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Montag, 19. Dezember 2011

Blu-Ray Kritik: Cars 2


Regie: John Lasseter
Drehbuch: Ben Queen
Musik: Michael Giacchino
Laufzeit: 106 Minuten
freigegeben ab: 0 Jahren
Trailer: hier

Extras:

  • Audiokommentar
  • Kurzfilm "Hawaiian Vacation"
  • Kurzfilm "Air Mater"
  • Sneak Peek - The Nuts and Bolts of Cars Land
  • World Tour - Radiator Springs, London, Paris, Tokyo and More
Filmkritik:

Jahrelang galt Pixar als ein Studio, welches sich immer wieder dagegen wehrte, Fortsetzungen zu ihren Filmen zu drehen. Umso überraschter war man, als Pixar in den letzten Jahren Fortsetzungen zu "Toy Story", "Cars" und "Die Monster AG" ankündigte, da Fans auch den Verlust der Originalität der Pixar-Filme fürchtete. "Toy Story 3" bewies letztes Jahr jedoch, dass dies nicht zwangsläufig der Fall sein musste und bezauberte Fans und Kritiker auf der ganzen Welt. Trotzdem waren die Zweifel an "Cars 2" nicht gerade gering, da schon der erste Teil unter den Pixar-Fans nicht gerade zu den Lieblingen gehalt und eine Fortsetzung hier eher als reine Marketingmaßnahme als ein wirklich künstlerisches Werk angesehen wurde. Dabei wird aber oftmals übersehen, dass der erste Film für Pixar-Chef John Lasseter ein sehr persönliches Werk war und man ihm durchaus glauben darf, dass ihm das ganze Car-Universum nicht gänzlich egal ist. Leider merkt man davon in "Cars 2" jedoch recht wenig.
Wenn man das Misslingen von "Cars 2" genauer betrachten will, so sollte man zunächst einen Blick auf die Produktionsgeschichte werfen. Da Lasseter mittlerweile als Pixar- und Disney-Animationschef nicht mehr allzu viel Zeit für das Regie führen hatte, wurde zunächst "Ratatouille"-Produzent Brad Lewis dazu auserkoren, sein Regiedebut mit diesem Film zu geben. Als jedoch während der Produktion immer mehr deutlich wurde, dass der Film nicht funktioniert, versuchte Lasseter doch noch Zeit zu finden um sich persönlich um den Film zu kümmern. Wirklich viel ist dabei jedoch nicht zu erkennen und es liegt hauptsächlich an der Grundidee des Films, die ihn letztendlich zum Scheitern bringt und da war Lasseter sicherlich auch schon als Produzent nicht gänzlich unbeteiligt an den Entscheidungen.
So ist beispielsweise nicht mehr Lightning McQueen die Hauptfigur des Films, sondern dessen etwas trottelige Freund Hook, der rostige Abschleppwagen aus Teil 1. Damit der Film nicht erneut nur in Radiator Springs stattfindet, reisen die Autos diesesmal um die halbe Welt, damit deutlich mehr Abwechslung geboten wird. Garniert wird das dann noch von einer klassischen Agentengeschichte, in der es um ein Attentat auf Rennautos geht.
Wenn man mit den positiven Dingen des Films beginnen will, so lässt sich für Pixar-Filme typisch die Qualität der Animation loben. Der Film sieht stets hochwertig aus und es ist faszinierend zu sehen, wie weit fortgeschritten diese Technik mittlerweile ist.
Leider nutzt der Film diese aber überhaupt nicht aus. Auch der erste Film hatte schon nicht gerade die innovativste Geschichte, doch schaffte man es damals, diese mit viel Herz zu erzählen und sorgte auch dafür, dass man die Figuren durchaus mag. Umso erschreckender ist dann das, was man hier in der Fortsetzung geboten bekommt. Die Geschichte ist altbacken, wird holzhammermäßig erzählt und die Charaktere des Vorgängers werden zu keinem Zeitpunkt weiterentwickelt. Stattdessen befördert man eine Nebenfigur aus dem ersten Film zur Hauptfigur, die in dosierten Maßen halbwegs witzig sein kann, jedoch bei permanenten Einsatz zu Nerven beginnt. Abschleppwagen Hook blödelt sich durch den ganzen Film, bekommt kaum zwei normale Sätze hintereinander zusammen und darf rumpupsen, damit man auch einen Typisch-Amerikanisch-Spruch in den Film einbauen kann. In der