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Dienstag, 27. Oktober 2009

Filmkritik: Pinocchio


Regie: Hamilton Luske, Ben Sharpsteen
Drehbuch: Ted Sears, Otto Englander, Webb Smith, William Cottrell, Joseph Sabo, Erdman Penner, Aurelius Battaglia
Musik: Leigh Harline, Paul J. Smith
Laufzeit: 88 Minuten
freigegeben ab: 0 Jahren
Trailer: hier

Gerade mal 2 1/2 Jahre sind vergangen seit Schneetwittchen die damalige Kinowelt auf den Welt stellte. Da war es kein Wunder, dass man nach Nachschub verlangte und so kam mit Pinocchio der zweite abendfüllende Zeichentrickfilm "Pinocchio" von Walt Disney in die Kinos. Dieser handelt von einer Holzfigur, die von einer Fee zum Leben erweckt wird und lernen muss, was falsch und was richtig ist, so dass sie eines Tages ein richtiger Junge werden kann. Der Film unterteilt sich dabei in vier Abschnitte.
Im ersten Teil sieht man, wie der alte und einsame Spielzeugmacher Gepetto sich eine Holzpuppe schnitzt. Als er sich eines Nachts bei einer Sternschnuppe wünscht, dass diese Puppe zum Erleben erweckt wird, erfüllt sich dieser Wunsch und er sieht in der Holzpuppe Pinocchio nun seinen eigenen Sohn, den er sogleich auch zur Schule schicken möchte.
Doch diese bekommt man während des ganzen Films nicht zu sehen, da Pinocchio auf dem Weg zur Schule von fremden Leuten abgefangen wird, die nicht gerade das beste für ihn wollen. Hier beginnt nun also die Reise von Pinocchio, die sich in drei weitere Abschnitte unterteilt. Ohne storymäßig jetzt zu viel zu verraten sei nur gesagt, dass ein Abschnitt einen Zirkus beinhaltet, eine im Meer spielt und dann eine davon auch noch auf einer Vergnügungsinsel spielt. Dabei fällt auf, dass diese relativ unabhängig voneinander verlaufen und somit der Film eher episodenhaft wirkt. Sicherlich lernt Pinocchio in diesen ein paar Lektionen fürs Leben, aber es ist trotzdem auffällig, dass Pinocchio zwar erfährt, dass einige Leute böse sind, diese aber nicht besiegt werden. Pinocchio rettet sich, das Böse lebt aber weiter, was durchaus zu einigen düsteren Momenten innerhalb der Geschichte führt und man sich am Anfang vielleicht fragt, ob man da die Story nicht noch etwas verlängern hätte sollen. Der Film ist aber halt ganz und gar Pinocchios Geschichte und daran hält man sich. Er soll ja lernen, dass es böse Menschen in der Welt gibt, und nicht wie man sie besiegt.
Dabei gibt es eine elementare Veränderung in der Figur des Pinocchio gegenüber der Romanvorlage. Während Pinocchio im Buch seinen Erschaffer Gepetto mit Absicht so schlecht behandelt, ist er in der Disneyversion die meiste Zeit über nur leichtgläubig und ziemlich naiv. Er versteht nicht, was die anderen Menschen mit ihm machen und folgt diesen ohne zu erkennen in welche Gefahr er sich begibt. Auf zwei zwielichtige Charaktere fällt er sogar doppelt drauf rein. Passend dazu gibt es in diesem Film auch nicht nur einen Bösewicht, sondern wird dies auf mehrere Schultern verteilt. Man erkennt diese zwar sofort als Bösewichte, aber ist dies wohl auch gewollt und jede Figur hat dabei ihre Reize. Im Endeffekt hätte jeder davon auch einen ganzen Film über als Bösewicht auftreten können und es hätte funktioniert.
Einen deutlich größeren Spielraum wird in der Disneyversion der Grille Jiminy eingeräumt, die in diesem Film Pinocchios Gewissen darstellen soll auf welches er aber recht selten hört. Aber zumindest rettet Jiminy ihn einmal aus einer ziemlich brenzligen Situation und niedlich ist dieser ja auch und man kann auch viel über ihn lachen.
