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Samstag, 24. Oktober 2009

Meine Gedanken zu Das weiße Band


Regie: Michael Haneke
Darsteller: Christian Friedel, Josef Bierbichler
Drehbuch: Michael Haneke
Laufzeit: 144 Minuten
freigegeben ab: 12 Jahren
Trailer: hier

Oftmals wird ja über den deutschen Film gemeckert, zumal ja meist simple Komödien wie "Schuh des Manitu" oder "7 Zwerge" erfolgreich sind. Doch gibt es oftmals auch ernste Dramen, die durchaus Starpotential besitzen. Ich bin zugegebenermaßen von den wenigsten begeistert, doch ab und zu gibt es dort auch das ein oder andere Highlight zu entdecken. Dazu gehört für mich auch "Das weiße Band". Sicherlich gebe ich hier keinen echten Insidertipp ab, da dafür dem Film der Ruf schon viel zu weit vorausgeeilt ist, doch trotzdem möchte ich diesen Beitrag nun dafür nutzen, den Film euch (falls denn jemand diese Seite liest) schmackhafter zu machen.
Überrascht hat der Film aber sicherlich schon diesen Sommer, als er in Cannes die goldene Palme gewonnen hat und so ist es auch kein Wunder, dass der Film dieses Jahr den deutschen Beitrag für die Oscars darstellt. Nach dem ich den Film jedoch gesehen hatte, fragte ich mich zwangsläufig, wie wohl die Academy auf diesen Film reagieren würde. Im letzten Jahr reichte es für den eher konservativ gedrehten "Der Baader-Meinhof-Komplex" ja sogar für eine Nominierung und ein Sieg in Cannes lässt ja eine Nominierung vermuten. Allerdings ist es doch fraglich, ob ein komplett in Schwarz-Weiß gedrehter Film mit wenig Action und viel Dialog etwas für die Leute in Übersee ist.
Dabei sei hier auch gleich erwähnt, dass dies mein erster Film von Michael Haneke ist, den ich überhaupt gesehen habe und somit Vergleiche mit seinen vorherigen Werken wegbleiben müssen. Allerdings ist es schon interessant zu sehen, wie ein Mann, der bei der Kritik für sein U.S.-Remake von Funny Games eher bescheiden wegkam, ein Jahr später mit einer Deutsch-Österreichischen Produktion plötzlich so eine positive Resonanz hat.
Bei diesem Film sei aber auch sofort gesagt, dass man recht viel Geduld mitbringen muss. Es gibt zwar soetwas wie einen Kriminalfall im Dorf, doch eigentlich passiert in dieser Hinsicht nicht so viel. Stattdessen geht es viel mehr um die Verbingung zwischen den einzelnen Figuren. Dabei geht es vor allem auch um die damaligen Moralvorstellungen, denn 1913, dem Jahr, in dem der Film spielt, ging ja alles noch deutlich konservativer zu. Dies wirkt sich natürlich auf die Sprechweise aus und könnte dem ein oder anderen doch etwas zu gehoben vorkommen.
Jedenfalls gibt es dadurch natürlich auch extreme Spannungen. Niemand traut sich so recht was zu sagen und man spürt halt auch die immer öfter aufkommende Gewalt, sei es in der eigenen Familie oder gegenüber anderen. Dies soll unter anderem auch den aufkeimenden Faschismus darstellen und auch der 1. Weltkrieg spielt in diesem Film eine große Rolle. Allerdings würde ich hier sagen, dass diese Tatsache Hanecke nicht so ganz gelungen ist, zumindest die ganzen Meldungen bezüglich des 1. Weltkrieges wirken ein bisschen wie Fremdkörper, zumal dies immer allzu plötzlich geschah. Möglicherweise hätte man zumindest auf diesen Aspekt verzichten können. Geschichtlich wird man den Film aufgrund des Jahres 1913 ja eh einordnen können und deshalb hätte das alles auch ungenannt bleiben können. Man wird ja schon erahnen können, was Haneke damit in etwa ausdrücken wollte. Eine Bevölkerung, die vor den ganzen Gewalttaten die Augen verschließt war dann ja auch großer Bestandteil in der Zeit des Nationalsozialismuses.
Aber diesen ganzen Intepretationskram lasse ich jetzt mal beiseite, denn auch ohne diesen Bezug ist der Film sehr gut gelungen. Der Schwarz/Weiß-Stil stört zu keiner Sekunde und es wäre auch kaum vorstellbar, diesen Film in Farbe zu sehen. Dadurch wirkte zumindest für mich alles deutlich atmosphärischer und man ist von den einzelnen Gewalttaten auch deutlich mehr erschreckt. Auch die Erzählstimme, die man hier verwendet, stört nicht so sehr wie in anderen Filmen, denn ein so großer Fan bin ich davon nicht. Auch auf Musik muss man in diesem Film verzichten. Einzig und allein der Chor in der Kirche singt kurz mal in der Mitte und dann wieder am Ende. Dafür fesseln die Dialoge umso mehr und man vergisst dabei komplett die Zeit. Ich würde sogar behaupten, dass der Filme locker noch zwei Stunden länger hätte gehen können und man wäre immer noch genauso fasziniert. Das Ende selbst kommt dann auch eher schnell, als der Lehrer auf einige interessante Dinge stößt. Das hätte man problemlos noch hinauszögern können.
Jedenfalls ist Deutschland dieses Jahr mit der Wahl ihres Oscarbeitrages durchaus mutig und am ehesten könnte man dies wohl mit "Die Blechtrommel" (den ich persönlich aber als nervtötend empfinde) gleichsetzen, der ja auch etwas experimenteller war. Ich würde mich über eine Nominierung jedenfalls deutlich mehr freuen als dieses Jahr beim Baader-Meinhof-Komplex, denn der Film ist über die ganze Laufzeit hinweg stimmig, die Schauspieler sind durchweg gut und die Zeit vergeht dabei wie im Fluge. Damit ist der Film also ein Tipp von mir und ich hoffe mal, dass der Film mit der Zeit noch mehr Zuschauer in die Kinos lockt, denn auch in Deutschland gibt es gute Filme abseits des Comedygenres.

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