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Montag, 7. Dezember 2009

Filmkritik: Der Schatzplanet


Regie: Ron Clements, John Musker
Drehbuch: Ron Clements, John Musker, Rob Edwards
Musik: James Newton Howard
Laufzeit: 91 Minuten
freigegeben ab: 6 Jahren
Trailer: hier

Anfang des neuen Jahrtausends wollte Disney in Sachen Zeichentrick endlich neue Wege bestreiten um auch das erwachsene Publikum deutlich mehr anzusprechen. Der Musicalstil wurde aufgegeben und stattdessen widmete man sich nun eher dem Abenteuergenre. Einen Anfang machte dabei Atlantis, der sich der gleichnamigen Sage widmete. Wirklich erfolgreich war dieser Film dann aber nicht. Deutlich besser machte es dann ein kleiner Außerirdischer namens Stitch, dessen Geschichte vor allem durch die Beziehung zu Lilo zu Herzen ging und so zu einem der besten Disneyfilme überhaupt wurde. Die Erwartungen an Musker und Clements neuestem Werk waren dann natürlich entsprechend hoch. Ganz konnten sie diese Erwartungen zwar nicht erfüllen, aber es ist glücklicherweise kein zweites Atlantis geworden.
Dabei handelt es sich bei diesem Film um ein langjähriges Wunschprojekt der Beiden, welches aber des Öfteren auf Eis gelegt wurde. Die Rede ist von "Die Schatzinsel", welcher schon in der Zeit von Walt Disney als Realfilm auf die Leinwand gebracht wurde und später unter anderem auch als Muppetversion realisiert wurde. Der größte Unterschied zu diesen Filmen dürfte wohl sein, dass Musker und Clements daraus keinen einfachen Piratenfilm machen wollten, sondern den Film in ein futuristisches Setting verlegten, was sowohl Vorteile, als auch Nachteile mit sich brachte.
Wie schon bei Tarzan und Atlantis kann ich es mir aber auch hier nicht verkneifen, ein bisschen auf den Computer einzudreschen. Es ist zweifellos so, dass der Computer viele Möglichkeiten eröffnete, die mit traditioneller Animation nicht möglich gewesen wäre und auch Meisterwerke wie "Die Schöne und das Biest", Aladdin oder "König der Löwen" haben von dieser Technik profitiert. Doch mittlerweile ist es wirklich so, dass fast alles damit realisiert wurde und zumindest fliegende Schiffe funktionieren einfach nicht. Das sah schon bei Atlantis bescheiden aus und wirkt auch beim "Schatzplaneten" oftmals ziemlich komisch. Natürlich kann man dem dann aber auch wieder einige sehr positive Szenen gegenüberstellen, wo der Computer wirklich effektiv eingesetzt wurde und insgesamt sieht es dann auch nicht ganz so Banane aus wie noch bei Atlantis.
Außerdem konnte man mit diesem Hilfsmittel auch den Piraten John Silver sehr beeindruckend animieren, für den sich bislang zum letzten Mal Glenn Keane verantwortlich zeichnete. Dieser ist ist wirklich beeindruckend und genau solche Dinge machen den Schatzplaneten deutlich besser als Atlantis. Auf eine Liebesgeschichte wurde hier zumindest für den Hauptcharakter verzichtet und stattdessen versuchte man eher, seine Beziehung zu John Silver genauer zu beleuchten. Diese Beziehung hat durchaus Herz, doch gibt es hier vielleicht ein paar Wechselspiele zuviel zwischen Gut und Böse, was leicht ermüdend wirkt.
Abgesehen davon sollte man aber auch die Beziehung zwischen Jim und seiner Mutter nicht außer Acht lassen, die insbesondere in der ersten und besseren Hälfte zum Vorschein tritt. Deshalb ist es auch schade, dass seine Mutter ihn nicht auf die Reise begleiten kann, aber das wäre storymäßig wohl nicht allzu toll gewesen.
Stattdessen begleitet ihn ein guter Freund der Familie und sie lernen während der Reise einige neue Gesichter kennen, zum einen eine sehr dominanten Käptainin und zum anderen natürlich John Silver sowie einige andere eher düstere Charaktere. Disneytypisch gibt es dann auch noch ein rosanes herumfliegendes Irgendwas, welches in erster Linie einfach nur niedlich aussehen soll und noch den ein oder anderen Witz parat hat. Allgemein ist die Crew jedenfalls recht abwechslungsreich und auch schön mit einigen Fantasywesen besetzt.
Nun lässt sich natürlich darüber streiten, ob nicht auch ein einfacher Piratenfilm ausgereicht hätte, was der Roman ja ursprünglich ist, um die Geschichte zu erzählen. Dann hätte man vermutlich auch nicht ganz so stark mit dem Computer arebeiten müssen. Doch gibt es mit Peter Pan ja auch schon eine Piratengeschichte bei Disney und außerdem wurde der Film ja eh schon als Realfilm realisiert. Es ist also die richtige und auch interessantere Variante, den Film nun doch in ein futuristisches Setting zu verlegen, da es einfach für Abwechslung sorgt.
Deshalb kann man den Film auch durchaus empfehlen, selbst wenn permanenter Einsatz von Computeranimation das Wort Zeichentrick etwas entwertet. Dafür überzeugt die Geschichte mit starken Figuren und recht viel Abwechslung, so dass dies nicht umbedingt Musker und Clements bester Film, aber auch nicht deren schlechtester Film ist.

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