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Mittwoch, 1. Dezember 2010

Blu-Ray Kritik: Fantasia


Regie: James Algar, Samuel Armstrong, Ford Beebe, Norman Ferguson, Jim Handley, T. Hee, Wilfred Jackson, Hamilton Luske, Bill Roberts, Paul Satterfield, Ben Sharpsteen
Drehbuch: Joe Grant, Dick Huemer, u.v.m.
Laufzeit: 124 Minuten
freigegeben ab: 06 Jahren
Trailer: hier

Extras:

  • Disney's Familien-Museum
  • Das Schultheis-Notizbuch - Ein Disney-Schatz
  • Kunstgalerie
  • 3 Audiokommentare
  • Disney - View

Filmkritik:

Animationsfilmen wird ja oftmals nachgesagt, dass sie nur als leichte Unterhaltung taugen und für wirklich künstlerische Filme kaum Platz bieten. Das die Leute damit durchaus falsch liegen, zeigen Jahr für Jahr verschiedene Kurzfilme, die sehr viele verschiedene Genres abdecken und auch künstlerisch sehr ausgefallen wirken können. In Animationsfilmen der großen Studios ist das zweifelsohne nur noch bedingt möglich, da dort immer eine zusammenhängende Geschichte existieren muss, der alles andere untergeordnet ist. Anders war dies noch 1940, als Walt Disney einen Film plante, der nur durch klassische Musik und Animation begeistern sollte. Die Rede ist natürlich von Fantasia, einer der ambitioniertesten Filme seiner Zeit.
Es wurden verschiedene klassische Musikstücke herausgesucht und zu diesen sollten die Animatoren zeichnen, was ihnen gerade so einfiel. Teilweise wurde mit der Musik echte Geschichten erzählt, aber teilweise sollte die Animation auch ohne funktionieren. Zusammengehalten wird das ganze dann noch durch einen Erzähler, der jeweils die Geschichte der einzelnen Musikstücke etwas genauer erklärte.
Der Film fängt dann auch recht ruhig an und präsentiert erstmal ein Musikstück von Johann Sebastian Bach, deren Animation noch recht abstrakt ist und keinem größeren Sinn entspricht, abgesehen davon, dass es schön aussieht. Interessanter wird dann schon das zweite Stück "Die Nussknacker-Suite", welches allerdings nicht das gleichnamige Ballett immitiert, sondern uns auf eine Reise durch die vier Jahreszeiten mitnimmt, was sicherlich zu den absoluten Highlights des Films gehört. Danach folgt dann das wohl bekannteste Stück aus Fantasia. Man bekommt nämlich Mickey Maus als Zauberlehrling zu Gesicht und das erste Mal wird eine Geschichte erzählt. Dem Zauberlehrling folgt danach ein Stück von Igor Strawinski, einem Komponisten, deren Arbeit zur damaligen Zeit noch umstritten war. Jedenfalls wird einem in diesem Stück die Evolutionsgeschichte bis hin zu den Dinosauriern gezeigt, was sicherlich lehrreich ist, animationstechnisch aber nicht ganz so spannend ist und wohl auch das Stück ist, was sich am meisten in die Länge zieht. Diesen Stücken folgen dann auch noch Stücke, die sich mit der griechischen Mythologie befassen, einen Tanz der Tiere aufführen oder zur Geisterstunde aufrufen.
Auch wenn diese Stücke alle grundverschieden sind, so bilden sie doch ein großes Ganzes. Sie zollen einerseits der klassischen Musik Tribut, feiern gleichzeitig aber auch ihr eigenes Medium und zeigen, wozu Animation alles in der Lage ist. Die Animationen in dem Film sind nämlich von allerhöchster Qualität. Auch ist es lobenswert, dass Disney den Einzelstücken keine feste Laufzeit gibt, sondern einzelne Stücke gerne auch mal 10 Minuten und länger laufen dürfen. Dies ist insbesondere bei der Nusscracker-Suite oder der 6. Sinfonie von Beethoven lobenswert, da sich die Animatoren hier voll entfalten können. Einzig bei der Evolutionsgeschichte kann sich dabei etwas Langeweile einstellen, da sie animationsmäßig nicht ganz so schön gestaltet ist wie die anderen Kurzfilme und man ihr am meisten ihr Alter ansieht.
Streiten kann man sich über die Funktion des Sprechers im Film, da die Animationssegmente deutlich interessanter sind als nun der Dialog. Allerdings hält dieser die Kurzfilme erst so wirklich zusammen und ohne würde das wohl nicht so gut zusammenpassen. Einzig ein paar humoristische Momente stören hier, da man eigentlich möglichst schnell den nächsten Kurzfilm sehen möchte und man auf Humor hier sehr gut verzichten kann.
Insgesamt zählt Fantasia aber zu den wohl interessantesten Projekten, die im Animationsbereich je hervor gebracht wurden und darüber hinaus ist es auch ein verdammt guter Film, der auch heute nichts von seiner Magie verloren hat. Umso trauriger ist es daher, dass es diese Art von Animationsfilm heute kaum noch gibt.

