Seiten

Samstag, 18. Juli 2009

Filmkritik: Harry Potter und der Halbblutprinz


Regie: David Yates
Darsteller: Daniel Radcliffe, Rupert Grint, Emma Watson
Drehbuch: Steve Kloves
Musik: Nicholas Hooper
Laufzeit: 153 Minuten
freigegeben ab: 12 Jahren
Trailer: hier

Groß war der Aufschrei, als sich Warner Brothers letztes Jahr entschied, den bereits für November 2008 geplanten "Harry Potter und der Halbblutprinz" auf den Sommer 2009 zu verschieben. Erste Trailer des Films wirkten dann aber schon besänftigent und machten wieder richtig Lust auf den Film. Alles sah nach einer sehr guten Verfilmung des vielleicht besten Harry Potter - Buchs aus. Die Frage war nun, ob der Film diese Erwartungen erfüllen kann und die Antwort ist ja. Er erlangt zwar nicht den Status, welches das Buch innerhalb der Reihe einnimmt, aber er gehört zu den wirklich guten Blockbustern des Kinojahres 2009.
Erstmals seit der "Kammer des Schreckens" nahm nun ein Regisseur zum zweiten Mal hintereinander auf dem Regiestuhl Platz, was angesicht der mittlerweile doch recht geradlinigen Handlung durchaus von Vorteil ist, denn alles wird nun für den ultimativen Endkampf vorbereitet und da hat besonders der 6. Band eine Sonderstellung, denn hier erfährt man erstmals, wie man Voldemort tatsächlich besiegen kann. Deshalb wären dort wechselnde Regiestile deutlich von Nachteil. Sicherlich hat Yates in Teil 6 auch einige Dinge anders gestaltet als noch im Vorgänger, aber es ist halt kein allzu großer Unterschied mehr wie zum Beispiel zwischen Teil 4 und 5. Einen großen Unterschied gab es jedoch, denn im Gegensatz zu Teil 5 zeichnete sich diesmal wieder Stammdrehbuchautor Steve Kloves für das Drehbuch verantwortlich, welcher sich nach Teil 4 noch eine kreative Pause erbat. Die Adaption der ganzen Geschichte kann man als durchaus gelungen bezeichnen, bis zum Ende vielleicht sogar als grandios.
Fangen wir nun aber beim Anfang an. Groß angeprießen wurde ja die spektakuläre Jagd durch London inklusive der Zerstörung der Millenium Bridge. Im Endeffekt ist jene Sequenz reichlich kurz und man kannte sie eigentlich schon komplett aus den Trailern. Dies ist aber nicht weiter schlimm, denn immerhin war im Buch ja nur ganz kurz von der Zerstörung der Brücke zu hören und auch die Szenen aus der Winkelgasse werden für den 7. Teil noch von Bedeutung sein. Jedenfalls beginnt danach auch die wirkliche Handlung des Films, als Harry zusammen mit Dumbledore Horace Slughorn aufsucht, welche wohl die drei wichtigsten Persönlichkeiten von "Harry Potter und der Halbblutprinz" sind, denn Harry hat sowohl mit Slughorn als auch Dumbledore einige bedeutende Momente während des Films, denn nur durch diese beiden Lehrer gelangt Harry hinter das Geheimnis von Voldemort. Die ganze Geschichte von Voldemort wird im Film sicherlich kürzer als noch im Buch behandelt, aber es ist ausreichend. Die erste Erinnerung Voldemorts wird beispielsweise in einem einzigen Satz abgehandelt. Die erste bedeutende Szene ist dann die im Waisenhaus, wo Dumbledore zum ersten Mal auf Tom Riddle trifft. Selbst diese Szene ist nicht wirklich wichtig, allerdings deutet sie in einem kurzen Moment schon das Ende des Films an. Wirklich bedeutend ist jedoch die zweite Erinnerung, in der das Geheimnis von Voldemort endgültig aufgedeckt wird und welche die wohl wichtigste Erinnerung im Halbblutprinzen ist. Es gibt zwar auch zwei Erinnerungen, die für Teil 7 von Bedeutung sind, allerdings kann man dies in den folgenden