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Mittwoch, 2. Dezember 2009

Blu-Ray Kritik: Slumdog Millionär


Regie: Danny Boyle
Drehbuch: Dev Patel, Freida Pinto
Drehbuch: Simon Beeaufoy
Musik: A. R. Rahman
Laufzeit: 120 Minuten
freigegeben ab: 12 Jahren
Trailer: hier

Extras:

  • Slumdog Dreams: Danny Boyle und die Entstehung von Slumdog Millionär
  • 12 neue, unveröffentlichte Szenen
  • Interviews mit Cast und Crew
  • Von der Idee zum Film: Die Toilettenszene
  • Musikvideo zu "Jai Ho"
  • Audiokommentar von Danny Boyle und Dev Patel
  • Audiokommentar von Christian Colson und Simon Beaufoy
  • Trailer

Filmkritik:

Danny Boyles "Slumdog Millionär" zählt zweifellos zu den Überraschungen des Jahres. War man sich ursprünglich nicht mal sicher, den Film überhaupt im Kino herauszubringen, räumte der Film dieses Jahr gleich 8 Oscars ab inklusive den prestigeträchtigen Preisen fürs den besten Film und die beste Regie. Auch ich kann mit dem Erfolg durchaus leben, selbst wenn ich wohl einen anderen Favoriten für den Oscar gehabt hätte. Allerdings kann ich mit "Slumdog Millionär" deutlich besser leben als letztes Jahr mit "No country for old men", zumal der Oscar für Boyle überfällig war. Sein beliebtestes Werk "Trainspotting" habe ich aus mir unerklärlichen Gründen immer noch nicht gesehen, aber die Geschichten und Boyles Inszenierung sprechen mich immer wieder an.
Das kann ich auch locker über "Slumdog Millionär" sagen, wo Boyle das Leben in Indien in eine märchenähnliche Geschichte einbindet, die sich aber doch eher dem erwachsenen Publikum zuwendet. Der Film ist teilweise recht dreckig und Boyle scheut auch vor Kriminalität und Gewalt nicht zurück. Dabei erzählt Boyle von den zwei Brüdern Jamal und Salim, die ohne Mutter aufwachsen und dabei Bekannschaft mit Latika machen, die ständig zwischen den beiden Brüdern steht. In der Folgezeit erzählt Boyle dann auch, wie sich die beiden Brüder langsam auseinanderleben und wie der eine auf die schiefe Bahn gerät, während der andere in einer Spielshow teilnimmt und wirkliche Gefühle für Latika entwickelt.
Gleichzeitig wird hier auch gezeigt wie Jamal in der Spielshow "Wer wird Millionär" so erfolgreich werden konnte, da er viele der Fragen ganz einfach durch sein Privatleben beantworten konnte, da er vieles davon wirklich erlebt hatte. Es ist eh bemerkenswert, wie harmonisch sich die eigentlich weltbekannte Spielshow in den Film einfügt, da sie nicht überdominant wirkt. Auch die einzelnen Geschichten aus Jamals Leben sind interessant, allerdings gibt es in dem Film auch die ein oder andere Länge. Das Ende zwischen Jamal und Latika wird doch recht lang hinausgezögert und meiner Meinung nach verlieren sie sich etwas zu oft aus den Augen. Aber auch in der Kindheit gefällt mir nicht jede Szene so richtig toll. Oftmals gelobt wird da ja eine bestimmte Toilettenszene, die auch Boyle selbst toll findet. Ich persönlich gehöre aber nicht zu den Liebhabern dieser Szene und gucke da am liebsten woanders hin. Allerdings repräsentiert sie das Leben in den Slums von Mumbai doch recht gut und auch die Konflikte zwischen den einzelnen Charakteren werden hier schon recht deutlich.
Neben der interessanten Geschichte lebt der Film aber natürlich auch wieder von der einzigartigen Virtualiät Danny Boyles, der es wie kaum ein anderer schafft, Bilder und Musik so harmonisch und temporeich in Szene zu setzen. Natürlich profitiert er dabei auch von der fantastischen Musik A. R. Rahmans. Die einzelnen Actionszenen sind trotz geringem Budget sehr dynamisch und allgemein ist alles auch wieder sehr farbenfroh, was einfach wunderbar zu Indien passt. Gleichzeitig schafft es Boyle aber auch in den ruhigeren und romantischen Szenen das richtige Gefühl aufkommen zu lassen. Besonders das Ende gehört da zu meinen absoluten Lieblingsszenen des Jahres.
Das verdankt man natürlich abermals auch A. R. Rahmans, der ein wunderschönes Theme für die Beziehung zwischen Jamal und Latika geschrieben hat. Allgemein ist seine Musik ein wirkliches Highlight und durchaus berechtigt mit dem Oscar ausgezeichnet worden. Privat trifft sie zwar nicht ganz meinen Geschmack, aber in dem Film passt sie im Zusammenspiel mit den fantastischen Soundeffekts und der einzigartigen Bildsprache Boyles einfach perfekt.
Nicht zu vergessen sind aber auch die Schauspieler. Das sie absolute Glanzleistungen abliefern, wäre zwar etwas zu hoch gegriffen, aber das man hier teilweise mit Laien gearbeitet hat, fällt in dem Film nicht wirklich auf. Es sind halt recht unbekannte Gesichter. Dev Patel hätte zwar durchaus etwas wandlungsfähiger sein können, aber an sich geht es schon in Ordnung. Dafür nimmt man Madhur Mittal die Rolle seines kriminellen Bruders durchaus ab und Freida Pinto macht halt das, was man von ihr erwartet, nämlich recht hübsch aussehen.
Abschließend lässt sich eigentlich nur noch sagen, dass "Slumdog Millionär" einer der besten und eigenwilligsten Filme des Jahres ist. Dies verdankt man einmal mehr dem Regietalent Danny Boyles sowie der Musik A. R. Rahmans, die hier im Gegensatz zu vielen Großproduktionen Hollywoods eine große Rolle einnimmt. Da fällt es auch nicht weiter ins Gewicht, dass die Geschichte ein paar kleinere Hänger hat.

