgeschichte gehört, so unterscheidet er sich in einer Hinsicht von all seinen Kollegen. Während die meisten Monster nur auf Zerstörung aus sind, besitzt "King Kong" auch ein großes Herz. Dies nahm Peter Jackson zum Anlass, den Film als großes Hollywood-Liebesdrama der 30-er zu inszenieren. Insbesondere bedeutete dies auch, dass der Film mit einer Laufzeit von über 3 Stunden einmal mehr ein echtes Mamutwerk Jackson's wurde und man teilweise einen langen Atem benötigt. Es dauert beispielsweise über eine Stunde bis man endlich mal die eigentliche Hauptfigur des Film's Kong zu Gesicht bekommt. Gleichzeitig bietet dies Jackson aber auch die Möglichkeit, sich effektmäßig einmal mehr richtig auszutoben. Über Kong selbst braucht man dabei eigentlich nicht viel Worte zu verlieren. War schon Gollum in der "Der Herr der Ringe"-Trilogie eine technische Revolution, so toppt Jackson dies hier nochmal um ein Vielfaches. Kong sieht einfach nur unglaublich gut aus und insbesondere die Gestik, die einmal mehr Andy Serkis zu verdanken ist, da dieser wieder einen Motion Capture - Anzug übergezogen hat, ist einfach unglaublich. Aber auch so sieht sowohl das "New York der 30-er", als auch "Skull Island" verdammt schick aus, wenngleich man ab und zu merkt, dass der Film diesesmal komplett im Studio entstanden ist und man auf großartige Landschaftsaufnahmen wie bei "Der Herr Ringe" verzichtet hat. Hier sieht von der Beleuchtung her alles etwas künstlicher aus, doch macht dies teilweise auch den Reiz des Filmes aus. Man muss ja nicht immer alles zu sehr auf Realismus trimmen.
Aber auch storytechnisch funktioniert der Film auf sehr vielen Ebenen. Seine stärksten Momente erreicht der Film sicherlich in den ruhigen Momenten zwischen Ann und Kong, doch auch das Finale und auch der Anfang des Films funktionieren wunderbar. Wenn man eine Sache kritisieren möchte, so ist es wohl am ehesten die Tatsache, dass es Jackson zumindest auf Skull Island manchmal zu sehr mit seinen Technik-Spielereien übertreibt. Natürlich möchte man dort einiges an Action geboten bekommen, doch teilweise werden auch eher überflüssige Actionpassagen eingefügt, die eher im Schneideraum hätten verbleiben sollen und eher an die früheren Jackson-Filme erinnern. Dinosaurier und Kong sind hier zwar sehr nett anzusehen, doch Rieseninsekten hätte es nicht umbedingt bedurft. Auch die menschlichen Einwohner von Skull Island hätte man eventuell etwas interessanter gestalten können.
Figurenmäßig macht man dafür vieles richtig. Kong ist ganz klar der große Star des Films, doch auch die Geschichte von Ann Darrow und Jack Driscoll ist durchaus interessant, was man auch der großartigen Naomi Watts und Adrien Brody zu verdanken hat. Eine ebenso gute Leistung liefert aber auch Jack Black ab, wenngleich man über dessen Charakter streiten kann. Auch wenn er als Unsympath mit Charme rüberkommen sollte, so übertreibt es Jackson hier in der ein oder anderen Passage. Mit fortlaufender Laufzeit entwickelt sich dieser nämlich immer mehr zu einem absoluten Mistkerl, doch den anderen Charakteren im Film scheint das irgendwo egal zu sein. Sie machen immer noch das, was er ihnen sagt und sein Willen wird immer irgendwie durchgesetzt. Das hätte man doch etwas glaubhafter umsetzen können. Wunderbar ergänzt wird der Film dann noch von Thomas Kretschmann, der einen wunderbar raubeinigen Kapitän gibt, sowie Colin Hanks und Jamie Bell.
Ein großes Lob verdient sich aber auch noch Komponist James Newton Howard, der erst wenige Monate vor Kinostart an Bord kam, da sich Jackson mit "Der Herr der Ringe"-Komponist Howard Shore nicht auf einen gemeinsamen Stil einigen konnte. Trotzdem gelang es Howard einen seiner besten Scores überhaupt abzuliefern, wo insbesondere das Hauptthema sofort heraussticht.
Am Ende des Tages müssen sich Remakes jedoch immer dem Vergleich mit dem Original stellen. Während das Remake von 1976 an dieser Stelle versagte, stellt Jackson ein modernes Update der Geschichte, welches die technischen Möglichkeiten der Neuzeit ausnutzt, dem Geist der Geschichte aber trotzdem treu bleiben kann und somit bestens für drei Stunden Unterhaltung sorgt, wenngleich sich im Mittelteil die ein oder andere Länge eingeschlichen hat.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen