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Donnerstag, 25. Juni 2009

Filmkritik: Pearl Harbor



Regie: Michael Bay
Darsteller: Ben Affleck, Josh Hartnett, Kate Beckinsale
Drehbuch: Randall Wallace
Musik: Hans Zimmer
Laufzeit: 177 Minuten
freigegeben ab: 16 Jahren
Trailer: hier

Nach dem großen Erfolg von Armageddon fragte man sich, was Michael Bay als nächstes angehen würde und da überraschte er, als er sich dem Angriff der Japaner auf Pearl Harbor 1941 annahm, was den Kriegseintritt der USA in den zweiten Weltkrieg zufolge hatte. Von der Action her passte dieser Film natürlich ziemlich gut in das Chema von Bay, die Frage war jedoch, wie es mit der historischen Korrektheit aussehen würde. Da bleibt zu sagen, dass sich Bay schon an historische Fakten hielt, diese aber manchmal zum Erzählen der Geschichte auch abwandelte. Insgesamt ist Pearl Harbor eh nicht als reiner Kriegsfilm anzusehen wie z.B. ein "Soldat James Ryan". Bay gestaltete diesen Film eher im Stil von Titanic und so erzählt der Film eher von einer epischen Liebesgeschichte vor dem Hintergrund eines Krieges. Natürlich werden auch einige historische Ereignisse der Epoche angesprochen und es kommen ja auch alle wichtigen Personen dieser Zeit im Film vor, aber man merkt deutlich, dass insgesamt das Liebesdreieck zwischen Danny, Rave und Evelyn im Mittelpunkt steht und dies ist meiner Meinung nach auch legitim. Vielleicht hätte man den Film nicht direkt Pearl Harbor nennen sollen, aber der Film ist keine Dokumentation und als großer Fan von Filmepen ist Pearl Harbor in meinen Augen ziemlich gelungen. Die einzige Frage, die ich bis heute nicht so wirklich beantworten kann, ist, ob man wirklich den Angriff Doolittles mit in den Film integrieren musste und wenn, warum dann dieser nur dazu dient, die Geschichte zwischen Rave, Danny und Evelyn zu Ende zu bringen. Hinzu kommt der abrupte Schluss nach dieser Szene, wo der Krieg plötzlich vorbei ist, obwohl er doch eigentlich erst angefangen hat. Da hilft auch nicht wirklich das Voice-Over von Evelyn am Ende und die Tatsache, dass sich die Schlussszene mit der vom Anfang ähnelt, was den Film in sich geschlossen wirken lassen soll. Ein bisschen hat da Bay das kritische Hinterfragen vernachlässigt und diesen Angriff nicht kritisch genug betrachtet. Ebenso hätte man die Zeit vor dem Angriff von Pearl Harbor etwas kritischer betrachten können als es Bay getan hat und was Pearl Harbor somit im Vergleich mit Titanic etwas ins Hintertreffen geraten lässt.
Der eigentliche Kern der Geschichte ist aber wie bereits angesprochen die Liebesgeschichte und diese ist zwar auch ziemlich kitschig geraten, aber insgesamt passt sie doch ziemlich gut zum Film. Dies liegt auch an der sehr guten Bebilderung der Liebesszenen. Wenn Evelyn in die Lüfte geht, man nur Wolken und ein sich drehendes Flugzeug sieht und dazu noch traumhaft schöne Musik von Hans Zimmer erklingt, dann ist diese sehr geglückt. Auch der Schnittwechsel zwischen den Szenen in England und den Szenen auf Hawaii ist sehr gut gelungen. Insgesamt kann Bay hier sein ganzes visuelles Können ausspielen. Während des Angriffs auf Pearl Harbor gerät die Liebesgeschichte dann aber auch in den Hintergrund, da alle drei ihren entsprechenden Pflichten nachgehen müssen und auch im Schlussteil gibt es nicht mehr die ganz großen Romantikszenen. Evelyn nimmt im Verlaufe des Doolittle-Angriffs aber eine ähnliche Rolle ein wie bereits Liv Tyler in Armageddon. Insgesamt hat sich Bay dabei ziemlich doll an seinem Vorgängerfilm Armageddon orientiert, dazu passt beispielsweise auch die Schlussszene am Flughafen oder die Szene, wo sämtliche Flieger einen Schritt nach vorne gehen (was geschichtlich sogar stimmt). Da es aber zum Film passt, ist dies auch nicht so kritikwürdig, sondern die schon angesprochene Charakterisierung des Doolittle-Angriffs, der ein wenig in der Luft hängt. Dagegen war die Charakterisierung des Amerikas vor dem Angriff auf Pearl Harbor schon ganz in Ordnung.
Bei den Schauspielern setzte Bay diesmal vor allem auf seine eigene Entdeckung Ben Affleck, mit dem er auch schon im Vorgänger Armageddon zusammengearbeitet hatte. Da dieser im Mittelteil aber für eine ziemlich lange Zeit verschwindet und danach größtenteils zum Fliegen eingesetzt wird, sind eher Newcomer Josh Hartnett sowie Kate Beckinsale die Hauptfiguren des Films. Wenn man das Zusammenspiel der drei über den ganzen Film hinweg betrachtet, so ist dieses schon in Ordnung, es gibt weder große Glanzleistungen, noch verbocken sie den kompletten Film. Es gibt zwar sowohl bei Affleck als auch Hartnett ein paar nicht ganz so gelungene Szenen, aber sie füllen ihren Part schon ordentlich aus. An Kate Beckinsale gibt es nichts zu meckern, sie sieht hübsch aus, ist charmant und den ganzen Film über souverän. Dafür gibt es auch in diesem Film wieder tolle Nebendarsteller. Oscarpreisträger Cuba Gooding Jr. kann hier noch mal sein ganzes Können ausspielen und zeigt, dass er deutlich mehr Potential hat als in "Kindergarten-Daddy 2" mitzuspielen. Auch Jon Voight als Präsident Roosevelt ist eine sehr gelungene Besetzung, die eine Steh-Auf-Szene ist aber wohl typisch Bay und passt nicht so wirklich zum Film. In der zweiten Hälfte nimmt dann auch die Rolle von Doolittle eine besondere Rolle ein und diese wurde mit dem tollen Alec Baldwin besetzt, der einiges an Charisma ausstrahlt. Aber auch die restlichen Fliegerpiloten und Krankenschwestern, wo sich Schauspieler wie Michael Shannon oder Jennifer Garner darunter befinden, sind sehr gut besetzt.
Als Komponist des Films konnte Hans Zimmer verpflichtet werden, der mit Bay auch schon an "The Rock" gearbeitet hat und der Soundtrack ist einfach nur wunderschön. Dies zeigt, welches Talent Zimmer eigentlich hat, dies in den letzten Jahren aber zu selten ausspielt. Besonders die Szene mit Evelyn in der Luft gehört wohl zu den schönsten musikalischen Untermalungen aller Zeiten.
Insgesamt ist Pearl Harbor eine sehr schön bebilderte Liebesgeschichte vor dem Hintergrund eines Krieges. Als reiner Kriegsfilm funktioniert er sicherlich nicht, aber das war ja auch nicht das Ziel des Films. Der epische Ansatz ist deutlich interessanter und passt auch deutlich besser zu Bay, der hier wieder einmal zeigt, welch visuelles Talent er doch besizt. Für mich als großer Fan von Fliegerfilmen definitiv eine Empfehlung.

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