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Montag, 6. Juli 2009

Blu-Ray Kritik: Der seltsame Fall des Benjamin Button


Regie: David Fincher
Darsteller: Brad Pitt, Cate Blanchett
Drehbuch: Eric Roth
Musik: Alexandre Desplat
Laufzeit: 166 Minuten
freigegeben ab: 12 Jahren
Trailer: hier

Extras:

Audiokommentar David Fincher
Featurettes:
  • Einleitung
  • Entwicklung und Vorproduktion
  • Die Location-Scouts
  • Storyboard Galerie
  • Galerie zur Ausstattung
  • Die Produktion Teil 1/ Teil 2
  • Das Kostümdesign
  • Galerie der Kostüme
  • Das Performance-Capture-Verfahren
  • Spezialeffekte (Benjamin, Die Verjüngung, Die Chelsea, Die simulierte Welt)
  • Der Sound
  • Interview mit dem Komponisten Alexandre Desplat
  • Premiere
4 Fotogalerien
Trailer

Filmkritik:

13 Oscarnominierungen gab es dieses Jahr für den neuen Film des Dreamteams David Fincher/ Brad Pitt. Ob man dann enttäuscht sein kann, dass es nur drei Oscars fürs "Beste Szenenbild", "Beste visuelle Effekte" und "Bestes Make-Up" gegeben hat, muss jeder selbst entscheiden. Meiner Meinung nach ist es einfach so, dass Benjamin Button gut genug macht war um in all möglichen technischen Kategorien nominiert zu werden und dann auch noch das Glück hatte, dass er auch filmisch von der Academy hoch angesehen wurde. Über die filmische Qualität muss hier aber noch gesprochen werden. Benjamin Button ist sicherlich ein guter Film, meiner Meinung nach aber auch ziemlich verschwänderisch mit seinem Potential, denn trotz all der tollen Inszenierung und dem tollem Cast wirkt der Film die ganze Laufzeit über etwas unterkühlt.
Das fängt schon mit dem Anfang an, wo Fincher umbedingt in einem Krankenhaus drehen musste, indem die alte Daisy kaum noch ein Wort sprechen konnte. Hätte man diese Parallelstory nicht etwas angenehmer gestalten können? Daisy hätte ja auch bei einer Tasse Kaffee von Benjamin Button erzählen können. Der einzige Vorteil liegt wohl darin, dass man somit auch die Lebensgeschichte von Daisy komplett erzählt bekommt, was ja auch bei Benjamin der Fall ist. Aber selbst dann hätte man sie am Schluss nicht auch noch in ein Krankenhaus verlegen müssen, sie ist doch wirklich alt genug und muss dann nicht noch an Strippen hängen.
Kommen wir nun aber zur eigentlichen Hauptgeschichte des Films und das ist die Lebensgeschichte von Benjamin Button. Als Benjamin Button als eine Art Monster geboren wird, versucht sein Vater ihn in den Fluss zu werfen. Als dies jedoch misslingt, legt er Benjamin vor die Tür eines Seniorenheims. Dort bekommt er Asyl, auch wenn keiner an ein wirklich langes Leben Benjamins glaubt. Doch es haben sich alle vertan, denn Benjamin wird von Tag zu Tag jünger.
Dies ist nun also die Grundidee des Films aus der David Fincher ein fast dreistündiges Drama macht und trotz der ganzen Laufzeit kommt einem Benjamin Button nie so wirklich vertraut vor. Dafür ist der Film über die ganze Laufzeit hinweg zu ruhig und zu sehr in seine künstlerische Umsetzung vertieft, so dass die Hauptfiguren relativ wenig Dialog miteinander führen. Es wird mehr oder weniger schon am Anfang festgelegt, dass das Schicksal von Benjamin und Daisy auf ewig miteinander verbunden ist, erst als Freundschaft und dann im Verlaufe des Films auch mit mehr, allerdings immer unter der Berücksichtigung, dass diese nicht auf ewig bindet, da Daisy immer älter und Benjamin immer jünger wird. Allerdings ist der Film keine durchgängige Liebesgeschichte, denn immer wieder gibt es Passagen, in dem man ganz dem Leben von Benjamin folgt und in denen man nur kurze Einblicke in das Leben Daisys währenddessen erhält. Diese können ziemlich toll sein, wie z.B. die gemeinsamen Szenen von Brad Pitt und Tilda Swinton, aber auch ziemlich öde, wie die ganze Geschichte mit dem Captain, denn bei diesem wird wohl am meisten klar, welche Ähnlichkeit der Film doch mit Forrest Gump hat und besonders dieser Part fällt gegenüber dem Vorbild ziemlich langweilig aus.
Die ganzen Gemeinsamkeiten sind auch kein wirklicher Zufall, denn immerhin hat Eric Roth damals zusammen mit Robert Zemeckis auch Forrest Gump adaptiert und ich bin auch der Meinung, dass ein ähnlich erzählter Film nach fast 15 Jahren durchaus legitim ist, einzig die Oscarnominierung würde ich ihm deshalb absprechen wollen. Aber da bin ich ja insgesamt wegen der oben genannten Mängel nicht so ganz glücklich mit.
Aber der Film hat auch seine guten Seiten, denn die Inszenierung ist phänomenal. Viele Szenen haben sogar einen überdeutlichen Burtonanstrich, was eine nahezu magische Atmosphäre herbeizaubert. Umso schlimmer beißt sich da die bereits oben angseprochene Krankenhausszene, aber sonst wird man in dieser Hinsicht total verzaubert. Auch die Musik von Alexandre Desplat tut ihr übriges dazu. Ich würde zwar nicht sagen, dass der Score durchundurch perfekt ist, denn dafür fehlt der Musik doch etwas die Vielfalt, aber insgesamt kann man damit sehr zufrieden sein.
Umso unbegreiflicher bleibt es, dass Fincher und Roth dieses Potential nicht vollkommen ausschöpfen können, denn dann hätte hier ein ganz großer Klassiker entstehen können. So nimmt der Film sich aber viel zu ernst und hat vielleicht etwas zu direkt auf die Oscars geschielt. Ein guter Film ist aber trotzdem entstanden, nur halt kein perfekter Film.

