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Freitag, 30. Oktober 2009

Filmkritik: Die Päpstin


Regie: Sönke Wortmann
Darsteller: Johanna Wokalek, David Wenham, John Goodman
Drehbuch: Heinrich Hadding, Sönke Wortmann
Musik: Marcel Barsotti
Laufzeit: 148 Minuten
freigegeben ab: 12 Jahren
Trailer: hier

Dem deutschen Film wird ja oftmals vorgeworfen, dass er nur recht kleine Geschichten erzählen könne und man für die großen Sachen dann doch eher nach Hollywood rüberblicken müsse. Ab und zu gibt es dann aber auch mal einen deutschen Film, der sich versucht mit großen Hollywoodgrößen zu messen. Dies kann mal gut gehen wie bei "Das Parfum" oder auch schief wie nun aktuell geschehen bei "Die Päpstin". Eins gemeinsam haben jedoch beide Filme, denn hinter beiden steht der Name Bernd Eichinger mit seinem Filmverleih Constantin. Bei "Die Päpstin" nahm er nun zwar keine leitende Funktion ein, doch war er es, der damals Volker Schlöndorff (Die Blechtrommel) als Regisseur entließ, da dieser sich weigerte, den Film gleichzeitig auch noch als TV-Zweiteiler zu realisieren wie es beispielsweise bei "Der Untergang" oder dieses Jahr beim "Baader-Meinhof-Komplex" der Fall war. Dafür setzte Eichinger nun auf Sönke Wortmann, der in den letzten Jahren vor allem durch seine Fussballfilme "Das Wunder von Bern" und "Deutschland, ein Sommermärchen" von sich reden machte. Man sollte aber nicht vergessen, dass er in den 90-ern auch mal ein Drama wie "Der bewegte Mann" inszeniert hat. Trotzdem blieb offen, ob es ihm gelingen würde, auch eine europäische Großproduktion auf die Beine zu stellen. Wie schon gesagt gelang ihm dies eher weniger.
An der Ausstattung liegt es dabei nicht. Es erreicht zwar nicht ganz die Höhen einer Hollywoodproduktion, aber an sich ist das schon ok. Die Frage ist sogar eher, ob es nicht eine Nummer kleiner auch getan hätte. Für diese Art von Film bedarf es sicherlich keiner epischen Schlachten und Reitszenen mit möglichst bombastischer Musik um überzeugen zu können.
Viel mehr geht es um eine Frau, die von den Zwängen der Gesellschaft zurückgehalten wird. Wäre dieser Film etwas kleiner ausgefallen und man hätte sich mehr auf die Gefühle Johannas konzentriert, so hätte der Film deutlich besser werden können. Denn Emotionen fehlen dem Film voll und ganz. Mit Johanna leidet man durchaus mit, aber so wirklich Zugang zu ihr fand ich nicht und die anderen Figuren bleiben dann noch deutlich blässer. Da gibt es dann halt die übliche Einordnung in Gut und Böse, was halt schade ist.
Aber auch so zieht sich der Film doch ziemlich in die Länge. Rom selbst bekommt man dann auch erst in der letzten 3/4-Stunde zu sehen. Davor gibt es halt eine recht lange Einleitung mit Johanna als Kind und wie diese von ihrem Vater behandelt wird. Danach geht es halt auf eine Schule auf die eigentlich nur Jungen zugelassen sind. Dabei wird auch des öfteren gezeigt, wie sehr Johanna von den anderen doch geachtet wird, da sie ja ein Mädchen ist. Doch leider funktionieren diese Szenen nicht so wirklich, da sie einfach nicht dramatisch genug wirken. Alles hat man woanders schon in deutlich besserer Ausführung gesehen. Am besten kommt da wohl noch eine Hochzeit bei weg, da diese zwischendurch unterbrochen wird. Da kommt mal wirklich etwas wie Dramatik auf, auch wenn die Fortführung dann doch etwas gezwungen wirkt. Am interessantesten an der Vor-Rom-Zeit sind dann wohl die folgenden Jahre im Kloster, wo sich Johanna erstmals als Mann ausgibt und somit auch so etwas wie Spannung entsteht. Szenen wie die mit ihrem mittlerweile ziemlich alten Vater bleiben zwar trotzdem misslungen, aber insgesamt wird der Film an dieser Stelle doch etwas interessanter.
In Rom selbst kann man die Geschichte dann aber doch als einigermaßen gelungen bezeichnen. Das hier einmal mehr die übliche Geschichte der Verschwörung gegen den Papst aufgetischt wird ist zwar etwas ärgerlich, aber insgesamt auch nicht so dominant als das sie stören würde. Das Ende des Films passt dann auch ganz gut rein, wobei hier doch recht deutlich wird wie undurchsichtig Johanna über die ganze Laufzeit hinweg bleibt. Ihr Handeln am Ende des Films muss man da einfach akzeptieren, genauso wie das einer ihr recht nahe stehenden Person, die eigentlich deutlich älter als sie selbst ist. Dabei fällt auch auf, dass die Schauspieler scheinbar nicht altern und das, obwohl sich der Film über mehrer Jahre hinstreckt. Johanna wirkt dabei immer gleich alt. Einzig in den Jugendjahren wird sie noch von einer anderen Schauspielerin gespielt.
Der Cast an sich ist aber doch recht fein. Johanna Wokalek erfüllt ihre Rolle gut, auch wenn ihre Figur dank dem Drehbuch weitesgehend unergründet bleibt. Auch David Wenham (Herr der Ringe) ist sehr solide. Allerdings ist es durchaus fragwürdig, wieso er wie eine Faramir-Kopie daherkommen muss und auch auf den großen Altersunterschied zwischen ihm und Johanna wird in der zweiten Hälfte des Films verzichtet und stattdessen versucht man noch eine Liebelei in den Film einzubauen. Mit John Goodman als Papst kann man sich dann auch etwas schwertun. Goodman selbst ist natürlich ein hervorragender Schauspieler, doch hätte man für so eine Rolle nicht eine so bekannte Person verpflichten müssen, da dessen Screentime doch ziemlich begrenzt ist.
So gesehen ist "Die Päpstin" zwar ein prunkvoller, aber leider doch ziemlich inhaltsleerer Film geworden. Weder wachsen einem die Figuren wirklich ans Herz, noch weiß die Geschichte wirklich zu überzeugen. Dabei hätte man aus einer Frau, die sich gegen die Zwänge der Gesellschaft zur Wehr setzt, doch eine wirklich tolle Geschichte erzählen können. Das bedeutet aber nicht, dass man filmtechnisch mit Blockbustern aus Hollywood mithalten muss.