Filmen auch noch entsprechend abändern. Das Problem ist ja auch, dass Harry im Film recht lange braucht um ein Vertrauensverhältnis zu Slughorn aufzubauen. Durch diesen langwierigen Prozess wirkt dies aber auch wirklich glaubwürdig und mit Jim Broadbent hat man auch einen wirklich guten Schauspieler verpflichtet. Die ganz große Begeisterung wie bei einer Dolores Umbridge beispielsweise bleibt zwar aus, aber dafür war Umbridge im letzten Teil auch überdominent, währenddessen diesmal auch Dumbledore eine bedeutende Rolle spielt und natürlich auch viel Romantik in den Film gebracht wurde, weshalb Slughorn nicht die ganz große Show liefert. Gut adaptiert ist er aber.
Im Vorfeld wurde auch oftmals der hohe Romantikanteil in Teil 6 erwähnt und es war teilweise zu befürchten, dass man es damit im Film übertreiben könnte. Doch hier überrascht der Film. Sicherlich gibt es die ein oder andere eher peinliche Szene im Film, aber wenn man bedenkt, dass auch im Buch der Romantikanteil einen Großteil der Handlung ausmacht, so ist dies auch bei einer Adaption dessen durchaus wichtig. Einige Sachen hätte man aber auch rausstreichen können. Die Liebesbeziehung zwischen Ginny und Dean ist zum Beispiel nicht so wirklich sinnig innerhalb des Films, denn dafür bricht diese zu plötzlich ab. Auch die Beziehung zwischen Ron und Lavender ist nicht so ganz günstig. Es wird nicht so ganz klar, wieso sich Ron überhaupt darauf einlässt. Sicherlich wird ein Konflikt mit Hermine angedeutet, aber längst nicht so stark, dass er sich dafür an ein anderes Mädchen heranschmeißt. Abgesehen davon wird die Liebesbeziehung zwischen Ron und Lavender wohl einige (wie mich) auch abnerven, denn Lavender geht mit der Zeit doch ziemlich auf die Nerven und die Schauspielerin ist auch nicht gerade hochgradig talentiert. Manch einer wird sich deshalb wohl wünschen, dass man auf diese Liebesgeschichte ganz verzichtet hätte, zumal Ron in diesem Film wohl nur in den Liebeskram verwickelt ist. Am Hauptplot hat dieser diesmal keinerlei Beteiligung, was auch in der Schlusssequenz nochmals deutlich wird.
Auch Hermine hat zum Großteil des Films mit diesem Romantikkram zu kämpfen, allerdings ist sie Harry auch in anderen Dingen eine große Hilfe und auch deutlich aktiver. Hinzu kommt noch, dass Emma Watson als Hermine abermals eine absolute Augenweide ist und deutlich zeigt, dass sie von allen jüngeren Schauspielern die wohl talentierteste ist. Ihr Aussehen ist ihr dabei aber sicherlich auch dienlich. Daniel Radcliffe hingegen hinterlässt abermals einen eher zwiespältigen Eindruck. Vom Aussehen her passt er sicherlich sehr gut in die Rolle des Harry Potters. Sein schauspielerisches Können hält sich dabei aber wieder einmal in Grenzen. Besonders in emotionalen Szenen versagt er auch diesmal wieder deutlich, so dass einige Szenen sogar unabsichtig komisch wirken. Einen deutlich besseren Job liefert da diesmal Tom Felton ab, der erstmals eine wirklich große Rolle innerhalb der Reihe einnimmt und dabei durchweg überzeugend wirkt.
Die erwachsenen Darsteller sind natürlich wieder durch die Bank weg gut besetzt und es überrascht, welch kleine Rollen die einzelnen Darsteller dabei akzeptieren. Wirklich herausstechen tun sicherlich Jim Broadbent, wie bereits oben beschrieben, aber auch Michael Gambon liefert hier seine vielleicht beste Dumbledoreleistung seit dem "Gefangenen von Askaban" ab. Alan Rickman und Maggie Smith komplettieren dann wieder sehr gut die Lehrerliste in Hogwarts.
