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Mittwoch, 15. Juli 2009

Filmkritik: Harry Potter und der Gefangene von Askaban


Regie: Alfonso Cuaron
Darsteller: Daniel Radclife, Rupert Grint, Emma Watson
Drehbuch: Steve Kloves
Musik: John Williams
Laufzeit: 136 Minuten
freigegeben ab: 12 Jahren
Trailer: hier

Die ersten beiden Filme spielten fast 2 Milliarden Dollar ein und so war es nicht verwunderlich, dass 2004 das dritte Zaubererabenteuer in die Kinos kam. Da die Filme aber ziemlich zeitintensiv waren, entschloss sich Chris Columbus, Regisseur von Teil 1 und 2, diesmal nur noch als ausführender Produzent tätig zu sein, ehe er nach dem "Gefangenen von Askaban" die Reihe endgültig verließ. Für die Regie hat man den eher unbekannten Alfonso Cuaron verpflichtet, der für "Y tu mama tambien" eine Oscarnominierung fürs beste Drehbuch erhielt und auch schon mit Stars wie Robert deNiro und Gwyneth Paltrow in "Große Erwartungen" zusammengearbeitet hatte. Der Hauptgrund für seine Verpflichtung war aber "A little princess", welche ebenfalls von Warner produziert hatte, indem es um ein kleines Mädchen geht, die in einem Erziehungsheim unter der strengen Erzieherin zu leiden hat. Jedenfalls hatte Cuaron ebenso wie Chris Columbus schon reichlich Erfahrung in der Arbeit mit Kindern, gleichzeitig aber auch schon im Fantastischen einige Erfahrung und das merkt man dem Film auch an.
Da der Film deutlich mehr außerhalb der Schulmauern spielt, wurde das Hogwartsgelände nochmals deutlich umgekrempelt und so bekommt man das erste Mal wirklich ein Gefühl für die Größe Hogwarts, die in Teil 1 und 2 nur angedeutet wurden. Natürlich ist es nicht besonders clever, während einer Filmreihe eine solch große Setänderung vorzunehmen, aber allein die Story von Teil 3 machten das unabdingbar. Deshalb muss man wohl sagen, dass es schade ist, dass Teil 1 und 2 nicht schon so aussahen wie jetzt Teil 3.
Aber dies ist nicht die einzige Tatsache, die Teil 3 deutlich besser macht als Teil 1 und 2. Da die Bücher immer umfangreicher werden und man so automatisch zu Kürzungen gezwungen wird, hat man sich diesmal deutlich mehr vom Buch gelöst als in Teil 1 und 2. Der Film ist mit seinen 136 Minuten sogar deutlich kürzer als Teil 1 und 2. Allerdings muss hier auch erwähnt werden, dass Buchkenntnisse zum Verstehen des Films sehr hilfreich sind, denn insbesondere am Ende wird die ganze Geschichte längst nich so detailliert aufgelöst wie es im Buch der Fall war. Es werden zwar einige Elemente auch in die Geschichte mit eingebracht wie die Zeitung, die die Weasleys zusammen mit ihrem Haustier in Ägypten zeigt, genauer wird darauf am Ende aber nicht mehr eingegangen. Allerdings bleibt die Frage, ob Leute, die die Filmreihe zwar mögen, die Bücher aber trotzdem nicht gelesen haben, die ganzen Fakten so detailliert wirklich benötigen. Harry Potter ist deshalb ja trotzdem nicht weniger logisch als andere große Blockbusterreihen.