2 Kommentare:

  1. ...das beste was im Kino seit langem gezeigt wurde.
    Johanna Wokalek ist einfach fantastisch - so wie in Ihren anderen Filmen auch.

    hoffentlich spielt Sie noch viele solch gute Rollen

    ein Fan

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  2. Der Film ist so unglaublich plakativ und inhaltsleer, dass ich seit langer Zeit mal wieder eine DVD vorzeitig aus meinem Abspielgerät verbannt habe.
    David Wenham darf uns den braven Faramir-Clone geben, Goodman macht, was er will (und das ist allemal besser, als alles, was Herr Sönke sich hätte ausdenken können), Wokalek sieht aus wie Nosferatu und agiert mit dem Charme eines Kleiderbügels und sämtliche Männergestalten sind generell unerträglich polarisiert in ganz schwarz (alle verschlagenen Charaktere sind dürr, die Benediktiner Petze schiefäugig und verschlagen, die korrupten Sadisten fett und glatzköpfig) bis ganz weiss (Gandalf meets Miraculix-Clone Aesculapius - der gute Lehrer, das nächste Weißhaar-Haupt, um Güte zu symbolieren - ihr Benediktiner Lehrer, der sie nicht verrät). Sönke Wortmann rechnet wohl mit nicht-denkenden Zuschauern (kein Wunder, es muss ja auch synchron ein 2-Teiler für die öffentlich rechtlichen Florian Silbereisen Fans produziert werden), daher prügelt er uns jedes Symbol und jede Figur möglichst stereotypisch ins Vorderhirn. Ungelenk, wie nur es nur ein meinungsloser und talentfreier Vollziehungsgehilfe der Produktionsfirmen tun kann - der Regisseur als Büttel der Umsatzabsichten. Der vordergründig feministische Subtext ist durch die prüde anglo-amerikanische Perspektive der Autorin völlig am europäischen Geist vorbei .... die Protagonistin der Insel von Avalon und die Päpsten sind anscheinend heimliche Schwestern. Und selbst diese halbgare Message wird noch unterwandert, wenn wir lernen, dass Gott zwar die gesamte Welt dieser Heiligen darstellt - aber sie eigentlich doch nur gerne vom Prinzen auf dem Pferde geheiratet werden wollte. Somit ware ihre Karriere nur Resultat einer Hochzeitsintritge der bösen Stiefmutter - wie sehr kann man Figuren eigentlich noch demontieren? Daumen runter!

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