Seiten

Sonntag, 26. Juli 2009

Filmkritik: Die Entführung der U-Bahn Pelhalm 123


Regie: Tony Scott
Darsteller: Denzel Washington, John Travolta, John Turturro
Drehbuch: Brian Helgeland
Musik: Harry Gregson-Williams
Laufzeit: 121 Minuten
freigegeben ab: 16 Jahren
Trailer: hier

Tony Scott ist einer der wohl eigenwilligsten Regisseure Hollywoods. Besonders seine angewandten Schnitttechniken sind legendär. Dies macht Filme wie "Staatsfeind Nr. 1" oder "Spy Game" zu Klassikern des mordernen Actionthriller-Kinos. Abundzu verzettelt er sich aber auch und so ist insbesondere seine letzte Regiearbeit "Deja Vu" ordentlich danebengegangen. Drei Jahre später startet nun aber sein neuer Thriller, ein Geiseldrama. Natürlich wieder mit dabei ist Denzel Washington, mit dem Scott schon öfter zusammengearbeitet hat. Ihm gegenüber stellt er dabei John Travolta, der für Bösewichtrollen geradezu prädestiniert ist.
Ohne große Einführung wird man auch schon in das Geschehen geschmissen. Die Opening Credits zeigen gleich ziemlich deutlich, dass hier mal wieder Tony Scott am Werk ist. Eine Einführung fällt komplett weg und mit einer recht eigenwilligen Schnitttechnik zeigt Scott gleich, wie die U-Bahn entführt wurde und auch Denzel Washington ist direkt an seinem Arbeitsplatz. Diese Einführung ist zwar teilweise etwas bemüht cool, aber es ist halt typisch Tony Scott. Danach schraubt er diese ganzen Stilmittel zum Glück aber auch etwas zurück und man bekommt in der ersten Hälfte ein wirklich tolles Psychoduell zwischen Travolta und Washington zu sehen, wo man einmal mehr sieht, was für tolle Schauspieler die beiden doch sind. Wenn Travolta Washington vor versammelter Mannschaft zu einem Geständnis zwingt, ist das ganz großes Kino.
Doch leider muss sich die Geschichte irgendwann weiterentwickeln und der Film auch irgendwie zu Ende gehen. Das bedeutet, die Story wird dramatischer, actionreicher und leider auch langweiliger. Das bedeutet, dass sowohl Travolta als auch Washington ihr Schauspiel einstellen und machen, was von ihnen verlangt wird. Washington erinnert dabei in der ein oder anderen Szene auch ziemlich stark an Will Smith.
Ein weiteres Problem ist, dass die Action alles andere als toll ist und ein einziges naja hinterlässt. Man muss zwar keine Wüste der Zerstörung ala Michael Bay hinterlassen, aber sowohl die Fahrt mit dem Geldtransporter als auch die Verfolgung sind alles andere als spektakulär. Da hätte man auf das Ganze auch ganz verzichten können.
Schade ist auch, dass der Film dann doch recht schnell endet, wodurch das Gespräch von Washington mit seiner Frau in der Mitte des Films irgendwie überflüssig wird, besonders die Passage mit der Milch. Auch die Entführungsopfer verschwinden recht schnell aus dem Film. Da hätte man sich am Ende des Film ruhig noch etwas mehr Zeit lassen können.
Schauspielerisch überzeugt der Film wie bereits gesagt voll und ganz. Der Bösewicht von Travolta ist zwar nicht der Originellste, aber Travolta holt aus diesem eine Menge raus. Washington spielt hierbei den Guten und zeigt diesmal deutlich, dass er ein wirklich toller Schauspieler ist, was er nicht immer zeigt. Ein bisschen komisch ist vielleicht die Rolle von John Turturro. Dieser ist sicherlich ein sehr solider Schauspieler, aber nach seinen Transformersauftritten fällt es schwer, ihn in der Rolle des Geiselnahmenexperten ernstzunehmen. Negativ fällt er zwar nicht auf, aber ein gewisses Akzeptanzproblem bleibt bestehen. Die restlichen Nebenrollen sind aber recht solide besetzt.
Die Inszenierung von Tony Scott ist wie gesagt wieder Gewöhnungssache, aber hier bekommt er es deutlich besser gehändelt als noch bei Deja Vu, auch wenn er in der zweiten Hälfte etwas enttäuscht. Die Musik von Harry Gregson Williams hält sich bei dem Film größtenteils zurück, zumal Scott oftmals recht moderne Musik benutzt, die wohl nicht komplett von Williams stammt. Wirklich störend ist dies aber nicht.
Zusammenfassend lässt sich wohl sagen, dass der Film das Thrillergenre nicht revolutioniert, denn dafür ist insbesondere die zweite Hälfte des Films zu schwach, aber Denzel Washington und John Travolta erfüllen ihren Job voll und ganz und wer einfach mal wieder großes Schauspielkino sehen will, wird hier bestens bedient.

P.S. Den Film konnte ich letzte Woche im UCI bereits in einer Preview sehen

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen