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Sonntag, 7. Februar 2010

Filmkritik: Ein russischer Sommer


Regie: Michael Hoffman
Darsteller: James McAvoy, Christopher Plummer, Helen Mirren, Paul Giamatti
Drehbuch: Michael Hoffman
Musik: Sergei Yevtushenko
Laufzeit: 112 Minuten
freigegeben ab: 6 Jahren
Trailer: hier

Biopics sind ja immer so eine Sache. Manche davon kann man durchaus als grandios einstufen, andere wiederum fokusieren sich jedoch zu sehr auf die Legende hinter der Figur und vergessen darüber hinaus, eine wirklich tolle Geschichte zu erzählen. In eine ähnliche Falle tappt nun auch "Ein russischer Sommer", der sich schauspielerisch nicht zu verstecken braucht, aber geschichtlich nicht allzu viel zu bieten hat.
Erzählt werden die letzten Tage des russischen Schrifstellers Leo Tolstoi, dessen Werke "Krieg und Frieden" und "Anna Karenina" weltbekannt wurden. Dabei widmet sich Regisseur Michael Hoffman auch dem Thema des Tolstojanismus, sowie dem Konflikt mit seiner Frau, von der er sich kurz vor seinem Tod trennte.
Was sich auf den ersten Blick interessant anhört, sorgt in den kommenden 112 Minuten aber auch für die ein oder andere Länge im Film, die man sich leicht hätte ersparen können. Tolstoi (Christopher Plummer) selbst wird leider recht wenig Zeit eingeräumt und meist geht es viel mehr um seine Frau Sophia (Helen Mirren) und den jungen Dicher Walentin Bulgakow (James McAvoy), der ständig zwischen die Fronten gerät. Es folgt dann über die meiste Zeit ein einfacher Ehestreit, der durch das Erbe Tolstois entbrannt, da dieser dies dem russischen Volk vermachten möchte, was seiner Frau so gar nicht schmeckt. Dies ist anfangs noch ganz nett, verkommt später aber zur totalen Geduldsprobe, da sich dieses Thema irgendwann einfach nur noch wiederholt. Da hätte man doch mehr vom russischen Volk zeigen können, die Tolstoi so sehr verehren und nicht einfach nur ständig auf diesem Landgut bleiben müssen, denn das wirk mit der Zeit recht eintönig.
Das Volk selbst kommt dann nämlich erst zum Ende des Films in Spiel, doch dann übertreibt es Hoffman auch schon wieder mit der Verehrung Tolstois, so dass der Film irgendwie unausgegoren wirkt. Allgemein überdramatisiert es Hoffman am Ende doch ziemlich deutlich und des öfteren fühlt man sich in diesem Film eher an eine Theaterveranstaltung erinnert als an einen Film. Es muss doch nicht alles so hochtrabend inszeniert werden.
Nichts zu meckern gibt es hingegen bei den Schauspielern, denn diese sind durch die Bank gut besetzt. Am besten kommen dabei die beiden Seniors des Films Helen Mirren und Christopher Plummer weg, denn auch wenn ihre Ehekämpfe irgendwann ermüdend wirken, so war das trotzdem hohe Schauspielkunst, die zurecht mit einer Oscarnominierung bedacht wurde. Etwas schwächer ist da diesesmal James McAvoy, der aber auch einen schweren Stand hat. Ständig muss er nur bedröppelt zwischen den beiden Ehepartnern stehen und seine eigene Geschichte kommt dabei deutlich zu kurz. Seine große Liebe Mascha ist dann ziemlich schnell weg und danach muss er sich eigentlich nur noch dem Ehekampf der Tolstois widmen. Da hätte man durchaus mehr aus seiner Rolle machen können. Paul Giamatti ist hingegen wie eigentlich immer solide, aber es bleibt halt auch Giamatti.
Ansonsten ist "Ein russischer Sommer" ein Film geworden, der hinter seinen Möglichkeiten zurückgeblieben ist. Die Geschichte ist zwar nicht schlecht, aber man hätte deutlich mehr aus ihr herausholen können. So bleiben vor allem Helen Mirren und Christopher Plummer in Erinnerung, die ihre ganze Schauspielkunst offenbaren.

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