Jetzt bleibt natürlich die Frage nach dem Knackpunkt des Films, denn auch wenn der Film zum Großteil eine wirklich tolle Adaption des Filmes darstellte, so sorgt das Ende dafür, dass der Film doch nicht die beste Potterverfilmung wurde, auch wenn das Potential definitiv vorhanden war. Sicherlich war klar, dass das Ende des Films nie den ganz großen Woweffekt hervorrufen würde wie die Buchversion, denn der Überraschungsmoment ist zumindest für Buchkenner nicht mehr da. Allerdings ist das Ende einfach nicht gut inszeniert, sowohl dialogmäßig als auch wie die Szenen aufeinanderfolgen. Eine 1:1 Umsetzung des Endes der Buchversion war natürlich nicht nötig und irgendwie hat das veränderte Ende eh seine Reize, aber es hapert dann halt doch ziemlich an der Umsetzung. Alles verläuft deutlich zu schnell und Emotionen kommen dann nicht wirklich auf.
Passend dazu ist kurz danach auch schon Schluss. Man hat noch eine Szene auf dem Astronomieturm, aber diese ist wie schon in Teil 4 und 5 zu freundlich geraten, wenn man an die Szenen kurz davor zurückdenkt. Das liegt wohl daran, dass man die Filme nicht allzu düster enden lassen möchte.
Ein großes Lob erhalten mal wieder die Sets. Denn diese sehen wieder fantastisch aus und auch der neue Kameramann Bruno Delbonnel bringt frischen Wind in die Reihe. Musikalisch wurde abermals auf David Yates Hauskomponisten Nicholas Hooper gesetzt, der einen guten, aber nicht perfekten Score hervorzauberte. Es gibt einige neue Themen, welche sich teilweise recht deutlich am John Williams - Score von "Harry Potter und der Gefangene von Askaban" orientierten, sowie einige Themen, die wirklich von Williams stammen und halt auch ein paar eigene Themen aus Teil 5. Das passt durchaus zum Film, aber der große Woweffekt bleibt auch aus.
Überraschend hingegen ist, dass es relativ wenig Actionsequenzen innerhalb des Films gibt. Es passt aber sehr gut zum Charakter des Buches und selbst in den actionreicheren Momenten hält man sich auffallend zurück. Die groß angekündigte Brückenzerstörung ist wie schon gesagt weit weniger spektakulär als angenommen, aber auch die Quidditchszenen und das Finale sind kein reines Actionfeuerwerk. Insbesondere das Finale hätte man deutlich actionreicher gestalten können als nun in Filmform, allerdings war es für die Filmversion einfach nicht nötig und sowas ähnliches wird in Teil 8 eh nochmal auftauchen. Die Quidditchszenen im Wintersetting sind natürlich recht nett anzusehen. Diesmal fokusiert man sich bei jenen aber ganz klar auf Ron und Harry sieht man während des Matches kein einziges Mal. Besonders die Flugsequenzen sehen diesmal auch dank neuer Technik deutlich dynamischer aus als noch in den Vorgängern. An die Sequenz von Teil 3 reicht man aber trotzdem nicht ganz heran, denn das sah damals noch etwas bedrohlicher aus als nun in Teil 6. Das groß angekündigte Comedyquidditch hielt sich zum Glück aber in Grenzen und so war es ganz nett, ein letztes Mal Quidditch in einem Harry Potter - Film zu sehen.
Harry Potter und der Halbblutprinz macht vieles richtig, aber zum Ende hin auch einiges falsch. Dies macht den Film nicht wirklich schlecht, denn er ist immer noch besser als die Columbusstreifen, aber der ganz große Wurf wie in der Romanvorlage wurde er halt auch nicht, denn dafür ist das Ende zu schwach. Davor war es aber eine wirklich tolle Adaption der Romanvorlage.

1 Kommentar:

  1. Also so viel Kritik hat der Film auch wieder nicht verdient!!!

    AntwortenLöschen