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Dienstag, 28. Dezember 2010

Filmkritik: Brügge sehen ... und sterben?


Regie: Martin McDonagh
Darsteller: Colin Farrell, Ralph Fiennes, Brendan Gleeson, Clememce Poésy
Drehbuch: Martin McDonagh
Musik: Carter Burwell
Laufzeit: 107 Minuten
feigegeben ab: 16 Jahren
Trailer: hier

Filme über Auftragskiller gibt es sicherlich viele und auch die Tatsache, dass jemand vom Jäger zum Gejagten wird, ist nicht wirklich neu. Trotzdem wird man nicht müde, neue Filme dieser Art zu produzieren und einer der besten Filme in den letzten Jahren war da zweifelsohne "Brügge sehen...und sterben?".
In dem Film geht es um die beiden Auftragsmörder Ray (Colin Farrell) und Ken (Brendan Gleeson), die nach einem misslungenen Auftrag in der belgischen Stadt Brügge untertauchen müssen. Dann bekommt Ken jedoch vom Auftraggeber Harry (Ralph Fiennes) den Auftrag, Ray umzubringen, da er diesen für das Misslingen des Auftrags verantwortlich macht.
Wer hier jetzt jedoch einen klassischen Actionthriller erwartet, wird enttäuscht sein. Dem Film geht es weder um die Einbindung, von Polizei, wilden Verfolgungsjagden und verschiedenen Twists, sondern viel mehr um unvergessliche Charaktere und auch einiges an Humor. Am ehesten passt das Spielfilmdebut von Regisseur Martin McDonagh nämlich zum Regiestil eines Guy Ritchies oder auch Quentin Tarantino's, ohne dass es wie eine bloße Kopie derer Filme anmutet. Bei dem Film stehen ganz klar unvergessliche Dialoge im Mittelpunkt. Spannung bleibt dadurch zwar etwas auf der Strecke, aber das ist bei diesem Film auch gar nicht nötig. Am ehesten kommt diese dann auf, wenn sich zwei der Hauptdarsteller jeweils duellieren. Besonders gelungen ist dabei eine Szene auf einem Turm, die problemlos Kultstatus erreichen könnte. Das Finale kann damit zwar nicht ganz mithalten, überzeugt dafür aber mit einem nicht ganz hollywoodtypischen Finale.
Wirklich Leben wird dem Film aber erst durch seine Charaktere eingehaucht. Hier kann der Film in erster Linie dadurch überzeugen, dass er sich nur auf europäische Schauspieler konzentriert. Die Hauptrolle übernahm dabei Colin Farrell, der einmal mehr einen im Innern zerrissenen Charakter spielt. Dadurch fühlt man sich zwar auch mal an andere Charaktere von ihm erinnert, aber damit kann man leben. Ähnliches kann man im Übrigen auch von Ralph Fiennes behaupten, der zwar einen gewohnt guten Bösewicht abgibt, aber nur in wenigen Szenen von seinem gewöhnlichen Schauspiel abweicht. Die wohl beeindruckenste Arbeit legt hingegen Brendan Gleeson hin, der insbesondere auf der Turmszene für die stärkste Szene im Film sorgt und auch sonst gewohnt souverän agiert. Ihm sollte man öfter solche Rollen anbieten. Ansonsten gibt es aber auch noch die aus Harry Potter bekannte Clemence Poésy zu bewundern, die ebenfalls eine Figur spielt, die sich angenehm von üblichen Frauenfiguren abhebt und nicht den typischen Gut-Menschen abgibt. Etwas schade ist allerdings, dass man sie beim großen Finale etwas links liegen gelassen hat.
An der Inszenierung des Streifens gibt es auch nichts zu meckern. Die Wahl von Brügge als Ort der Handlung ist ein richtiger Glücksfall geworden, da die Stadt eine gewisse Wärme versprüht, die sich mit ihrem Mittelaltercharme wunderbar von anderen Großstädten abhebt. Begleitet wird dies mit einem soliden Score von Carter Burwell, dem es aber ein wenig an einem wirklich makanten Thema fehlt.
Insgesamt ist "Brügge sehen...und sterben?" jedenfalls ein Auftragskiller-Thriller der etwas anderen Art geworden, der mit seinen eigenwilligen Charakteren und deren Humor an einen Guy Ritchie - Film erinnert, trotzdem aber seinen ganz eigenen Charme versprüht.

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