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Sonntag, 23. August 2009
Filmkritik: Inglourious Basterds
Regie: Quentin Tarantino
Darsteller: Brad Pitt, Mélanie Laurent, Christoph Waltz
Drehbuch: Quentin Tarantino
Laufzeit: 153 Minuten
freigegeben ab: 16 Jahren
Trailer: hier
Spricht man heutzutage von Kultregisseuren, so ist der Name Quentin Tarantino nicht weit entfernt. Dabei ist es nicht sonderlich wichtig, dass der Regisseur besonders vielfältig ist. Von Tarantino kann man sicherlich kein Drama ala "Schindler' s Liste" oder einen einfachen Popcornfilm wie "Harry Potter" erwarten. Erwarten kann man hingegen, lustige und kultige Figuren, sowie sehr schön geschrieben und lang ausgeführte Dialoge, in denen alles mögliche passieren kann und diese meist aus diversen Filmzitaten bestehen. Mit jugendfreundlichen Filmen hat es der Mann aus Texas dann auch nicht so und so sind seine Streifen vom Gewaltgrad her auch nicht zimperlich, allerdings nie so hochstilisiert wie bei einem Zack Snyder - Film beispielsweise. Wer mit all diesen Zutaten zurechtkommt, der dürfte auch an "Inglourious Basterds" seine helle Freude haben.
Natürlich ist die Thematik deutlich ernster als in anderen Filmen und so wird man sich wohl während des Films ein paar Mal fragen, worauf Tarantino mit diesem Film überhaupt hinauswill. Insbesondere die Szene in einer Kellerbar führt recht weit am Ziel vorbei und allgemein fühlt es sich ein wenig komisch an, wenn die aus der Geschichte bekannten Charaktere anders agieren als man es vielleicht gewohnt ist. Jedoch sollte man bedenken, dass es sich hier mehr um ein Märchen für Erwachsene handelt und Nazis nunmal gute Filmbösewichter abgeben. Deshalb war die geschichtliche Verblendung im Endeffekt auch gut auszuhalten.
Etwas komischer hingegen wirkt es, dass der Film selbst sich ganz anders als noch die Trailer anfühlt. Im Trailer hatte man noch das Gefühl, dass Aldo Raine hier nur die Einleitung gibt für ein andauerndes Massaker an Nazis doch dies ist nicht der Fall. Die Basterds bei Verrichtung ihrer Arbeit erlebt man nur recht kurz und so konzentriert sich der Fim neben den Basterds auch sehr stark auf das Leben der Shosanna Dreyfus, die bereits in der Anfangsszene des Films kurz eingeführt wird.
Auch setzt Tarantino wie schon bei "Kill Bill" darauf, seinen Film in Kapiteln zu erzählen von denen es ganze 5 gibt und bis auf Kapitel 4 echte Highlights bieten. Dies kann zum einen die Coolness der Basterds betreffen oder auch die von Tarantino so gewohnten Dialoge zwischen einzelnen Charakteren. Einzig in Kapitel 4 hat es Tarantino mit Dialogen etwas übertrieben als man sogar Ratespiele einbaute wo man Namen berühmter Künster und Filmfiguren ihrer Zeit erraten musste. Auch die Dialoge zwischen den Nazis und anderen Leute waren zu diesem Zeitpunkt eher semitoll. Insgesamt kann man sich über die Qualität der Dialoge aber nicht beschweren.
Natürlich gab es in diesem Film auch viel zu lachen. Die Charikaturen von Hitler und Goebbels waren natürlich herrlich und auch Hans Landa, der von Christoph Waltz sehr gut verkörpert wurde, sorgte für einige tolle Lacher. Allerdings kann es schon passieren, dass nicht alle aufgrund der Thematik dies so lustig finden. Insbesondere einige Witze auf Naziseite sind schon makaber.
