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Mittwoch, 6. Oktober 2010

Filmkritik: The Town


Regie: Ben Affleck
Darsteller: Ben Affleck, Rebecca Hall, Jeremy Renner
Drehbuch: Peter Craig, Ben Affleck, Aaron Stockard
Musik: David Buckley, Harry Gregson-Williams
Laufzeit: 124 Minuten
freigegeben ab: 16 Jahren
Trailer: hier

Anfang des neuen Jahrtausends galt Ben Affleck als der kommende Superstar. Für "Good will hunting" gab es zusammen mit Kumpel Matt Damon einen Oscar für das Drehbuch und mit Erfolgsregisseur Michael Bay drehte er nach Armageddon bereits seinen zweiten Blockbuster "Pearl Harbor". Doch danach stagnierte die Karriere. Es folgten semitolle Filme wie "Daredevil" oder "Paycheck", die an den Kinokassen untergingen und zusammen mit seiner damaligen Freundin J.Lo verbrach er den Film "Liebe auf Risiko - Gigli", der reichlich Himbeeren gewann. Folglich zog Affleck den Notstecker und kündigte an, in Zukunft nur noch ernstere Filme zu drehen. Dieser Übergang war natürlich nicht leicht und es folgten ein paar weitere Fehlschläge, doch spätestens mit "Die Hollywood-Verschwörung" konnte er die Kritiker verstummen lassen. Da ihm das Schauspiel aber nicht mehr genug war, versuchte er sich auch als Regisseur und brachte den von der Kritik gelobten "Gone, Baby, Gone" in die Kinos. Nach solch einem Erstlingserfolg ist es natürlich schwer, dieses Niveau auch im Nachfolgewerk zu halten, doch auch Affleck's zweite Regiearbeit "The Town" konnte die Kritiker überzeugen und diesesmal traute er sich auch selbst vor die Kamera, was er im Vorgänger noch seinem Bruder Casey überließ.
Erzählt wird die Geschichte einer Gruppe von Bankräubern, die eines Tages eine Frau entführen, die ausgerechnet in ihrer Nachbarschaft wohnt. Da sie Angst haben, dass diese Frau sie nach ihrer Entlassung verraten könnte, macht sich deren Oberhaupt Doug (Ben Affleck) daran, sie auszuhorchen. Gleichzeitig ist aber auch das FBI ganz dicht auf ihren Versen und ein weiterer großer Raub steht auch noch an.
Im Trailer wurde "The Town" als reinrassiger Cop-Thriller verkauft mit reichlich Action und Schießereien. Diesem kommt der Film auch durchaus nahe, denn "The Town" braucht sich keinesfalls vor Klassikern wie Heat zu verstecken. Neben all der Action kann der Film aber auch als Drama überzeugen, denn auch wenn die ganzen Überfälle einen Großteil der Handlung des Films ausmachen, so ist eigentlich die Geschichte rund um Doug und die entführte Frau Clara das Herzstück des Films. Es gibt viele eher ruhige Momente, in denen ganz klar menschliche Probleme angesprochen werden. Aber auch der Humor kommt nicht zu kurz und es gibt sogar einige wirklich witzige Dialoge. Kritisieren könnte man höchstens die zweite Hälfte des Films, denn da wird zumindest bei Clara nie so wirklich klar, warum sie jetzt genau so handelt und ihre Figur rückt ziemlich weit in den Hintergrund.
Dafür gibt es aber ein sehr spannendes Finale mit reichlich Schießereien und auch Fans von cleveren Bankraubthrillern dürften hier ihren Gefallen dran finden. Zu verdanken hat man das insbesondere der abermals tollen Regie von Ben Affleck, der wirklich kraftvolle Bilder einfängt und einmal mehr sein Talent hinter der Kamera bestätigt.
Aber auch darstellerisch funktioniert Afflecks Schauspiel sehr gut (er wurde eh immer etwas unterschätzt). Ebenso lobenswert ist aber auch Jeremy Renner als sein bester Kumpel James und auch Rebecca Hall macht als Clara eine ebenso gute Figur. Von Jon Hamm als FBI-Ermittler hätte es aber ruhig noch etwas mehr geben können und das man Oscarpreisträger Chris Cooper mit nur einer Szene abgefertigt hat, war auch etwas schade.
Ansonsten bleibt aber auch noch der Soundtrack von David Buckley und Harry Gregson-Williams zu erwähnen, der in den besten Momenten an einen John-Powell-Score erinnert, aber nicht ganz an dessen Klasse heranreicht.
Als Fan von Cop-Thrillern ist "The Town" praktisch ein Pflichtbesuch im Kino. Allerdings sollte man auch bedenken, dass hier nicht nur die Coparbeit im Mittelpunkt steht, sondern auch eher ruhige Szenen den Film dominieren. Beides kombiniert Regisseur Ben Affleck treffsicher zu einem großen Ganzen, das über zwei Stunden wunderbar unterhält.

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