Blu-Ray-Kritik:

Aufgrund der recht prachtvollen Inszenierung Boyles und auch den mit dem Oscar ausgezeichneten Toneffekten lohnt sich die Blu-Ray-Fassung eh, aber auch von den Extras wird man hier nicht enttäuscht. Es gibt zwar kein mehrstündiges Making-Of wie man es von manch anderem Film kennt, aber dafür wird man gleich mit zwei Audiokommentaren verwöhnt. Da die Blu-Ray von Prokino vertrieben wird, fallen zwar entsprechende Untertitel weg, doch kann man sich die Audiokommentare mit halbwegs ordentlichen Englischkenntnissen durchaus mal anhören. Besonders der Audiokommentar mit Regisseur Danny Boyle und Hauptdarsteller Dev Patel ist sehr unterhaltsam und teilweise auch lustig geraten. Aber auch über den Film erfährt man hier einige interessante Dinge. Der zweite Audiokommentar mit Drehbuchautor und Produzent ist dann zwar etwas trockener geraten, aber auch hier sollte man durchaus mal einen Blick riskieren.
Ansonsten war es das dann auch schon mit den wirklich interessanten Extras bezüglich des Films. Slumdog Dreams ist dann zwar auch nochmal ein 22-minütiges Making Of des Films, doch wenn man die Audiokommentare bereits gehört hat, dann erfährt man hier nicht mehr wirklich viele Neuigkeiten. Interessanter ist da schon, dass sich die Beteiligten nochmal der bereits oben beschriebenen Toilettenszene widmen und ihre Gedanken über diese Szene offenbaren. Dies ist recht interessant und wäre sie nicht so eklig, dann würde sie mir sogar gefallen. Ansonsten gibt es aber noch mehrere Interviews mit den Schauspielern, Danny Boyle, sowie Drehbuchautor und Produzent. Es mag zwar etwas eigenwillig wirken, dass die Interviewfragen dabei immer wieder als Tafeln angezeigt werden, aber ansonsten sind die Interviews ebenfalls sehr sehenswert. Manch ein Lob ist zwar etwas zu viel des Guten, aber das stört nicht weiter.
Außerdem gibt es auf der Blu-Ray noch eine Menge an unveröffentlichtem Material. Dies liegt allerdings nur in Standarddefinition vor, was etwas schade ist. Allerdings sind diese Szenen jetzt auch nicht so spektakulär als das sie umbedingt im Film hätten vorkommen können. Da sollte man sich dann lieber das Musikvideo von "Jai Ho" ansehen, denn das ist nochmal ein schönes Best-Of des ganzen Films und der Song ist eh stark.
Man kann also durchaus sagen, dass die Extras der Blu-Ray solide sind, zumal man bei dem Film ja nicht mit dem ganz großen Erfolg gerechnet hat. Da sind 2 Audiokommentare, zusätzliche Szenen und Interviews schon bemerkenswert. Das es besser geht, hat zwar "Rachels Hochzeit" schon bewiesen, allerdings ging der Film ja auch nicht ganz so stark um die Welt und so konnte man da natürlich mehr Dinge erkennen als jetzt bei "Slumdog Millionär". Einzig ein Featurette über die Musik hätte mich noch interessiert. Trotzdem macht man als Käufer der Blu-Ray sicherlich nicht viel falsch, insbesondere wenn man den Film auch noch toll fand, was wie immer das Hauptargument für den Kauf einer Blu-Ray ist.

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