zweiten Hälfte präsentiert man dann noch holzhammermäßig, dass da doch mehr dahinter stecken kann als man denkt und fertig ist ein Film, der nicht mal im Ansatz dem gerecht wird, was man sonst storymäßig von Pixar gewohnt ist. Erschwerend kommt hinzu, dass die eigentlichen beiden Hauptfiguren des ersten Films Lightning und Sally nur noch Stichwortgeber sind und wirklich gar nichts mehr zu tun bekommen. Lightning darf den ganzen Film über nur noch sagen, dass Hook sein bester Freund ist, aber ansonsten hat dieser rein gar nichts zu tun. Sally verschwindet sogar fast den ganzen Film über, damit man diesesmal mit Holley Shiftwell eine neue weibliche Figur einbringen kann, die diesesmal eher Hook zugeneigt ist. Dabei sind Holley ebenso wie Geheimagent Finn McMissile sogar recht solide Neuzugänge der Geschichte und haben vielleicht sogar die besten Szenen des Films. Das Opening im Ozean gehört beispielsweise zu einer der stärksten Szenen des Films und zeigt wozu der Film hätte fähig sein können.
Auch die Idee der Reise um die Welt ist nicht schlecht, wenngleich hier die Fehler des Cars-Universums deutlich mehr aufgezeigt werden als noch im Erstling. Im ersten Film agierten die Autos noch halbwegs wie Autos, hatten aber Gefühle, die sie nach außen tragten. In der Fortsetzung spielen sie jetzt jedoch plötzlich Agenten und auch die Idee, dass man hier Bösewichter einbauen müsse, macht die ganze Sache nicht einfacher, da sich diese nun wie Menschen zu bekämpfen versuchen. Schade ist auch, dass man aus den einzelnen Settings letztendlich zu wenig herausholt. Zu oft ist hier einfach Hook die Hauptfigur, der nichts als Blödsinn im Kopf hat und deshalb immer wieder die Atmosphäre des Films zerstört. Etwas albern kann man es auch finden, dass man in England auch noch das Königshaus oder in Italien den Papst mit einbezieht. Hier versucht man die reale Welt einfach auf das Cars-Universum zu übertragen, was letztendlich nur mäßig funktioniert.
Bei der Musik gab es dann auch noch eine Neubesetzung. Statt den eher auf amerikanische Musik spezialisierten Randy Newman ist diesesmal Michael Giacchino (Oben, Ratatouille) für die Musik verantwortlich. Dieser Wechsel ist sogar recht plausibel, immerhin passt Giacchino's Musik perfekt zu einem Agentenfilm, wie er beispielsweise schon in "Mission Impossible 3" unter Beweis stellen konnte. Leider kann er sich in "Cars 2" aber nicht wirklich entfalten, da seine Musik nur in den Agentenszenen wirklich zur Geltung kommt, diese aber leider immer wieder durch zu viele andere Sachen unterbrochen wird, wo auch Giacchino nicht wirklich weiß, wie er das nun passend musikalisch begleiten kann. Ähnlich wie im ersten Teil gibt es dann auch noch ein paar Songs über den Film verstreut, was teilweise ganz nett ist, aber nicht wirklich in Erinnerung bleibt.
Letztendlich bleibt nun die Frage, wo man "Cars 2" in der einzigartigen Filmografie von Pixar einordnen soll. Ein Studio, welches fantastische Filme wie "Ratatouille", "Wall-E" oder "Toy Story 3" abgeliefert haben, kann man sicherlich auch mal einen wirklich schlechten Film zugesetehen. Trotz allem wirkt es im Fall von "Cars 2" einfach komplett unnötig und irgendwie auch erschreckend, dass ein Mann wie John Lasseter, der in den letzten Jahren so viele Animationsmeisterwerke hervorgebracht hat, in einem einzigen Film so viel falsch machen kann. Die Story bewegt sich auf dem Niveau der Disney-DtD-Sequels, sieht nur schicker aus und stellt eine Figur in den Mittelpunkt, der zu den nervigsten Erfindungen seit Jar Jar Binks gehört. Da bleibt eigentlich nur zu hoffen, dass Pixar dies nächstes Jahr mit "Merida - Legende der Highlands" wieder wettmacht, denn "Cars 2" ist nicht nur eine riesige Enttäuschung, sondern auch ein durch und durch grausamer Film.