Blu-Ray-Kritik:

Nachdem sich auf Disc 1 bereits ein Audiokommentar von David Fincher befindet, gibt es auf der Bonus-Disc drei Stunden Bonusmaterial, die auch alle zusammen abgespielt werden können. Dabei fällt besonders der Anfang mit der Produktionsgeschichte sehr interessant aus und zeigt, wie lange sich der Film bereits in Produktion befand. Auch alle wichtigen Beteiligten kommen dabei zu Wort. Warum das ständig vor einem schwarzen Hintergrund geschehen muss, bleibt wohl ein Geheimnis. Die Berichte über die Dreharbeiten und die Nachproduktion fällt dann aber etwas ab. Man bekommt zwar einen genauen Einblick in die Geschehnisse hinter der Kamera, aber entweder ist es zu abgeklärt oder bei so einem Film kann mich das nur bedingt beeindrucken. Zumindest bekommt man aber einen recht guten Einblick über die real gedrehten Szenen und die Bluescreen-Szenen. Ebenso wird etwas genauer über das Make Up eingegangen, was bei diesem Fall ja ein große Bedeutung hat.
Ein wirklicher Minuspunkt sind allerdings die stocklangweiligen Menus. Auf Disc 1 öffnet sich nichtmal eins, sondern es beginnt direkt mit dem Film. Was passiert aber, wenn ich vorher noch eine andere Sprache bzw. den Audiokommentar sowie Untertitel anwählen möchte? Hier sei gleich erwähnt, dass auch der Audiokommentar von Benjamin Button ohne Untertitel auskommen muss, da er ja von Warner vertrieben wird, die es wohl auch auf Blu-Ray für unnötig erachten, Untertitel für den Audiokommentar mit raufzupacken. Auch ein Szenenauswahlmenu entfällt komplett, was für das hochangepriesene Nachfolgerformat ein echtes Armutszeugnis ist. Bild- un Ton sind natürlich immer noch top, aber das erinnert doch ziemlich an die ersten Warner-DVD' s damals, die ja auch nicht wirklich gut ausgestattet waren. Auch das Menu auf Disc 2 ist da nicht deutlich besser. Dank der Masse an Extras fällt dies aber glücklicherweise nicht ganz so stark auf.
Insgesamt ist Benjamin Button aber ein lohnenswertes 2-Disc-Set, wo man auch gerne mal auf die Extras blicken kann. Diese sind zwar nicht durchweg interessant, aber bieten sie doch einen soliden Blick hinter die Kulissen. Allein dafür muss man das Set einfach loben, denn sellten wird sich so viel Mühe gegeben, Bonusmaterial zu sammeln. Schade nur, dass Warner solch unspektakulären Menus verwendet, die ans Steinzeinalter der DVD erinnern und immer noch keine Untertitel für Audiokommentare produziert. Andere Firmen schaffen das ja auch.

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