Natürlich werden in Teil 3 auch wieder eine Menge neuer Figuren eingeführt. Die Wichtigsten davon sind sicherlich Remus Lupin und Sirius Black. Diese wurden natürlich wieder ziemlich prominent besetzt. Zum einen haben wir da David Thewlis als Remus Lupin, der den deutlich größeren Anteil im Film hat, da er ja diesmal die berühmte Rolle des Professors für "Verteidigung gegen die dunklen Künste" inne hat und auch mit Harry eine Menge an Szenen zu spielen hat, da er im Laufe des Films eine Art Vaterrolle für Harry einnimmt. Sirius Black kommt dann ja nur am Ende des Films vor, wurde aber mit Gary Oldman vortrefflich besetzt, denn auch wenn seine Rolle nicht wirklich lang ist, so ist diese trotzdem höchst beeindruckend und zeigt einmal mehr, was für ein toller Schauspieler Oldman doch ist. Aber auch kleinste Nebenrollen wie Professor Trelawney und Madame Rosmerta wurden mit Oscarpreisträgerinnen wie Emma Thompson und Julie Christie exellent besetzt. Natürlich musste man nach dem Tod von Richard Harris auch für Dumbledore eine neue Besetzung finden und diese fand man in Michael Gambon, der ein wirklich guter Ersatz für Harris ist, besonders auf Teil 3 bezogen, da er hier dem Buch-Dumbledore deutlich näher kommt als in Teil 1 und 2, wo dieser viel zu brav daher kam.
Regiemäßig war Cuaron ein absoluter Glücksfall, denn auch wenn Teil 3 sein einzigster Film der Reihe blieb, so war dieser wegweisend für die nachfolgenden Filme. Es ist auch beeindruckend, wie gut Cuaron witzige, actionreiche und ruhige Szenen miteinander verknüpft. Da hat man zum einen das beeindruckende Quidditchspiel, welches endlichmal die Gefährlichkeit des Spiels deutlich aufzeigt und zum anderen solch wunderschöne Landschaftszenen wie bei Harry mit dem Flug auf Seidenschnabel. Die letzten 40 Minuten kann man dann sogar nicht in Worte beschreiben. Denn auch wenn es sowas wie einen perfekten Film eigentlich nicht gibt, so sind diese letzten 40 Minuten zumindest nahe dran, denn wie hier Cuaron die einzelnen Szenen verknüpft, sind der helle Wahnsin und optisch sieht das Ganze eh fantastisch aus.
Musikalisch wird das wie schon in den Vorgängern von John Williams untermalt, für den es der letzte Potter-Score werden sollte. Meiner Meinung nach ist es aber auch sein deutlich stärkster, denn sowohl Action- als auch ruhige Szenen sind einfach nur traumhaft schön. Exemplarisch sind dafür der Flug auf Seidenschnabel, aber auch Erzählungen von Lupin über seine Eltern, wo die Musik immer nach Vergangenheit klingt. Aber auch die actionreichen Szenen bei Quidditch und am Ende sind wirklich sehr gelungen, ohne dass sie zu sehr nach Star Wars klingen, was in Teil 1 und 2 teilweise schon der Fall war.
Natürlich gibt es in Teil 3 auch wieder ein paar neue magische Geschöpfe. Zum einen haben wir da den Hippogriff Seidenschnabel, der besonders in der Flugszene mit Harry eindrucksvoll erscheint, sonst aber etwas unnahbar wirkt. Die deutlich wichtigeren Kreaturen sind aber die Dementoren. Eine gewisse Ähnlichkeit zu den schwarzen Reitern aus "Herr der Ringe" kann man ihnen wohl nicht absprechen, aber wenn sie so eindrucksvoll umgesetzt werden, so kann es einem auch egal sein. Besonders in den Flugsequenzen wirken diese absolut angsteinflößend.
Insgesamt ist "Harry Potter und der Gefangene von Askaban" der für mich bislang gelungenste Potterstreifen. Der Regiewechsel von Columbus zu Cuaron hat sich deutlich bemerkbar gemacht, denn dieser unterzog der Potterreihe eine Generalüberholung, die dringend notwendig war und wegweisend für die kommenden Verfilmungen. Hinzu kommt noch eine gelungene Story und dazu passende Schauspieler. Ganz großes Kino.

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