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Sonntag, 30. Oktober 2011

Steven Spielberg: Die 00-er


Es gibt nicht wenige Leute, die der Meinung sind, dass Spielberg seinen Zenit mittlerweile überschritten hat. Guckt man auf die nackten Zahlen, so lässt sich feststellen, dass seine Filme in den letzten Jahren recht gut am Boxoffice liefen, inflationsbedingt jedoch nie die Höhen von "Der weiße Hai", "E.T. - Der Außerirdische" und "Jurassic Park" heranreichten. Auch bei den Oscars wurden seine letzten Filme eher wenig bedacht. Einzig "München" konnte hier mit 5 Nominierungen noch halbwegs überzeugen.
Persönlich bin ich jedoch der Meinung, dass die letzten 10 Jahre deutlich interessanter sind als die 90-er. Diese hatten mit "Schindler's Liste" natürlich den Überfilm schlechthin im Schaffen Spielbergs, waren ansonsten für mich aber eher enttäuschend. Die 00-er haben hingegen zwar nicht den ganz großen Kassenschlager, dafür aber Filme, die mir persönlich sehr am Herzen liegen. Damit sind insbesondere "Minority Report", "Catch me if you can" und "München" gemeint, die neue Seiten an Spielberg offenbarten und ganz klar zu den Glanzlichtern im Schaffen Spielbergs zählen.
Mit "Minority Report" kehrte Spielberg endlich wieder zum Science-Fiction-Genre zurück und brachte einen der intelligentesten Filme dieses Genres auf die Leinwand, welcher nicht umbedingt durch grandiose Effekte überzeugt, sondern durch das starke Schauspiel der Darsteller. Insbesonder Max von Sydow bleibt da in Erinnerung.
Ebenfalls sehr stark war aber auch "Catch me if you can", in dem sich Spielberg erstmals seit "1941 – Wo bitte geht’s nach Hollywood" wieder an einer Komödie versuchte. Diesesmal macht er jedoch all das richtig, was er damals noch falsch gemacht hat. Der Film hat neben all dem (subtilen) Humor eine bessere Geschichte und man kümmert sich um die Charaktere, da sie einem ans Herz wachsen. Ähnliches kann man dann auch über dessen Nachfolgewerk "Terminal" sagen, obwohl mir da die Geschichte etwas konstruierter wirkte. Trotzdem sind beide Film sehr sehenswert.
Der letzte wirklich großartige Film dieser Zeit war dann München, da dieser insbesondere atmosphärisch überzeugen konnte und ein ernstes Thema unserer Zeit auf interessante Weise thematisierte. Beide Seiten konnten ihre Sicht offenbaren ohne das Spielberg allzu wertend wird.
Allerdings bestand das Jahrzehnt auch für Spielberg nicht nur aus starken Filmen, sondern auch aus schwächeren Filmen. Zum Glück kann ich aber behaupten, dass für mich kein Ausfall nach unten dabei ist. Sie sind nur halt nicht ganz so stark. Ein erster Film, der hier zu nennen ist, ist "A.I. - Künstliche Intelligenz", ein Science-Fiction-Film, der unmittelbar vor "Minority Report" entstand und ursprünglich von Stanley Kubrick inszeniert werden sollte. Dieser gab die Regie jedoch noch vor seinem Tod an Spielberg ab. Das größte Problem was ich mit dem Film habe, ist wohl die Tatsache, dass er sich weder wie ein kompletter Spielberg-Film, noch Kubrick-Film anfühlt. Es ist irgendwas dazwischen und so gibt es dann im Film richtig starke Szenen, aber auch ein paar Längen. Als Spielberg-Experiment ist der Film deshalb durchaus interessant, aber ich würde ihn wohl nicht im oberen Drittel von Spielberg's besten Filmen einordnen.
Ähnliches gilt auch für "Krieg der Welten", einem weiteren Film, den er zusammen mit Tom Cruise drehte und der 2005 zu seinem bis dahin erfolgreichsten Film des Jahrtausends wurde. Dieser behandelt das Thema Alieninvasion mal auf eine etwas andere Art und Weise indem er das Schicksal einer Familie in den Mittelpunkt rückt und man relativ wenig vom Kampf zwischen Millitär und Aliens mitbekommt. Trotzdem gehört der Film visuell zu den stärksten Spielberg-Filmen aller Zeiten und ist auch atmosphärisch erstklassig. Einzig storymäßig gab es halt ein paar wirklich ärgerliche Stellen und auch das Schicksal der Familie wurde auf eine ziemlich primitive Art aufgelöst. Das ist ärgerlich und sorgte letztendlich dazu, wieso der Film nicht zu den ganz großen Klassikern gehört.
Der größte Streitpunkt ist aber zweifellos der vierte Film zu "Indiana Jones", da dieser von einigen Fans strikt abgelehnt wird. Einige machten schon vor der Tatsache halt, dass der Film Science-Fiction-Elemente enthält, obwohl dies eigentlich unvermeidbar war, da der Film erstmalig in den 50-ern angesiedelt war, wo solche Dinge recht populär waren und auch in den alten Filmen nie wirklich festgelegt wurde, was Indiana Jones eigentlich suchen sollte. Der Kult in Indien hat ja auch mal rein gar nichts mit dem heiligen Gral gemein. Andere störten sich wiederrum daran, dass in dem Film übermäßig viel CGI angewendet wurde, etwas was ich auch nur bis zu einem gewissen Grad nachvollziehen konnte. In der Dschungelsequenz war diese zugegebenermaßen ungewöhnlich schwach für einen Spielberg-Film, aber trotzdem gab es auch einige wirklich gute Actionszenen, die ohne CGI auskamen. Auch über die unrealistische Kühlschranksequenz kann man eigentlich nur schmunzeln, wo Indy in Teil 2 doch schon mit einem Schlauchboot aus einem Flugzeug gesprungen ist. Realismus war noch nie die große Stärke der Reihe und deshalb hatte ich auch meinen Spaß an dem vierten Abenteuer von Indiana Jones.
So gesehen sehe ich die letzten 10 Jahre im Schaffen Spielberg's also als wirklich wichtig an. Es gibt zwar keinen Film, der von der großen Masse als absoluter Klassiker der Kategorie "Der weiße Hai" angesehen wird, aber dafür viele Filme, die mir persönlich sehr gut gefielen und auch sonst gab es keinen großen Ausrutscher nach unten.

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