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Samstag, 27. Juni 2009

Filmkritik: Die Insel


Regie: Michael Bay
Darsteller: Ewan McGregor, Scarlett Johansson, Sean Bean
Drehbuch: Caspian Tredwell-Owen, Alex Kurtzman, Roberto Orci
Musik: Steve Jablonsky
Laufzeit: 130 Minuten
freigegeben ab: 16 Jahren
Trailer: hier

5 Filme haben Michael Bay und Jerry Bruckheimer zusammen produziert und alle waren große Erfolge an der Kinokasse. Umso überraschender war es, dass sich die Wege der beiden nach Bad Boys 2 vorerst trennten. Michael Bay erhielt von Steven Spielberg nämlich das Angebot, den Science-Fiction-Streifen "Die Insel" für seine Produktionsfirma Dreamworks zu drehen und so ist "Die Insel" der erste Bayfilm, der ohne die Beteiligung von Bruckheimer entstand. Auch wenn die Kritiken bezüglich "Die Insel" überraschend gut ausfielen, so fiel der Film an den Kinokassen gnadenlos durch, was eine neue Situation für den erfolgsverwöhnten Regisseur bedeutete.
Filmisch kann man ihm dabei keine Vorwürfe machen, denn selbst der oft kritisierte Action-Overkill blieb diesmal aus, denn besonders die erste Hälfte fiel relativ ruhig aus. Nach einer kurzen Traumsequenz befindet man sich schon im Menschenlager, wo alle Menschen getrennt voneinander leben und wenn doch mal zwischenmenschliche Gefühle entstehen, so wird dies von den Kontrolleuren gnadenlos unterbunden. Im Endeffekt warten sie nur darauf, dass sie endlich auf die Insel dürfen. Dem Menschen Lincoln-Six-Echo (Ewan McGregor) ist dies aber nicht genug und er hinterfragt das ganze System und gelangt hinter ein dunkles Geheimnis als seine Freundin Jordan-Two-Delta (Scarlett Johannson) auf eben jene Insel transportiert werden soll.
Was danach folgt, ist natürlich die übliche Bay-Action, diesmal aber wohldosiert. Es gibt zwar gleich zwei Autoverfolgungsjagden, aber wirklich spektakulär geriet nur die erste und dort passierte Bay vielleicht auch der größte Fehler im Film, denn zumindest die Szene mit den Gewichten erinnert doch ziemlich stark an die von Bad Boys 2. Insgesamt ist die Action aber auch in diesem Film wieder sehr ansprechend inszeniert. Das Ende hingegegen ist relativ unspektakulär. Es gibt keine großen Explosionen und Schießereien, sondern alles verläuft in geregelten Bahnen und stattdessen stehen hier die Schauspieler ziemlich stark im Fokus.
Diese wurden in diesem Film auch ziemlich gut gewählt. Mit Ewan McGregor hat man den Mann verpflichtet, der einige Wochen vorher als Obi-Wan-Kenobi im letzten Star Wars - Film für volle Kinokassen sorgte. Doch leider konnte er diesen Erfolg nicht auf die Insel übertragen. Denn obwohl er ein sehr begnadeter Schauspieler ist, so lockt er keine Menschenmassen in die Kinos, wie es beispielsweise ein Will Smith oder Bruce Willis schafft. Deshalb wurde das schlechte Einspielergebnis in der Folgezeit oftmals ihm und seinem weiblichen Costar Scarlett Johansson angelastet. Auch wenn da durchaus was dran sein mag, so zeigt es doch nur, wie sehr das Kino von den großen Stars lebt, was meiner Meinung nach ziemlich schade ist, denn McGregor war für mich eine Idealbesetzung in diesem Streifen und hätte deutlich mehr Aufmerksamkeit verdient gehabt. Es ist ja fast symbolisch, dass er in der Folgezeit nur noch als Costar im Tom-Hanks-Blockbuster "Illuminati" von sich Reden machen konnte. Das gleiche gilt auch für seinen weiblichen Costar Scarlett Johansson, denn auch sie hat deutlich mehr schauspielerisches Talent als beispielsweise eine Jessica Alba oder Megan Fox und dies bestätigt sie auch hier. Abgesehen davon ist sie eine der hübschesten Schauspielerinnen unserer Zeit.
Aufgefüllt wird der Cast dann noch von exellenten Schauspielern wie Sean Bean, Djimon Hounsou, Steve Buscemi und Michael Clarke-Duncan. Buscemi gefällt mir dabei deutlich besser als in seiner Rolle in Armageddon und auch Sean Bean ist wie gewohnt gut. Djimon Hounsou gehört eh zu den besten Schauspielern unserer Zeit, allerdings bleibt hier zu kritisieren, dass seine Rolle über den ganzen Film hinweg etwas undurchsichtig bleibt. Bay versucht zwar, seine Rolle im Laufe des Films weiterzuentwickeln, aber so ganz überzeugend wirkt das dann alles nicht. Insgesamt ist der Cast aber sehr sehr gut ausgefallen.
Der Film musste sich nach Veröffentlichung auch vielen Plagiatsvorwürfen stellen. Zugegebenermaßen erfindet der Film das Rad nicht neu und besonders die erste Hälfte erinnert sehr stark an "Flucht aus dem 23. Jahrhundert", so dass man kaum von Zufall reden kann, aber der Film wirkt insgesamt doch sehr stimmig und das ist ja die Hauptsache. Die Vorwürfe sind aber sicherlich nicht unberechtigt.
Regiemäßig kann man Bay bis auf die etwas einfallslose Szene bei der Autoverfolgungsjagd nichts vorwerfen, denn auch in der sehr ruhigen ersten Hälfte überzeugt sein visuelles Auge und auch die Charaktere bekommen genug Platz um sich zu entwickeln. Das die zweite Hälfte nicht in den ganz großen Actionoverkill ausartet is auch sehr lobenswert. Oftmals wurde ihm aber das ziemlich übertriebene Product Placement vorgeworfen und sicherlich ist dieses bei seinen Filmen sehr präsent, aber oftmals habe ich das Gefühl, dass ihm dieses vor allem wegen seiner Werbefilm-Vergangenheit vorgeworfen wird, zumal dies bei anderen Regisseuren nie so kritisch gesehen wird. Auch in "Zurück in die Zukunft" hat man die Zeitmaschine einfach DeLorean genannt und Martin McFly hieß den halben Film über Calvin Klein. Deshalb finde ich diese Kritik bei Bay schon für übertrieben, auch wenn die L'Oreal Werbung von Scarlett Johansson da schon recht heftig ist. Ich fand allerdings, dass sie ziemlich gut zum Film passt, da sie auch einen ruhigeren Moment in der actionreicheren zweiten Hälfte darstellte.
Auch die musikalische Untermalung des Streifens ist sehr gelungen, sowohl in der ersten Hälfte als auch am Ende, wo das "My name is Lincoln" - Thema die grandiose Schlussszene perfekt musikalisch untermalt. Dieses wurde in der Folgezeit ja auch oft in Trailern von anderen Filmen benutzt. Selbst in Dramen fand dieses Thema Einsatz.
Insgesamt ist "Die Insel" ein sehr gelungener Science-Fiction-Streifen, indem auch Michael Bay trotz der actionreichen zweiten Hälfte ein gutes Auge für Story und Charaktere beweist. Der perfekte Cast sorgt dann dafür, dass "Die Insel" neben The Rock der wohl beste Film Bays bislang ist, selbst wenn er an den Kinokassen nicht die ganz große Beachtung fand.

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