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Mittwoch, 30. September 2009

Filmkritik: Superman II - Allein gegen Alle


Regie: Richard Donner, Richard Lester
Darsteller: Christopher Reeve, Margot Kidder, Gene Hackman, Marlon Brando
Drehbuch: Mario Puzo, David Newman, Leslie Newman
Musik: John Williams
Laufzeit: 116 Minuten
freigegeben ab: 12 Jahren
Trailer: hier

Superman wurde damals als eines der ehrgeizigsten Filmprojekte überhaupt angegangen. Obwohl man sich nicht sicher sein konnte, ob der erste Film überhaupt ein Erfolg sein würde, entschied man sich aus diesem Franchise gleich einen Zweiteiler zu machen. Immerhin war Superman einer der beliebtesten Comichelden überhaupt. Jedoch war die Realisierung eines solchen Filmes in der damaligen Zeit kein leichtes Unterfangen und so geriet das Budget immer mehr aus den Fugen, was auch zu Spannungen zwischen Regisseur Richard Donner und den Produzenten führte. Jedenfalls entschied man sich dann dafür, erstmal nur den ersten Film in die Kinos zu bringen und Teil 2 vorerst unvollendet zu lassen. Bei einem Erfolg könne man diesen ja immer noch vollenden und tatsächlich wurde Superman ein Riesenerfolg und somit machte man sich auch schleunigst an die Vollendung des zweiten Teils. Die Spannungen zwischen Regisseur und den Produzenten waren jedoch unüberbrückbar und somit entschloss man sich, die Fortsetzung ohne Regisseur Richard Donner zu realisieren. Hier sei gleich gesagt, dass man jetzt nicht die Alleinschuld in den Produzenten suchen sollte, denn als Außenstehender ist es schwer wirklich nachzuvollziehen, was während der Dreharbeiten zu Teil 1 alles vorgefallen ist und es ist nunmal problematisch, wenn das Budget plötzlich explodiert. Ein Richard Lester hat in der Folgezeit dann halt gezeigt, dass man mit dem Budget auch gut umgehen kann ohne das zusätzliche Kosten entstehen. Allerdings wurde damit auch auf vieles verzichtet was den ersten Teil so großartig erscheinen ließ. So kehrte beispielsweise John Williams nicht mehr für die Musik zurück und das, obwohl seine Musik den ersten Teil so einzigartig gemacht hat. Genauso unverständlich ist die Tatsache, dass man in Teil 2 plötzlich nicht mehr Marlon Brando dabeihaben wollte und das, obwohl seine Szenen schon in Teil 1 abgedreht wurden. Sicherlich war seine Gage für den ersten Teil jenseits von Gut und Böse, doch wieso konnte man diese bei Teil 1 bezahlen und bei Teil 2 plötzlich nicht mehr und das, obwohl Teil 1 ein solch großer Erfolg wurde. Brando hat zwar so viel genommen, dass er das in seinen Szenen wohl kaum zurückzahlen konnte, aber trotzdem war diese Beziehung so bedeutsam, dass man darauf einfach nicht hätte verzichten können. Ein weiteres Problem war auch, dass Gene Hackman ebenfalls keine Lust mehr hatte, nochmal unter Lester seine Rolle als Lex Luthor aufzunehmen und somit musste man sich bei ihm halt mit dem Material zufriedengeben, welches schon unter Richard Donner gedreht wurde und sich gegebenfalls tricktechnisch irgendwas einfallen zu lassen. Viel schlimmer als diese ganzen Verfehlungen war es jedoch, dass Lester nichtmal ansatzweise den Zugang zu der Figur des Superman fand wie es Richard Donner getan hatte, was insbesondere das Schicksal von Teil 3 besiegelte.
Bei dieser Review wird nun aber die Version von Superman 2 betrachtet, die Richard Donner 2005 zusammenschnitt und dabei weiteres Material seines eigenen Films einfügte und anderes von Richard Lester entfernte. Dies hatte zur Folge, dass man nun endlich auch die bereits abgedrehten Szenen mit Marlon Brando integrieren konnte, da sich Bryan Singer die Rechte an diesen Aufnahmen für "Superman Returns" sicherte. Natürlich ist auch diese Fassung nicht die Fassung, die Richard Donner hätte drehen wollen, doch kommt diese seiner Vision schon deutlich näher als die von Lester.
Das es nicht genau seine Vision ist wird auch schon am Anfang ziemlich deutlich, wo er erstmal ein paar Bilder aus dem ersten Teil zusammenschneidet um nochmal einen Überblick über die vorangegangen Ereignisse zu geben, ehe dann wieder die klassischen "Opening Credits" erscheinen. Ich denke mal, dass der Anfang schon etwas anders gelaufen wäre, wenn man genug Material zur Verfügung gehabt hätte. Aber das kann man halt nicht mehr ändern.
Danach geht es aber sofort los und auch wenn die Story sicherlich nicht mehr komplett umgeschrieben werden konnte, so gibt es schon am Anfang recht viele Änderungen gegenüber der Lestervariante. So gibt es beispielsweise keinen Ausflug nach Paris und auch so laufen die Dinge immer mal wieder anders ab als noch bei Lester, was insbesondere in den Szenen deutlich wird in denen Lois Superman enttarnen möchte. Statt sich ins Wasser zu stürzen springt sie diesesmal lieber aus dem Fenster und stattdessen Clark bzw. Superman über irgendeinen doofen Teppich stolpert bedroht Lois ihn diesesmal lieber mit einer Pistole. Dies ist zwar nur eine Testaufnahme, doch macht sie deutlich mehr Sinn als bei Lester, wo die Enthüllung einfach nur platt und auf Humor getrimmt wurde.
Auch die Romantikszenen danach sind nicht ganz so kitschig geraten wie noch bei Lester. Allerdings sollte man sich fragen, ob es wirklich gut ist, dass Superman mit Lois direkt schläft oder sich erst in einen Menschen verwandelt. Da gibt es sicherlich unterschiedliche Ansichten.
Besonders hervorzuheben sind einmal mehr auch die Szenen in der Festung in der Einsamkeit. Dank des Donnercuts gibt es dort endlich auch wieder Marlon Brando zu sehen, was einfach deutlich besser zum ersten Teil passt. Natürlich war Lester gezwungen, mehrere Szenen doppelt zu drehen, da mindestens 50 % des gedrehten Materials im Film von ihm stammen müssen, damit er als Regisseur aufgeführt wird. Wieso man da Brando allerdings rasiert hat, bleibt wohl auf ewig ein Rätsel. Die Szenen mit ihm waren ja schon gedreht und er sorgt auch so für viel mehr Präsenz als noch Kal-El's Mutter. Dank Brando wird nun auch endlich geklärt, wie Superman in der zweiten Hälfte seine Kräfte wiedererlangen konnte. Dadurch wird die Prophezeihung aus dem ersten Teil "Der Sohn wird der Vater, der Vater wird der Sohn" endlich vollendet.
Aber auch die Bösewichte des Films profitieren von dieser Umstellung. Während Lester diese immer mal wieder komödiantisch zeigen wollte, wirken die drei Kryptonianer, die man am Anfang von Teil 1 schon gesehen hatte, bei Donner endlich wie eine echte Bedrohung und am wichtigsten dabei dürfte auch sein, dass auch der Endkampf nicht so grauenhaft albern inszeniert wurde wie noch bei Lester. Da hatte Superman ja plötzlich Kräfte, die absolut keinen Sinn ergeben haben. Aber auch Lex Luthor kehrte für die Fortsetzung erneut zurück. Während er in Teil 1 erst recht spät in Erscheinung tritt, ist es diesesmal so, dass er in der Mitte des Films plötzlich verschwindet und erst zum Finale hin wieder auftaucht. Er hätte im Mittelteil aber auch keine wirklich große Funktion gehabt. Hackman selbst überzeugt dabei aber einmal mehr und zeigt ordentlich Witz, wenn er sich wundert, dass General Zod ihn, das größte Verbrechergenie aller Zeiten, immer wieder umbringen möchte. Dabei sei hier angemerkt, dass alle Szenen von Hackman noch mit Richard Donner gedreht wurden, da Hackman sich geweigert hat, nochmal für Lester vor die Kamera zu treten. Seine Szenen waren ja eh schon abgedreht und wenn man nicht wüsste, dass es hinter den Kulissen einen solchen Streit gegeben hätte, dann akzeptiert man problemlos die Rolle, die Luthor in diesem Film einnimmt.
Jetzt blieb natürlich noch die Frage nach dem Ende des Films übrig, da man damals das Ende von Teil 2 schon für das von Teil 1 benutzte, da es damals dort besser hingepasst hat. Ein wirklich neues Ende wollte man sich dann bei der Planung von Teil 2 ausdenken. Nur leider wurde diese Aufgabe ja nun Richard Lester zugeteilt und wie schon beim Endkampf hatte Superman aufeinmal Kräfte, die absolut keinen Sinn ergeben. Deshalb ist das Ende auch recht unbefriedigend gewesen. Donner selbst konnte jetzt natürlich kein wirklich neues Ende entwerfen und hat sich dann halt doch wieder dem Ende von Teil 1 gewidmet und dies in ähnlicher Form auch für Teil 2 umgesetzt. Dies ist zwar jetzt nicht wirklich spektakulär, aber was soll man da auch noch großartig machen. Die Fehler sind woanders begangen worden.
Dies betrifft natürlich auch die Musik, denn obwohl John Williams für den ersten Teil eine Oscarnominierung erhielt, ersetzte man ihn in Teil 2 durch Ken Thorne. Donner hat dann allerdings lieber den Weg gewählt und einfach die Musik von Williams aus Teil 1 übernommen. Dadurch fehlen natürlich große neue Themen, aber so viel gibt es musikalisch dann auch nicht zu beklagen und der Film lebt von dieser schon ziemlich gut.
Auch wenn nun leider nicht der Film entstehen konnte, den Donner geplant hatte, so ist dieser doch erstaunlich gut geworden und man will sich gar nicht ausmalen was passiert wäre, wenn Donner seinen Wunschfilm auf die Leinwand gebracht hätte. Denn dann hätte der Film ähnlichen Kultstatus erreichen können wie Teil 1.

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