Blu-Ray Kritik:

Auch wenn der Film eine ziemliche Katastrophe ist, kann man sich zumindest bei den Extras auf Pixar-Niveau freuen. Die einzige Einschränkung ist, dass man diesesmal auf die 3D-Variante zurückgreifen muss, um auch in den Genuss der Extras zu gelangen, da die Einzel-Blu-Ray nur aus der Disc mit dem Film besteht, während die Bonus-Disc dort fehlt.
Wer aber etwas mehr Geld ausgibt, der wird auch entsprechend belohnt. Etwas enttäuschend mag auf den ersten Blick wirken, dass man diesesmal auf einen Bild-in-Bild-Kommentar verzichtet, obwohl dieser seit dem ersten "Cars"-Film Standard bei Pixar-Filmen war und man diesesmal mit einem reinen Audiokommentar vorlieb nehmen muss. Dies ist aber durchaus ok, da der Audiokommentar von Regisseur John Lasseter und Co-Regisseur Brad Lewis durchaus informatuv ist. Es zeigt aber leider auch auf, wie sehr Lasseter diesesmal storymäßig daneben gegriffen hat ohne dies wirklich zu merken. Entsprechend wenig sollte man dann auch beim Kurzfilm "Air Mater" erwarten, der erneut eine Geschichte über Hook erzählt und ganz dezent darauf hinweist, dass es bald DtD-Spin-Off's zu Cars mit Flugzeugen geben wird. Besser ist da der andere Kurzfilm, der sich ebenfalls auf der 1. Disc befindet. In "Hawaiian Vacation" gibt es ein Wiedersehen mit den beliebten Figuren aus "Toy Story". Es ist zwar auch nicht der ganz große Wurf, aber es ist schön, die Figuren erneut in einem Kurzfilm erleben zu dürfen.
Der Großteil der Extras befindet sich dann allerdings auf der 2. Disc und hier hat sich Pixar nicht lumpen lassen. Den Anfang macht dabei ein etwas promohaft wirkendes Spezial zu "Cars"-Land im Disney-Land, welches halt erzählt, was man dort alles so erleben kann. Sieht recht spaßig aus, ist aber sicherlich nicht die Disneyland-Attraktion schlechthin.
Deutlich interessanter ist da die interaktive Weltkarte, die sämtliche Stationen des Films abklappert und dann zu der jeweiligen Stadt Making-Of's, 360°-Drehungen und Deleted Scenes bietet. Selbst Deutschland ist hier wiederzufinden, obwohl man davon im Film nicht viel sieht, da diese Passage der Schere zum Opfer fiel. Hier gibt es jedenfalls reichlich Interviews zu sehen und man erfährt alles Wichtige, was man über den Film wissen muss. Da hat man erneut tolle Arbeit geleistet.
So lässt sich über die "Blu-Ray"-Präsentation von "Cars 2" wenig meckern, wenngleich es etwas ärgerlich ist, dass man extra zur "3D"-Fassung greifen muss um sämtliche Extras zu erhalten. Deren Qualität ist dafür aber sehr zufriedenstellend und da auch Bild- und Tonqualität stimmen, ist man zumindest mit der Ausstattung mehr als zufrieden.

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