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Montag, 5. Oktober 2009

Filmkritik: Die fast vergessene Welt


Regie: Brad Silberling
Darsteller: will Ferrell, Anna Friel, Danny McBride
Drehbuch: Chris Henchy, Dennis McNicholas
Musik: Michael Giacchino
Laufzeit: 101 Minuten
freigegeben ab: 12 Jahren
Trailer: hier

2004 enstand mit "Lemony Snicket" ein kleiner aber feiner Fantasyklassiker, der weniger durch Action als vielmehr durch tolle schauspielerische Leistungen (insbesondere die von Jim Carrey) und eine unvergleichliche Atmosphäre auffiel. Er wurde öfter mal als bester Tim Burton - Film, der nicht von Tim Burton stammt, bezeichnet. Da der Film außerhalb Amerikas wegen der Unbekanntheit der Romane aber nicht sonderlich gut lief, war ein Sequel erstmal ausgeschlossen und Regisseur Silberling widmete sich danach lieber der kleinen Komödie "10 Items or less". Für dieses Jahr kündigte Universal dann allerdings die Filmumsetzung der Fernsehserie "Land of the lost" an und Silberling wurde als Regisseur verpflichtet. Da mir die Fernsehserie überhaupt kein Begriff ist, kann ich jetzt auch nur den Film betrachten und lasse Vergleiche mit der Serie bleiben. Jedenfalls geht es in dem Film darum, dass Will Ferrell mit zwei anderen in eine fremde Welt reist und dort auf Dinos und andere Kreaturen trifft. Etwas fehlbesetzt wirkt deshalb auch Will Ferrell, dem man die Rolle des abenteuerlustigen Paläontologen wohl nur bedingt abkauft. Aber eigentlich stimmte die Regie ja und mit Michael Giacchino konnte man einen der ganz großen Komponisten unserer Zeit verpflichten. Leider ist aber genau das eingetreten, was nicht hätte passieren dürfen. Statt eine wirklich abenteuerreiche Geschichte zu erzählen, verkommt der Film zu einer reinen Will Ferrell - Komödie, die darüber hinaus auch nicht wirklich lustig erscheint.
Statt sich mit der neuen Welt und den einzelnen Kreaturen zu beschäftigen, die in dieser Welt leben, hat man sich lieber dazu entschieden, voll auf die Karte Will Ferrell zu setzen, der ja zumindest in Amerika einer der ganz großen Komiker ist und dessen Filme dort immer sehr erfolgreich liefen. Dabei hat man auch außer Acht gelassen, dass er außerhalb Amerikas diese Beliebtheit nicht genießt. Das hätte man bei Universal spätestens seit dem Flop "Evan Allmächtig" erkennen müssen, immerhin ist der Film mit Steve Carrell außerhalb Amerikas auch ordentlich unter gegangen. Bei "Land of the lost" kommt nun aber noch hinzu, dass der Film selbst in Amerika alles andere als gut ankam, was aber auch daran lag, dass Pixar eine Woche vorher den deutlich besseren und von der Kritik hochgelobten "Oben" in die Kinos brachte. Da konnte der Film nur verlieren. Deshalb ist es schon lustig mit anzusehen, dass der Film auch in Deutschland gerademal zwei Wochen nach "Oben" in die Kinos kommt und das obwohl man den Starttermin ja frei wählen konnte. Jedenfalls startet der Film hier in Deutschland nur in sehr wenigen Kinos.
Aber naja, es ist ja eh eher eine Will Ferrell - Komödie, der sich diesesmal halt durch eine fremde Welt blödelt. Das merkt man dem Film leider auch die ganze Laufzeit über an und erschwerend kommt hinzu, dass es eine richtig grauenhafte Komödie ist in der Will Ferrell gerne auch mal in Dinourin badet. Subtile Witze sucht man hier dann auch vergebens und stattdessen wird hier echt mit dem Holzhammer eingeschlagen ganz nach dem Motto je lauter desso besser. Dies geht natürlich nicht auf, da die Witze, egal ob sinnlose Gesangseinlagen oder Brüste-Grapscher, einfach nicht lustig sind. Dies hat man alles schon viel zu oft gesehen als das es noch wirklich lustig sein könnte.