Neben diesen beiden Hauptfiguren gibt es aber auch noch ein paar Nebenfiguren. Zum einen haben wir da Pinocchios liebenswerten "Vater" Gepetto, der aber nur am Anfang eine große Rolle spielt und nach Pinocchios Erwachen etwas in den Hintergrund rückt. Man sieht ihn zwar noch in ein paar kurzen Szenen und zum Ende hin erscheint er wieder etwas öfter im Bild, aber allgemein verfolgt man eher Pinocchios Geschichte als die von ihm. Immer bei Gepetto dabei sind sein süßer Kater Figaro und der Goldfisch Cleo, die ebenfalls Sympathiepunkte während des Films sammeln. Besonders lustig ist es, wie Cleo Figaro sogar belehrt und wie sich Figaro am Ende des Films dafür "revanchiert". Eine große Rolle nimmt natürlich auch die blaue Fee während der Geschichte ein. Sie tritt zwar nur zweimal in Erscheinung (und einmal noch in veränderter Form), aber sorgt sie sofort für Wärme im Film, auch wenn sie jetzt nicht die ganz große Schönheit ist.
Natürlich gibt es auch wieder einiges an Musik im Film. Der wohl berühmteste Song des Films ist "When yo wish upon a star", welcher sowohl am Anfang als auch am Ende des Films erklingt. Dieser ist auch der wirklich schönste Song des Films und gewann damals zurecht den Oscar als bester Filmsong. Der Rest der Songs erfüllt auch ihren Zweck, sind aber jetzt nicht die ganz großen Evergreens. Die meisten Songs bekommt man davon schon in der ersten Hälfte des Films zu hören. Zum einen gibt es zwei Songs mit Gepetto, wo er mit Pinocchio spielt und zum anderen einen Song von Jiminy, der Pinocchio etwas erklärt. Der Rest sind eher Spaßsongs und ein Song ist sogar Teil eines Bühnenstücks.
Besonders hervorzuheben ist bei diesem Film aber mit Sicherheit die Animation des Films. Wenn man sich den Film heute anguckt, dann mag man es kaum glauben, dass der Film 2010 bereits 70 Jahre alt wird. Allein die Werkstatt von Gepetto ist schon extrem detailreich animiert und auch Figuren wie Figaro, Cleo oder der noch unlebendige Pinocchio sehen sehr schön aus. Die wirklich harten Animationsszenen kommen dann aber erst außerhalb der Werkstatt und da hat man bei Disney ganze Arbeit geleistet. Sicherlich wirken die Menschen noch etwas detailarm, wenn man Massenszenen mit ihnen dreht. Andererseits sorgt dies aber auch für seinen ganz eigenen Charme. Als Highlights des Films (obwohl es viele davon gibt) würde ich wohl einerseits die Vergnügungsinsel mit all ihren Attraktionen und zum anderen natürlich auch das Meer erwähnen. Wenn man an Unterwasseranimationsfilme denkt, denkt man als erstes wohl an Arielle oder Findet Nemo und manch einer vielleicht noch an "Große Heie, kleine Fische". Umso bemerkenswerter ist es da, was Disney bereits vor 70 Jahren bei Pinocchio abgeliefert hat. Es wirkt überhaupt nicht so, als wenn die Animatoren damit Probleme gehabt hätten. Alles wirkt wie aus einem Guss und zeigt, wieso die Disneyklassiker auch heute noch so berühmt sind. Auch die Actionsequenz zum Ende hin wirkt überzeugend, auch wenn nicht immer ganz logisch. Aber dies kann man in diesem Fall wohl verzeihen.
Insgesamt ist Pinocchio ein extrem starker Film geworden. Animationsmäßig setzte er zur damaligen Zeit Maßstäbe und auch sonst funktioniert so gut wie alles in dem Film. Die einzelnen Figuren, die Geschichte eines kleinen Jungen, welcher zwischen Richtig und Falsch unterscheiden muss und auch musikalisch ist der Film ein Glanzpunkt. In der damaligen Zeit ist er bedingt durch den Ausbruch des zweiten Weltkriegs in Europa nicht der erhoffte Erfolg geworden. Erst im Laufe der Zeit wurde er zu einem absoluten Klassiker und das auch völlig zurecht.

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