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Mittwoch, 27. Oktober 2010

Filmkritik: Wall Street - Geld schläft nicht


Regie: Oliver Stone
Darsteller: Michael Douglas, Shia LaBeouf, Josh Brolin, Carey Mulligan
Drehbuch: Allan Loeb, Stephen Schiff
Musik: Craig Armstrong
Laufzeit: 133 Minuten
freigegeben ab: 6 Jahren
Trailer: hier

Mittlerweile gehört es in Hollywood ja zum guten Ton, alte Filmreihen aus ihrem Ruhestand zurückzubringen. So konnte sich auch die heutige Kinokundschaft bereits über neue Filme zu Terminator, Indiana Jones, Stirb Langsam und Rocky freuen. Demnächst kommt mit "Tron-Legacy" sogar eine Fortsetzung in die Kinos, deren Original in den 80-ern ordentlich gefloppt ist. Was diese Filme jedoch alle gemeinsam haben, ist die Tatsache, dass sie meist recht actionreich daherkommen und dank bekannter Hauptdarsteller immer noch die Kinogänger in die Kinos locken. Eher ungewöhnlich ist hingegen ein Sequel zu einem Thriller, da diese meist recht abgeschlossen wirken. Regisseur Oliver Stone hielt dies jedoch nicht davon ab, ein Sequel zu "Wall Street" zu drehen, zumal sich die Finanzkrise im letzten Jahr perfekt dazu eignete. Zum Glück konnte er mit Michael Douglas auch den markantesten Darsteller des Originals, der dafür sogar einen Oscar erhielt, dazu überreden, an einem Sequel mitzuwirken. Ansonsten wurde aber ein komplett neuer Cast aufgebaut, der unter anderem die beiden Shootingstars Shia La Beouf und Carey Mulligan, sowie alte Haudegen wie Josh Brolin, Frank Langella und Susan Sarandon beinhaltete.
In dem Sequel geht es abermals um den von Michael Douglas gespielten Gordon Gekko, der nach 8-jähriger Haft aus dem Gefängnis entlassen wird und sich nunmehr als Buchautor durchs leben schlägt, ehe der junge Börsenspekulant Jacob (Shia LaBeouf) Kontakt zu ihm aufnimmt. Jack ist zufällig auch noch mit Gordon's Tochter Winnie verlobt, die allerdings nichts mehr von ihrem Vater wissen möchte.
Wie schon im Original stellt Stone auch in seiner Fortsetzung einen jungen und aufstrebenden Börsenmakler in den Vordergrund, der sich im Verlauf des Films mit dem undurchsichtigen Gordon Gekko einlässt. Dies führt oftmals auch dazu, dass sich der Film eher wie ein Remake anfühlt als eine wirkliche Fortsetzung. In erster Linie ist dies der Tatsache geschuldet, dass man die eigentliche Hauptfigur des ersten Teils Bud Fox nun durch Jake ersetzt hat und dieser ebenfalls noch ein Junge ist, der nach Größerem strebt. Gordon Gekko übernimmt dann auch mal wieder die Aufgabe eines Art Mentors, der nach Belieben integriert. Der größte Unterschied zu Teil 1 besteht wohl darin, dass man hier noch eine Familiengeschichte rund um Gordon Gekko aufbaut, die ihn teilweise etwas emotionaler erscheinen lässt als noch in Teil 1. Allerdings bleibt es fragwürdig, ob diese emotionale Ebene dem Film wirklich gut tut, denn insbesondere zum Ende hin wird das Ganze doch relativ primitiv und fällt gegenüber dem von Teil 1 doch deutlich ab.
Aber auch beim Bezug zur Finanzkrise sollte man nicht zu viel erwarten. Diese wird vielleicht als Aufhänger für die Geschichte benutzt, damit diese etwas vorangetrieben wird, aber wirklich wertend wird man im Film nie und eigentlich funktioniert der Film ohne diesen Bezug genauso gut.
Nichts zu meckern gibt es bei der Wahl der Schauspieler. Einen zweiten Oscar wird Michael Douglas mit seiner Rolle diesesmal zwar nicht gewinnen, aber seine Rolle funktioniert genauso gut wie im ersten Teil. Aber auch Shia La Beouf und Carey Mulligan muss man ein Lob aussprechen, da diese hier eindeutig untermauern, warum sie zu den talentiertesten Jungschauspielern unserer Zeit gehören. Etwas schade ist allerdings, dass man Mulligan oftmals etwas links liegen lässt. Der Fokus hätte hier ruhig noch mehr auf ihr liegen können. Abgerundet wird der Cast dann noch durch Josh Brolin, der gewohnt souverän wirkt und auch Frank Langella und Susan Sarandon kann man noch in Kurzauftritten bewundern. Langella hinterlässt in dieser Zeit durchaus Eindruck, während Sarandon's Figur relativ überflüssig bleibt.
Über die Regie von Stone kann man geteilter Meinung sein. Teilweise ist diese zwar durchaus flott, aber manchmal übertreibt es Stone mit seinen Splitscreens auch und man fragt sich, was das jetzt genau soll. Auch einige Metaphern wie Seifenblasen und Dominosteine wollen nicht so wirklich passen und wirken einfach nur ziemlich schräg. In diesen Momenten merkt man, dass Stone nicht mehr der Regisseur ist, der er noch in den 80-ern war.
Abschließend lässt sich jedoch festhalten, dass "Wall Street - Geld schläft nicht" ein durchaus solider Film ist. Es ist Stone's bester Film der letzten Jahre, aber kommt nicht an den ersten Teil heran. Der Cast ist zwar gewohnt souverän, aber die Geschichte schlingert in der zweiten Hälfte zu sehr herum und mündet in einem relativ flachen Ende. Einen Film über die Finanzkrise sollte man deshalb erst recht nicht erwarten.

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