Aber auch Ferrell selbst macht keine allzu gute Figur. Als Abenteurer ist er einfach nur fehlbesetzt und er sollte wirklich bei Dingen bleiben, in denen er überzeugt. So ein Fantasysetting passt einfach nicht zu ihm. In "Schräger als Funktion" hat er ja durchaus bewiesen, dass er auch in eher ruhigen Filmen überzeugen kann. Aber auch seine Co-Stars überzeugen nicht wirklich, denn auch der als lustig gedachte Sidekick Danny McBride funktioniert nicht, da er oftmals einfach nur doof und eingebildet wirkt. Auch der affenartige Mensch Cha-Ka ist nicht wirklich lustig und Anna Friel bleibt ebenso blass. Mehr als blöd in die Kamera gucken wenn Ferrell sich mal wieder blamiert muss sie nicht. Deshalb wirkt die aufgesetzte Liebesgeschichte auch deplaziert und auch das Ende passt da einfach nicht rein, wenn sie alle nochmal die Moral-Keule schwingen. Der Film ist zu keinem Punkt ernst und dann solch kitschiger Quark. Da hätte man doch echt mal vorher überlegen können, ob sie etwas ernstes oder lustiges machen wollen.
Deshalb ist es auch schade, dass man der neuen Welt so wenig Tribut zollt. Wo gibt es denn solch skurile Sets, die einerseits einen kompletten Dschungel darstellen und gleichzeitig eine zerstörte Golden Gate Bridge in der Wüste bereithält. Dies scheint Silberling und dem Filmteam aber komplett egal gewesen zu sein und bis auf ein paar Bilder, wo man das alles sehr schön erkennen kann, tut man oftmals so als wenn es das normalste auf der Welt ist. Hier lässt man so viel Potential vergeuden, dass es schon wehtut. Das Gleiche gilt auch für die Figuren, die in dieser Welt leben. Während der Dino noch einigermaßen gelungen rüberkommt, sind die alienartigen Geschöpfe nichts weiter als Nebenfiguren obwohl sie doch eigentlich Hauptfiguren des Films hätten sein können. Das ist vor allem deshalb schade, da die Sets durchaus nett aussehen und auch die animierten Figuren gelungen sind. Technisch perfekt sind sie wohl nicht und heutzutage gab es sicherlich auch schon bessere Effekte, aber das macht ja nicht so viel aus, wenn der Film selbst stimmig ist, was dieser hier natürlich nicht ist. Die Witze mit dem Dino sind flach und die Aliens sind halt Nebenfiguren. Im Finale ist der Kampf gegen eben jene deshalb auch öfter mal recht albern.
Aber auch musikalisch ist der Film keine Offenbarung. Michael Giacchino gehört zweifelsohne zu den besten Komponisten unserer Zeit und insbesondere seine Soundtracks zu den Pixarfilmen sind immer sehr hochwertig, doch hier kommt er nicht so ganz in die Gänge. Dies liegt teilweise aber auch daran, dass man hier unpassenderweise oftmals moderne Rockmusik und anderen Blödsinn in den Film einfließen ließ und in diesen Szenen auf klassische Musik von Giacchino verzichtete, was sehr bedauerlich ist. Es ist aber auch so nicht Giacchinos beste Musik. Es gibt zwar durchaus auch ein paar schöne Klänge, die nicht modern sind, dafür aber an den Grundgedanken einer solchen Verfilmung erinnern. Das Thema im Finale ist jedoch recht beliebig und hebt sich nicht wirklich von Hans Zimmer und Konsorten ab. Es ist allgemein sein schwächster Score der letzten Jahre und wenn man dieses Jahr neues Material von ihm hören will, so ist man wohl bei Star Trek und von mir aus auch Oben besser aufgehoben. Dies hier ist nicht mehr als eine reine Auftragsarbeit.
Insgesamt ist "Die fast vergessene Welt" nicht nur enttäuschend, sondern richtig schlecht. Was ein toller Abenteuerfilm hätte werden können mit durchaus kritischen Untertönen verkommt zu einer grauenhaften Will Ferrell-Komödie, der sich durch den Urwald blödelt und dabei gerne auch mal in Dinourin badet. Wer einen guten Abenteuerfilm sehen möchte ist da mit Oben dieses Jahr deutlich besser bedient.

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