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Montag, 7. September 2009

Filmkritik: Ratatouille


Regie. Brad Bird
Drehbuch: Brad Bird, Jim Capobianco
Musik: Michael Giacchino
Laufzeit: 108 Minuten
freigegeben ab: 0 Jahren
Trailer: hier

Nachdem Cars bei den Kritikern nur bedingt gut abschnitt, kehrte Pixar mit Ratatouille zu alten Höhen zurück. Die Idee des Films klingt im ersten Moment recht bizarr, jedoch merkt man im Film recht schnell, wie gut diese Idee doch umgesetzt wird. Mitverantwortlich ist dafür sicherlich auch Brad Bird, der von allen Regisseuren bei Pixar mein persönlicher Liebling ist, immerhin sind "Die Unglaublichen" und "Ratatouille" meine zwei persönlichen Lieblingsfilme von Pixar. Welcher davon die Nase vorn hat, würde ich aber nur recht ungern beantworten wollen.
Kommen wir nun aber zum Film selbst und da hat sich Pixar einmal mehr selbst übertroffen. Der Film handelt wie gesagt von einer gewöhnlichen Ratte, die aber einen außergewöhnlichen Geruchssinn hat und nichts lieber macht als kochen. Das diese Ratte dann aber zum beliebtesten Koch Frankreichs avancieren soll, darauf kommt wohl nur Pixar und so ist Ratatouille kein einfacher Rattenfilm, sondern ein Film, der von einer Beziehung zwischen Mensch und Ratte handelt. Diese ist wirklich schön erzählt und geht durch Höhen und Tiefen. Auch die Figuren sind wieder toll gewählt. Besonders hervorzuheben sind dabei natürlich die Ratte Remy und der Tellerwäscher Linguini, der dank der Ratte zum Koch aufsteigt. Aber auch einige andere Charaktere wie die weibliche Hauptrolle Collette sind wirklich liebenswert. Natürlich gibt es dann auch wieder ein paar lustige Sidekicks wie Remys trotteliger Bruder Emile und auch zwei Bösewichter, die aber recht unterschiedlich ausgefallen sind. Zum einen gibt es da den machtgierigen Küchenchef Skinner, der ständig Linguine auf dem Kicker hat und im Verlauf des Films immer härtere Mittel anwendet um ihn loszuwerden und zum anderen den Kritiker Anton Ego, der Restaurants in seinen Kritiken gerne zerreißt, aber tief im Inneren gar nicht so böse ist.
Dieses Konstrukt füllt die 108 Minuten perfekt und es gibt sowohl komödiantische, ernste, humorvolle und auch teilweise actionreiche Szenen. Ein großes Lob geht da natürlich wieder an die Animatoren. Abgesehen davon, dass die Ratten sich glaubwürdig bewegen, sind diese in diesem Film auch echt zum knuddeln. Besonders die Hauptfigur Remy ist dabei ein wirkliches Kunstwerk. Die Menschen sind natürlich wieder ziemlich cartoonhaft animiert, aber es funktioniert durchaus. Da auch das Essen einen großen Teil des Films einnimmt, kann man auch hier über die Animation einfach nur staunen. Das sieht alles so lecker aus, dass man da selbst Hunger bekommt.
Aber auch die actionreichen Szenen sind durchaus abwechslungsreich. Gleich zum Anfang gibt es im Haus einer alten Omi eine recht actionreiche Szene, als die Ratten aus ihrem Versteck flüchten müssen und die Oma kindgerecht ihre Waffe zückt und auf alles zielt, was sich bewegt. Aber auch in Paris gibt es die ein oder andere tolle Szene. Hervorzuheben ist da sicherlich eine Verfolgungsjagd durch Paris, die wirklich sehr schön inszeniert ist und auch beim Finale gibt es animationsmäßig nochmal einiges zu bewundern. Dies ist zwar keine echte Actionszene, aber animationsmäßig sehr anspruchsvoll und dafür sehr gut gelungen. Meine persönliche Lieblingsszene des Films ist aber sicherlich die, wo Remy aus der Kanalisation klettert um auf ein Dach von Paris zu gelangen. Dies ist wahre Magie und das wohl schönste Bild des Films, obwohl es haufenweise davon gibt.
Diese ganzen Szenen wären aber sicherlich nicht so wirkungsvoll, wenn die Musik nicht stimmen würde. Doch hierfür wurde erneut Michael Giacchino engagiert, der auch schon Birds "Die Unglaublichen" vertonte und für "Ratatouille" seine erste Oscarnominierung erhielt und dies völlig zurecht. Die Musik ist so ein gewaltiges Erlebnis wie man es im vom Zimmer verseuchten Hollywood nur noch selten hört.
Ein großes Lob verdient dabei auch der Abspann. Wenn es einen Preis für den schönsten Abspann aller Zeiten geben würde, dann hätte dieser Film diesen mit Sicherheit verdient. Dieser ist 2-D animiert, aber sieht einfach nur unglaublich schick aus und ist auch sehr abwechslungsreich ausgefallen. Die Musik tut ihr übriges dazu bei, dass dieser schon ein Kunstwerk in sich ist.
Eigentlich kann man Ratatouille nur als 3-Gänge-Menu in einem 5-Sterne-Restaurant bezeichnen. Was Pixar hier erschaffen hat, ist schlichtweg grandios und einer der schönsten und emotionalsten Kinoerlebnisse der letzten Jahre.

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