Wirklich herrlich sind jedoch die Figuren des Films. Wie eben schon erwähnt ist wohl Christoph Waltz das absolute Highlight des Films. Besonders in den Dialogszenen kann dieser voll überzeugen und selbst in den fremdsprachigen Szenen kommt er sehr gut zur Geltung, was man schon in der Anfangssequenz sehr gut erkennen kann. Aber auch der Rest des Casts überzeugt auf ganzer Linie. Brad Pitt ist hier wohl in einer der kultigsten Rollen überhaupt zu sehen. Pitt sieht absolut bekloppt aus, aber sein Fluchen auf Nazis und Deutsche ist einfach nur klasse und ebenfalls ein echtes Highlight. Man hätte sich nur halt ein paar Szenen mehr von ihm gewünscht. Allgemein gehen die Basterds in diesem Film etwas unter und neben Pitt kommen eigentlich nur noch Till Schweiger, Eli Roth und Gedeon Burkhard (war mal Herrchen von Komissar Rex) zur Geltung, wobei Schweiger und Burkhard auch nur in der Kellerbarszene wirklich zur Geltung kommen (eine kurze Einführung Schweigers) mal ausgenommen. Überraschend jedoch ist der allgemein große Anteil deutscher Schauspieler, was wohl daran liegt, dass jeder Schauspieler in seiner Landessprache sprechen sollte. In der deutschen Synchro hat man davon bis auf die Franzosen leider nicht viel mitbekommen, aber es ist doch erfreulich, dass Tarantino mit Ausnahme von Pitt und vielleicht Roth wirklich auf in Amerika unbekannte Gesichter setzte. Waltz ist dabei sicherlich die Offenbarung, aber auch der Rest war solide. Schauspielerische Großleistungen waren es zwar nicht umbedingt und man ist eigentlich froh, dass Schweiger nicht so viel gesprochen hat, denn seine Stimme steht wohl im komletten Widerspruch zur Coolness, die sein Charakter Hugo Stiglitz ausstrahlen soll. So wirklich durch Raster fällt er aber nicht. Etwas nerviger ist da schon das Auftreten von Diane Kruger, die in Hollywood mit Troja und den beiden "Vermächtnis der ..." - Filmen ja schon eine recht solide Karriere hingelegt hat. Schauspielerisch geglänzt hat sie dabei aber eher weniger und das gilt auch für diesen Film. Sie spielt ihre Rolle viel zu übertrieben und nervt dabei. Deutlich besser macht es die junge französische Schauspielerin Mélanie Laurent, die neben Waltz und Pitt wohl am meisten heraussticht. Insbesondere in der Dialogszene mit Goebbels und kurz danach mit Landa überzeugt sie und auch sonst gibt sie eine tolle Darstellung ab obwohl man sie die ganze Zeit nur in Französisch sprechen hört. Außerdem hat sie noch einige Szenen zusammen mit "Goodbye Lenin" - Star Daniel Brühl, der nach dem großen Erfolg von Lenin noch nicht den ganz großen Durchbruch geschafft hat. Bei diesem Film leistet er jedenfalls solide Arbeit, der ganz große Glanzpunkt war es aber auch nicht.
Inszenierungsmäßig kann man Tarantino ja eh kaum was vormachen und so ist Inglourious Basterds wieder eine sehr gelungene Arbeit. Das Gleiche gilt auch für seinen Kameramann, den zweifachen Oscargewinner Robert Richardson. Dies betrifft sowohl die Dialogszenen als auch die etwas actionreicheren Szenen. Auch an Gewalt mangelt es dem Film nicht. Es ist wie gesagt nicht das große Naziniedermetzeln wie erwartet, doch hält Tarantino schonungslos drauf, wenn die Basterds Nazis nachträglich skalpieren oder einfach wild drauf losgeballert wird wie z.B. bei Eli Roth im Finale des Films. Bei der Schlussequenz musste ich dann sogar weggucken, auch wenn diese wohl typisch Tarantino war und eigentlich auch ziemlich genial rüberkam.
Bei der Musik setzt Tarantino wie so oft auf die Wiederverwendung großer Klassiker der Filmgeschichte nachdem eine Zusammenarbeit mit Ennio Morricone im Vorfeld ja gescheitert war. Dies hindert Tarantino aber nicht daran, Klassiker von Morricone in den Film mit einzubinden, was er dann auch reichlich macht. Dies funktioniert durchaus, selbst wenn es schon auffällt, dass Tarantino dies auch schon bei seinen anderen Regiearbeiten gemacht hat und nicht mehr völlig neu ist. Atmosphärisch macht dies aber trotzdem einiges aus.
Alles in allem ist auch Tarantinos neueste Regiearbeit sehr gelungen. Das die Basterds recht selten auftreten ist etwas schade und die Geschichte von Shosanna zwischen Kapitel 1 und 3 hätte auch noch etwas genauer beleuchtet werden können. Trotzdem macht der Film dank Pitt, Laurent und insbesondere Waltz ungeheuer viel Spaß und ist für alle Tarantinofans durchaus einen Kinobesuch wert.
Labels:
Quentin Tarantino
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