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Freitag, 14. Oktober 2011

Filmkritik: Ben Hur (1925)


Regie: Fred Niblo
Darsteller: Ramon Novarro, Francis X. Bushman, May McAvoy
Drehbuch: June Mathis, Carey Wilson
Musik: Carl Davis
Laufzeit: 143 Minuten
freigegeben ab: 16 Jahren

Stummfilme dürfte für viele Leute unmittelbar mit dem Beginn des Filmemachens zusammenhängen. Gesehen haben werden die meisten aber keinen einzigen davon, immerhin gibt es kaum einen Film dieser Ära, der solch einen großen Status besitzt, dass er auch Jahrzehnte später das Filmeschaffen prägt. Ein Film, der jedoch einen besonderen Status trägt, ist zweifellos die 1925 - Version von "Ben Hur". Dies mag sicherlich auch damit zusammenhängen, dass dessen Remake von 1959 mit 11 Oscars einer der erfolgreichsten Filme aller Zeiten wurde, aber auch so handelt es sich bei der 1925 - Version um den teuersten Stummfilm, der je entstanden ist.
Erzählt wird die Geschichte des Juden Judah Ben Hur, der durch ein Missverständnis zum Sklaven degradiert wird und von nun an Rache an seinem ehemaligen Freund Messala nehmen will, da dieser ihn und seine Familie verraten hat.
Guckt man sich den Film an, so sieht man fast in jeder Szene, wieso der Film zur teuersten Produktion seiner Zeit wurde. Es gibt viele Massenszenen mit einer großen Menge an Statisten und auch die Setbauten sehen beeindruckend aus, insbesondere wenn man das Alter des Filmes bedenkt. Auch die Tatsache, dass einige Sequenzen zur damaligen Zeit bereits in Farbe gedreht wurden, war revolutionär.
Gewöhnungsbedürftig dürfte für viele Leute jedoch die vielen Einblendungen von Textafeln sein, was bei einem Stummfilm halt nicht zu vermeiden ist. Dadurch wird natürlich auch das schauspielerische Potential der Darsteller etwas geschwächt. Natürlich kann ein fantastischer Schauspieler auch ohne Stimme überzeugend spielen, doch merkt man halt nicht, ob eine Person gerade wütend ist oder nicht. Das fehlt bei dieser Art von Filmen einfach und somit steht eher das ganze Ensemble im Mittelpunkt und nicht ein einzelner Schauspieler. Alles in allem liefern diese jedoch ordentliche Leistungen ab, so dass man die Dramatik des Filmes durchaus spüren kann.
Mit seinen fast 150 Minuten ist der Film darüberhinaus auch ziemlich lang geworden, was bei einem Stummfilm natürlich noch mehr Aufmerksamkeit erfordert. Trotzdem vergeht die Zeit relativ schnell, da die Geschichte gut geschrieben ist und man dieser somit gerne folgt. Eher schwach ist hingegen das Finale des Films. Dieses sieht zwar imposant aus, aber die Darstellung Jesus in diesen Szenen ist eher albern. Er braucht nur einmal seine Hand bewegen und schon ist alles wieder in Ordnung. Das ist albern und hätte durchaus subtiler inszeniert werden können.
Eine besonders tragende Rolle besitzt in solchen Filmen auch die Musik, immerhin ist sie das einzige, was man akustisch vom Film hören kann. Die Musik von Carl Davis ist auch wirklich gelungen, doch ist es halt typische Stummfilmmusik, so dass man sie ohne die entsprechenden Bilder nicht umbedingt mit "Ben Hur" in Verbindung bringen würde.
Aufgrund der Tatsache, dass es sich hier um einen Stummfilm handelt, wird die 1925 Version von "Ben Hur" sicherlich nicht mehr jede Person ansprechen. Wer sich jedoch für Filmhistorie interessiert und insbesondere Fan der 1959-Version ist, der sollten diesen hier umbedingt gesehen haben, zumal es ein wirklich guter Film ist.

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