Blu-Ray Kritik:

Bis vor einem halben Jahr war Fantasia noch Teil der Diamond Edition, welche die wichtigsten Werke der "Walt Disney Animation Studios" repräsentiert. Aus nicht näher bekannten Gründen, wurde der Film jedoch aus dieser gestrichen und erschien nun als sogenannte Special Edition, die im Gegensatz zu der Diamond Edition jedoch über weniger Extras verfügt. So fehlt der Blu-Ray beispielsweise ein Making-Of. Stattdessen gibt es nur zwei kürzere Featurettes über ein Museum, welches wichtige Werke aus der Zeit Disneys ausstellt, wie auch das Schultheis-Notizbuch, in der viele Notizen über die Entstehung von Fantasia enthalten sind. Das ist durchaus interessant, aber leider gibt es keine Statements von bekannten Animatoren, die sich bezüglich Fantasia äußern, obwohl der Film einen besonderen Platz in der Geschichte Disney's genießt.
Entschädigt wird man dann allerdings dadurch, dass der Film gleich drei Audiokommentare enthält, die alle ein anderes Konzept verfolgen. Als erstes ist dabei der Audiokommentar von Brian Sibley zu nennen, der viele Fakten zum Film herunterrattert. Das ist durchaus interessant, aber man muss auch genau aufpassen, dass man nicht was wichtiges verpasst. Den Audiokommentar mehrfach zu hören, wäre sicherlich keine schlechte Idee. Der zweite Audiokommentar besteht dann zum Großteil aus Archivaufnahmen von Walt Disney selbst, der etwas genauer sagt, was Fantasia für ihn bedeutet und wie er sich dessen Umsetzung vorstellte, was sicher einige interessieren dürfte. Der letzte Audiokommentar wurde dann von Roy Disney und einigen Historikern eingesprochen und ist wohl als Fan-Audiokommentar abzuhandeln, da diese hier ihre Werstschätzung für Fantasia offenlegen. Wirklich neue Fakten erfährt man dadurch zwar nicht, aber es ist trotzdem schön, dass es auch noch ein etwas lockerer Audiokommentar auf die Blu-Ray geschafft hat.
Abgeschlossen wird die Blu-Ray dann noch von Konzeptzeichnungen von Fantasia und auch seiner Fortsetzung Fantasia 2000, da der Film in vielen Ländern nur als Combopack mit beiden Filmen erscheint. Als kleines Extra wird hier auch noch Musik im Hintergrund gespielt, so dass es nicht ganz so langweilig ist, wenn man sich durch die Bildergallerien klickt. Man kann die Bilder hier aber auch automatisch und mit unterschiedlicher Geschwindigkeit durchlaufen lassen, was recht praktisch ist.
Insgesamt sind die Fantasia-Extras nicht übermäßig groß, aber dafür durchaus interessant. Man erfährt viele kleine Details über den Film und hat den Film nun in bester Ton- und Bildqualität. Außerdem hat man auch hier wieder die Option, den Film mit Disney-View anzugucken, welcher die schwarzen Ränder an den Seiten schön ausschmückt. So gesehen ist es eine durchaus gelungene Blu-Ray-Umsetzung, wenngleich der übliche Disneypreis hierfür etwas überzogen ist.

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