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Sonntag, 13. Dezember 2009

Filmkritik: Küss den Frosch


Regie: Ron Clements, John Musker
Drehbuch: Ron Clements, John Musker, Rob Edwards
Musik: Randy Newman
Laufzeit: 98 Minuten
freigegeben ab: 0 Jahren
Trailer: hier

5 lange Jahre sollte es dauern bis Disney seinen Rückzug aus dem Zeichentrick rückgängig machte. Ohne die Übernahme Pixars und der damit verbundenden Ernennung John Lasseters zum kreativen Chef der "Walt Disney Animation Studios" hätte dies vielleicht noch länger gedauert beziehungsweise man hätte sich weiterhin mit billig produzierten Fortsetzungen zu Arielle oder Cinderella rumschlagen können. Diesen Produktionen wurde jedoch der Stecker gezogen und stattdessen kehrt man nun endlich wieder auf die große Leinwand zurück mit einer Geschichte, die nicht hätte besser zu Disney passen können.
Erzählt wird die Geschichte der jungen Tiana, dessen größter Traum die Eröffnung eines eigenen Restaurants ist. Doch leider läuft längst nicht alles so glatt wie erhofft und so trifft sie eine folgenschwere Entscheidung. Als sie sich vor dem Sternenhimmel etwas wünscht und ihr kurz darauf ein sprechender Frosch erscheint, der sie um einen Kuss bittet, verwandelt sich auch Tiana selbst in einen Frosch und geht zusammen mit dem anderen Frosch, der sich als Prinz Narveen herausstellt, auf eine Reise durch das Bayou, wo sie gemeinsam auf ein Jazz-spielendes Krokodil, sowie ein verliebtes Glühwürmchen treffen, welche sie zu einer alten Voodoo-Fee bringen.
Wer hier ein klassische Liebesgeschichte zwischen den beiden Fröschen erwartet, der liegt zweifellos richtig und das sie nicht gleich zueinanderfinden, dürfte auch ziemlich klar sein. Daraus hat der Film aber auch im Vorfeld nie ein Geheimnis gemacht. Trotzdem überzeugt die Geschichte, da man sowohl von Tiana als auch insbesondere Naveen einige Dinge im Vorfeld nicht so genau wusste und es sind eh die einzelnen Figuren, die den Film zu so etwas besonderem machen. Das Tiana einer meiner absoluten Lieblinge werden würde, dürfte aufmerksamen Lesern des Blogs wohl kaum entgangen sein. Das aber auch der männliche Gegenpart Prinz Naveen so gut funktionieren würde, war im Vorfeld nicht zu erwarten. Sowohl als Lebemann in der ersten Hälfte des Films als auch als Lover von Tiana macht er eine sehr gute Figur und kann sich problemlos mit Charakteren wie Aladdin oder dem Biest messen und wenn man ihn mit dem ersten Prinz eines Disneyfilms, also dem aus Schneewittchen vergleicht, dann ist das natürlich eine völlig neue Art von Prinz, besonders wenn man im Film noch einige züsätzliche Informationen über seinen Charakter erfährt.
Aber auch die Nebenfiguren hätten nicht passender gewählt werden können. Während Charlotte und ihr Daddy noch eher die Rahmenhandlung bilden, machen besonders die tierischen Begleiter wie das Jazz-spielende Krokodil Louis und das verliebte Glühwürmchen Ray echt was her. Diese sind nicht nur lustig, sondern haben darüber hinaus noch eine Menge Herz, so dass man sie einfach lieben muss. Das Gleiche gilt dann auch für Mama Odie, die in der zweiten Hälfte des Films in Erscheinung tritt. Diese ist einfach nur grandios und verdammt lustig. Da ist es dann auch egal, dass der eigentliche Bösewicht des Films Dr. Facilier eher die Rahmenhandlung bildet um den Film etwas voranzutreiben. Sein Ziel ist sicherlich diabolisch, aber er dominiert den Film nicht so sehr wie es noch einige andere Bösewichter in der Geschichte Disneys getan haben.
Doch ist dies nicht weiter dramatisch, denn wie schon in "Die Schöne und das Biest" steht hier deutlich mehr die Liebesgeschichte zwischen Tiana und Prinz Naveen im Vordergrund, sowie ihre Reise durch das Bayou, was zweifellos zu den Highlights des Films zählt. Hier wird dann wirklich eine klassische Disneygeschichte erzählt, die zwar bekannt vorkommt, aber trotzdem Charme hat. Denn auch wenn es das typische "Ich-hasse-dich-und-liebe-dich-doch"-Szenario ist, so fiebert man dank der liebevoll gestalteten Charaktere trotzdem mit und das macht "Küss den Frosch" zu so einem Highlight. Das es danach zu einigen altbekannten Twists in der Geschichte kommt, fällt somit auch nicht weiter in Gewicht, zumal das Finale des Films nicht hätte besser geschrieben werden können. Während es bei vielen Disneyklassikern zuweilen recht hektisch wird, treffen Musker und Clements hier den richtigen Grad zwischen Dramatik und Action. Das Finale ist dann zuweilen auch recht traurig und dann auch wieder wunderschön.
Einen großen Verdienst an dieser Leistung hat aber sicherlich auch Randy Newman, der hier einen der besten Disneysoundtracks überhaupt abliefert. Der Score selbst geht zwar etwas unter, aber die Songs sind alle ziemliche Highlights, so dass es schwer fällt, wirkliche Highlights zu finden. Bei "Friends on the other side" und "Dig a little deeper" hat man den Vorteil, dass man gleichzeitig auch die Geschichte des Films weitererzählt, während "Almost there" durch einen sehr eigenwilligen Animationsstil hervorsticht, der sich fast schon dem Stil von Ratatouille im Abspann annähert. "Ma belle evangeline" ist hingegen einfach nur ein wunderschöner Lovesong, der verhältnismäßig kurz ist und längst nicht so poplastig wie noch in den 90-ern, aber trotzdem unvergleichlich schön ist und sogar an den Liebessong aus "Susi und Strolch" erinnert.
Mit Zitaten aus der Ära Disneys hält man sich hier eh wenig zurück und so gibt es für Disneyliebhaber einiges zu entdecken. Das sich die Figuren ständig etwas von einem Stern wünschen, ist wohl klar als Zitat von Pinocchio zu werten, aber auch sonst gibt es einige Zitate an Filme vergangener Tage.
Somit macht "Küss den Frosch" jetzt schon einiges richtig, was bei den Filmen der 90-er in Sachen Humor schief lief und so kann man eigentlich nur gespannt sein auf weitere Filme aus Disneys Traumfabrik. Ob diese dann computeranimiert sind oder handgezeichnet, ist eigentlich egal, denn mit John Lasseter steht der richtige Mann hinter den Projekten. "Küss den Frosch" bewies nun aber, dass Zeichentrick noch längst nicht zum alten Eisen gehört und zweifellos seine Vorteile gegenüber der Computeranimation besitzt. Ob dies nun beim Publikum ankommt, bleibt abzuwarten, doch Ron Clements und John Musker beweisen einmal mehr, dass sie meine absoluten Lieblingsregisseure im Animationsbereich sind und man schon gespannt sein kann auf weitere Projekte der Beiden. "Küss den Frosch" ist jedenfalls einer der liebevollsten Animationsfilme der letzten Jahre und einfach ganz großes Kino, welches sich vor den Filmen der 90-er keinesfalls zu verstecken braucht.

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