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Freitag, 23. Dezember 2011

Filmkritik: Sherlock Holmes - Spiel im Schatten


Regie: Guy Ritchie
Darsteller: Robert Downey Jr., Jude Law, Noomi Rapace, Rachel McAdams, Jared Harris
Drehbuch: Michele Mulroney, Kieran Mulroney
Musik: Hans Zimmer
Laufzeit: 129 Minuten
freugegeben ab: 12 Jahren
Trailer: hier

Als 2009 "Sherlock Holmes" in den US-Kinos anlief, hätten die Meisten höchstens mit einem Achtungserfolg gerechnet. Immerhin wurde der Stoff schon mehrfach verfilmt und auch Regisseur Guy Ritchie war seit der Ehe mit Madonna nur noch ein Schatten seiner selbst. Zugegebenermaßen hatte man mit Robert Downey Jr. jemanden an Bord, dem gerade mit "Iron Man" der große Durchbruch gelang und der eine eigene Intepretation der Figur Holmes bieten konnte, die sich von anderen Holmes-Darstellern deutlich unterschied. Trotzdem war es überraschend als der Film plötzlich 500 Millionen Dollar weltweit an den Kinos umsetzte. Umso weniger überraschend ist es da, dass bereits zwei Jahre später die fällige Fortsetzung anstand, in der erneut Guy Ritchie das Regiezepter übernahm und erneut Downey Jr. als Holmes und Jude Law als Watson aufbot.
Inhaltlich hatte man auch relativ leichtes Spiel, da man diesesmal Professor Morriaty als Bösewicht installieren konnte, der auch im ersten Teil bereits kurz zu sehen war, damals jedoch nur im Schatten agierte. Hinzu spinnt man dann noch eine Attentatsgeschichte auf wichtige Politiker, fügt mit einer Zigeunerin eine neue Figur ein und fertig ist die Fortsetzung.
Schon Teil 1 war ein Film, der eher durch seine Machart und einen grandiosen Robert Downey Jr. in der Hauptrolle überzeugen konnte. Daher kann man auch nur bedingt über die Geschichte des zweiten Teils meckern. Sie ist größtenteils solide und konzentriert sich abermals auf seine zwei Hauptdarsteller. Dies funktioniert insbesondere in der ersten Hälfte verdammt gut. Diese bietet einige tolle Actionsequenzen und nutzt gleichzeitig auch den Coolness-Faktor von Robert Downey Jr. perfekt aus.
In der zweiten Hälfte des Film mehren sich die Probleme des Films jedoch, so dass er nicht mit dem ersten Film mithalten kann. Was die Fortsetzung vergisst, ist neben Holmes und Watson auch andere interessante Charaktere in den Film einzubauen. Insbesondere Moriarty hätte einer der beeindruckensten Bösewichter der letzten Jahre werden müssen, doch Ritchie gibt ihm kaum Szenen wo er sich wirklich auszeichnen kann und so bleibt ein farbloser Durchschnittsbösewicht übrig, was für den Hauptbösewicht von Holmes natürlich viel zu wenig ist. Da bleibt die Frage, ob Richie mit dem eher unbekannten Jared Harris nicht vielleicht doch einen Fehler gemacht hat. Schon Teil 1 hatte nicht umbedingt einen besonders vielfältigen Bösewicht, aber mit Mark Strong zumindest jemanden, der diese Figur wirklich prägte. Harris bleibt hingegen komplett blass.
Aber auch bei den weiblichen Darstellern ist diesesmal nicht wirklich viel zu holen. Rachel McAdams hat beispielsweise nur noch einen kleinen Cameo-Auftritt im Film, obwohl man in den wenigen Szenen mit ihr merkt, wie toll das Zusammenspiel ihrer Figur mit der von Holmes doch eigentlich ist. Stattdessen gibt es mit Noomi Rapace, der vor zwei Jahren mit der "Millenium"-Trilogie der große Durchbruch gelang, eine neue Figur, der aber leider keine interessante Geschichte zugeschrieben wurde und die deshalb meist einfach nur da ist ohne wirklich von Bedeutung zu sein. Ihre Familiengeschichte ist dann auch wunderbar klischeebehaftet und so gibt es diesbezüglich nicht wirklich viel zu entdecken.
Actionmäßig ist der Film natürlich wieder ziemlich schick. Auch wenn der Zeitlupeneinsatz von Guy Ritchie in einigen Szenen bis zum Exzess getrieben wird und somit einzelne Sequenzen auch albern wirken, gibt es mit dem Junggesellenabschied von Watson und einer Zugfahrt zwei Sequenzen, die zum Unterhaltsamsten des Jahres gehören. Auch die Musik von Hans Zimmer ist erneut äußerst passend und gehört zum besten, was Zimmer in den letzten Jahren abgeliefert hat.
So wird man als Fan des ersten Films auch beim zweiten Teil den Kinosaal nicht enttäuscht verlassen. Trotzdem ist es schade, dass sich Ritchie zu sehr auf dem Erfolgsgeheimnis des ersten Teils ausruht und dadurch vergisst auch das neueste Holmes-Abenteuer mit neuen interessanten Figuren zu füllen, denn so hätte hier noch deutlich mehr drin sein können als einfach nur ein unterhaltsamer Blockbuster-Film zu sein.

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