Seiten

Mittwoch, 16. Dezember 2009

Filmkritik: Der Solist


Regie: Joe Wright
Darsteller: Jamie Foxx, Robert Downey Jr., Catherine Keener, Tom Hollander
Drehbuch: Susannah Grant
Musik: Dario Marianelli
Laufzeit: 109 Minuten
freigegeben ab: 12 Jahren
Trailer: hier

Joe Wrights Regiekarriere ist beeindruckend. Nach einigen Fernsehprojekten versuchte er sich 2005 mit "Stolz und Vorurteil" erstmals an einem Kinoprojekt und hatte damit sofort Erfolg. Immerhin verhalf dieser Film Kiera Knightley zu ihrer ersten Oscarnominierung und das Jahr 2008 sollte sogar noch erfolgreicher werden. Wrights "2. Weltkriegs"-Drama "Abbitte" gewann nicht nur den Golden Globe für den besten Film in der Kategorie Drama, sondern wurde darüber hinaus auch bei den Oscars in der Hauptkategorie nominiert. Einziger Schönheitsfehler war wohl, dass Wright selbt nicht für den Oscar als bester Regisseur nominiert wurde. Diesen Fehler wollte man bereits ein Jahr später mit dem Solisten beheben.
Doch dann kam alles anders als gedacht und so nahm Paramount den Film aus dem Rennen für die Oscars. Die offizielle Begründung war, dass man nicht genug Geld für die Promotion des Filmes habe und man diesen deshalb lieber auf das kommende Jahr verlege. Da bekam der Film jedoch nur einen unattraktiven Aprilstartplatz spendiert, so dass der Film mehr oder weniger zum Scheitern verdammt war. Auch bei der Kritik wurde der Film recht gemischt aufgenommen, so dass sich bezüglich den Oscars auch nicht mehr großartig was tat. Vielleicht war ja auch die mangelnde Qualität des Films daran Schuld, dass Paramount so stiefmütterlich mit dem Film umging.
Für mich war der Film nach dem guten "Stolz und Vorurteil" und dem sehr guten "Abbitte" jedenfalls eine ziemliche Enttäuschung. Dies liegt nicht umbedingt an der Tatsache, dass man hier mal wieder die Geschichte vom talentierten Obdachlosen erzählt, sondern eher an der Darstellung der einzelnen Charaktere und ihren Beziehungen zueinander. Auch wenn Ayers (Jamie Foxx) un Lopez (Robert Downey Jr.) fast den kompletten Film gemeinsam auf der Leinwand verbringen, so bleibt ihre Beziehung weiterhin befremdlich. Da helfen dann auch keine dramatischen Twists am Ende weiter. Während man bei Ayers wenigstens noch versucht, seine Geschichte in Rückblenden zu erzählen, bleibt Lopez komplett profillos und so leidet man mit diesem nicht wirklich mit. Aber auch Ayers Geschichte ist alles andere als packend erzählt.
Ein weiterer Nachteil ist, wie das musikalische Talent von Ayers dargestellt wird. Das fällt nämlich recht klischeehaft aus und wirklich begeistern kann man sich für die Leistung Foxx dabei auch nicht. Visuell versucht Wright dies zwar abundzu etwas schöner darzustellen, aber wirklich gelingen will es ihm nicht. Am interessantesten geriet da noch ein Flug mit den Tauben sowie ein Farbenspiel in der Mitte des Films, was aber auch schon wieder nah am Kitsch entlangschlittert.
Natürlich leben solche Filme auch immer vom schauspielerischen Talent der Darsteller. Bei Jamie Foxx und Robert Downey Jr. braucht man da natürlich nicht zu meckern. Allerdings hat Jamie Foxx in diesem Film ständing den Drang, alles zu überdramatisieren, so dass man auch gar nicht mehr so wirklich mitbekommt, was er da jetzt genau erzählt. Bei Downey Jr. hat ihm die deutsche Synchronisation hingegen keinen großen Gefallen getan. Denn diese hat für ihn Dietmar Wunder ausgewählt, den man vor allem als Stimme von Adam Sandler und Daniel Craigs "James Bond" kennt. Man muss kein großer Prophet sein um sagen zu können, dass das nicht passt. Wenn man schon Downeys anderen Synchronsprecher nicht bekommen kann, dann sollte man ihm keine so markante Stimme zuweisen, denn diese hat von Downeys Schauspiel nur abgelenkt. Deshalb sollte man sich den Film doch lieber im Original ansehen, wenn man die Möglichkeit dazu hat.
Insgesamt würde ich den Film aber eh nicht fürs Kino empfehlen, da er dessen Möglichkeiten nun wirklich nicht ausreizt und somit auch im Heimkino nicht wirklich schlechter zur Geltung kommt. Dies ändert aber nichts daran, dass "Der Solist" besonders an seinen uninteressanten Charakteren und der ausgeleierten Geschichte leidet. Er hat durchaus ein paar gute Momente und Wrights Regie ist nicht durchweg schlecht, aber an seine beiden Vorgängerwerke mag der Film trotz prominenter Besetzung nicht anknüpfen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen