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Donnerstag, 17. September 2009

Blu-Ray Kritik: Rachels Hochzeit


Regie: Jonathan Demme
Darsteller: Anne Hathaway, Bill Irwin, Rosemarie DeWitt, Debra Winger
Drehbuch: Jenny Lumet
Musik: Donald Harrison Jr., Zafer Tawil
Laufzeit: 113 Minuten
freigegeben ab: 12 Jahren
Trailer: hier

Extras:

  • Audiokommentar mit Produzentin Neda Armian, Drehbuchautorin Jenny Lumet und Cutter Tim Squyres
  • Audiokommentar mit Schauspielerin Rosemarie DeWitt
  • Die Musik im Film
  • Hinter den Kulissen
  • Cast & Crew Interview im Jacob Burns Center
  • Entfallene Szenen
  • Kinotrailer

Filmkritik:

Der Name Jonathan Demme dürfte den meisten durch seine beiden Überfilme "Philadelphia" und "Das Schweigen der Lämmer" ein Begriff sein. Diese Erfolge liegen aber schon Ewigkeiten zurück. In der Folgezeit kam allerdings nicht mehr viel und am ehesten bekannt dürfte noch "Der Manchurian-Kandidat" sein, der aber trotz toller Besetzung mit Meryl Streep und Denzel Washington nicht an die Erfolge anknüpfen konnte. Allerdings hat Demme ja auch nicht jedes Jahr einen Film gedreht, sondern auch viel an Dokumentationen gearbeitet. Mit "Rachels Hochzeit" legt er nun einen vergleichsweise kleinen Film vor, der zum Großteil mit Handkamera gedreht wurde und sich wie ein Homevideo anfühlt, gleichzeitig aber mit grandioser Besetzung und wunderbarer Story aufwartet und zum bislang besten Film des Jahres avancierte.
Dabei bin ich gar nicht der große Demme-Fan. Auch wenn er für "Das Schweigen der Lämmer" den Oscar als bester Regisseur gewann, kann ich mit dem Film eher weniger anfangen, da ich auf solche Psychosachen nicht sonderlich abfahre und wenn ich an Philadelphia denke, dann bleibt in erster Linie die grandiose schauspielerische Leistung von Tom Hanks hängen. Eine ähnliche Glanzleistung vollbringt nun auch Anne Hathaway in "Rachels Hochzeit". Den meisten dürfte sie wohl aus seichten Komödien wie den beiden "Plötzlich Prinzessin" - Filmen und "Get Smart" bekannt sein. Allerdings hat sie sich in den letzten Jahren auch ans ernste Genre herangetraut und beispielsweise auch in Ang Lees "Brokeback Mountain" mitgespielt, wo sie im Vergleich zu den anderen Schauspielern aber noch etwas unterging. Dies hat sich nun mit "Rachels Hochzeit" aber komplett geändert, denn der Film gehört ihr ganz allein. Sowohl in ernsten als auch humorvollen Szenen überzeugt sie als Kym voll und ganz und auch wenn sie sich teilweise etwas danebenbenimmt, so hat man doch Mitleid mit ihr.
Aber auch die anderen Schauspieler brauchen sich nicht zu verstecken, denn auch Rosemarie DeWitt als Rachel hinterlässt einen bleibenden Eindruck. Sie ist vielleicht nicht ganz so stark wie Hathaway, aber auch sie kommt sehr gut rüber. Auch der Vater der Beiden Bill Irwin überzeugt genauso wie Debra Winger, die als Mutter der Beiden aber nur eine Nebenrolle einnimmt. Auch der Rest des Casts wird gut aufgefüllt und jeder spielt seine Rolle solide runter, auch wenn niemand die ganz große Glanzleistung vollbringt. Aber das ist ja auch nicht nötig.
Der Film selbst handelt wie schon der Titel sagt von der geplanten Hochzeit Rachels mit ihrem Freund Sidney (Tunde Adebimpe). Wer nun aber eine Komödie erwartet, der ist auf dem Holzweg. Denn Demme zeigt hier ein tolles Portrait einer Familie, die sich nach außen hin zwar friedlich zeigt, aber innendrin immer noch Ereignisse aus vergangenen Tagen verarbeiten muss. Dies kommt aber erst nach und nach zum Vorschein und man erkennt immer mehr wieso einige der Leute eher verhalten auf die frisch aus der Entziehungsklinik entlassene Kym reagieren. Man gibt sich zwar sehr mühe, aber man merkt als Zuschauer recht schnell, dass es dort einige Spannungen gibt. Dies führt dann auch zu der ein oder anderen Eskelation, wobei insbesondere ein Gespräch zwischen Rachel, Kym und ihrem Vater sowie Kym und ihrer Mutter in Erinnerung bleiben.
Meisterlich ist dann auch der Ausgang des Films. Bei der Hochzeit gelingt es Demme, die Hochzeit durchaus freundlich zu gestalten, vergisst aber gleichzeitig nicht die Geschehnisse, die im Vorfeld geschehen sind. So bleibt hier insbesondere eine Szene im Gedächtnis, wo Kym ganz alleine eine Kerze anzündet und auch die Szenen danach, wo sich sowohl Kym als auch Rachel von den Feierlichkeiten entfernen und man doch noch soetwas wie ein versöhnliches Ende geliefert bekommt. Außerdem treffen sie noch auf jemanden, mit der es noch ungelöste Probleme gibt und hier tat Demme gut daran, diese Sachen etwas offen zu lassen und man fragt sich, wie diese Beziehung sich in Zukunft entwickeln wird.
Kyms Weggang ist Demme dann ebenfalls gut gelungen. Er ist nicht sonderlich spektakulär, aber diese melancholische Wirkung funktioniert hier voll und ganz und auch wenn man nicht genau weiß, wie sich alles in Zukunft noch entwickeln wird, so hat man doch ein recht gutes Gefühl bei der Sache. Aber auch Rachels letzte Szene ist sehr schön. Wenn plötzlich die Musik einsetzt und Musik spielt und Rachel sich hinsetzt merkt man erst, was für einen tollen Film man gesehen hat und kann nochmal sehr schön die Ereignisse des Films Revue passieren lassen.
An den Regiestil Demmes mit der andauernden Handkamera muss man sich hier erstmal gewöhnen und das führt auch dazu, dass das Bild nicht immer qualitativ hochwertig ist. Dies ist in diesem Fall aber egal, da es sehr gut zum Film passt und man sich so noch mehr in das Geschehen hineinversetzt fühlt. Oftmals hat man sogar mehrere Kameras gleichzeitig laufen lassen, so dass die Schauspieler nichtmal wussten, ob das Bild sie gerade zeigt oder nicht. Dies ist besonders in einer ziemlich langen Tischszene gut zu beobachten, in der alle Personen Rachel und Sidney alles Gute für die Ehe wünschen. Auch die gewählte Musik, die oftmals live gespielt wurde, passt sich den Geschehnissen des Films gut an und so ist "Rachels Hochzeit" auch regiemäßig grandios.
Insgesamt kann man eigentlich nur sagen, dass Demme mit Rachels Hochzeit ein absolutes Meisterwerk gelungen ist, dass man sich umbedingt mal ansehen sollte, denn allein die schauspielerische Leistung von Anne Hathaway rechtfertigt dies schon. Aber auch die Geschichte ist sehr gut und schildert sehr schön die Zerrissenheit einer Familie. Ein absoluter Glanzpunkt des Kinojahres 2009.

Blu-Ray Kritik:

Bei einem kleinen Drama wie Rachels Hochzeit, welches auch an den Kinokassen nicht so viel Geld eingespielt hat, kann man auf Blu-Ray oder DVD eigentlich nicht so viel erwarten. Umso überraschender ist es da, dass die Dokumentationen allein schon 70 Minuten ausmachen und sich zusätzlich noch zwei Audiokommentar auf der Blu-Ray befinden. Außerdem gibt es noch knapp 20 Minuten zusätzliche Szenen, die meiner Meinung nach im Film aber nichts verloren hätten. Interessanter sind da schon die Dokumentationen, die wirklich sehenswert sind. Insbesondere die Interviews im Jacob Burns Center sind dabei ein echtes Highlight. Dort sind sowohl Regisseur Jonathan Demme als auch einige Crewmitglieder und Schauspieler anwesend, allerdings nicht Anne Hathaway, die allgemein bei den Extras etwas zu kurz kommt. Wäre aber auch möglich, dass sie auch nicht so viel Zeit dafür aufbringen konnte. Die Interviews jedenfalls sind ziemlich interessant und man erfährt einiges über den Film. Beispielsweise gibt Demme auch eine Deutung über das Ende des Films, welches ja auch einige Fragen über die Zukunft offen lässt. Er verrät es aber nicht komplett, sondern deutet nur an, wie Kym nun denkt. Aber auch die Dokus über die Musik über die Dreharbeiten und die Musik sind durchaus interessant und für einen solchen Film hochwertig, selbst wenn die Dreharbeiten deutlich unspektakulärer ablaufen als bei einigen Großproduktionen, da dort ja auch mehr Leute an einem Film arbeiten. Von daher sind die Extras schon sehr gut.
Bei den Audiokommentaren jedoch ist es etwas schade, dass Jonathan Demme nicht an diesen teilnimmt. Aber immerhin gibt es einen mit der Drehbuchautorin Jenny Lumet, Tochter von Sidney Lumet. Diesen teilt sie sich zwar mit einer Produzentin des Films und dem Cutter, aber es gibt einige interessante Dinge zu erfahren, allerdings auch einige triviale Dinge und natürlich die üblichen Hochlobungen an die Hauptdarstellerin des Films und natürlich auch den Regisseur. Insgesamt ist der Audiokommentar aber sehr nett zum anhören. Etwas eigenwillig ist da der zweite Audiokommentar mit der Rachel-Darstellerin Rosemarie DeWitt, da diese ja nichtmal die Hauptfigur des Films ist. Deshalb dürfte dieser Kommentar nicht ganz so interessant sein. Aber immerhin spricht sie über einige Dinge, die der Regisseur von ihnen abgefordert hat, und sie macht auch öfter mal Pause, so dass man auch ganz gut den Film folgen kann. Ist also nicht spektakuläres, aber es gab auch schon uninteressantere Kommentare als dieser hier. Also kann man da ruhig mal reinhören.
Insgesamt lohnen sich also auch die Extras zu dem Film, die für solche Filme schon recht üppig ausgefallen sind. Die Frage bleibt nur, ob man dafür umbedingt die Blu-Ray benötigt, denn die DVD besitzt mit Ausnahme des BD-Live-Quatschs die gleichen Extras und bildmäßig kann man aufgrund des permanenten Einsatzes der Handkamera auch nicht so viel erwarten. Einige Bilder sind damit auch sehr grieselig. Deshalb sollte das jeder selbst entscheiden, die Extras sind aber wirklich sehenswert, auch wenn sie bei Großproduktionen noch einen Tick interessanter sind. Allerdings geizen Großproduktionen damit auch gerne mal. Das ist hier definitiv nicht der Fall.

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