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Montag, 10. August 2009

Filmkritik: Public Enemies


Regie: Michael Mann
Darsteller: Johnny Depp, Christian Bale, Marion Cotillard
Drehbuch: Ronan Bennett, Michael Mann, Ann Biderman
Musik: Elliot Goldenthal
Laufzeit: 133 Minuten
freigegeben ab: 12 Jahren
Trailer: hier

Michael Mann ist einer der fazinierensten Regisseure der letzten Jahre. Seine Filme zeichneten sich immer durch eine sehr stylische und atmosphärische Präsentation aus in denen Schauspieler zu absoluten Höchstformen aufliefen. Auch für seinen neuesten Film konnte er wieder einen namhaften Cast verpflichten inklusive der zwei beliebtesten Schauspieler der letzten Jahre Johnny Depp und Christian Bale. Aber auch die Nebendasteller sind mit Oscarpreisträgerin Marion Cotillard, David Wenham, Billy Crudup und Giovanni Ribisi hervorragend besetzt. Hinzu kommt noch die interessante Thematik, die praktisch "Public Enemies" für einen der ganz großen Oscarfavoriten prädestiniert. Umso unbegreiflicher ist es eigentlich, dass Mann damit rein gar nichts anzufangen weiß und "Public Enemies" zu einem einzigen Technikexperiment verkommt, welches dazu noch komplett in die Hose geht.
Wie schon beschrieben gehört Mann zu den stilsichersten Regisseure unserer Zeit, desses Filme immer eine unglaubliche Atmosphäre aufzubauen wissen. Umso unbegreiflicher ist es eigentlich, dass Public Enemies den ganzen Film über so unglaublich doof aussieht. Über die richtigen Stilmittel für einen Film, der in den 30-er Jahren angesiedelt ist, lässt sich sicherlich streiten. Aber das ist gar nicht das Problem von "Public Enemies". Denn egal um was für einen Film es sich dreht, das sah hier einfach nach einem Homevideo und nicht nach einem Spielfilm aus. Die ständigen Nahaufnahmen von den Darstellern und dazu noch ordentlich verwackelt zerstört jegliche Atmosphäre im Keim. Auch die von Mann bekannten Shoot-Outs gehen dadurch automatisch unter, zumal sie eh nicht so spektakulär sind wie noch in Miami Vice.
Viel schlimmer ist aber noch, dass die ganze Geschichte rund um John Dillinger (Johnny Depp) zu einer 08-15 Story verkommt. Die Liebesgeschichte zwischen John und Billie (Marion Cotillard) funktioniert auch nicht so wirklich und es bleibt sogar offen, wieso die beiden überhaupt ein Liebespaar sind. Als lockere Beziehung würde es noch funktionieren, aber hier wird große Liebe vorgegaukelt und dies kommt halt den ganzen Film über nicht überzeugend rüber. Auch die Verfolungsgeschichte von Dillinger fällt verdammt öde aus. Wirklich spannend wird es den ganzen Film über nicht und auch Dillingers Gegenüber Melvin Purvis (Christian Bale) verkommt zur totalen Nebenfigur. Bis auf ein paar Szenen, wo er vor den anderen Ermittlern steht, passiert mit seiner Figur rein gar nichts. Kein Privatleben, rein gar nichts.
Da ist es auch kein Wunder, dass es nach Terminator nun schon die zweite Rolle Bales ist in der er nicht überzeugen kann, was angesichts des überragenden Erfolgs im letzten Jahr eine herbe Enttäuschung ist und Bale wohl ähnlich wie Maguire bei Spiderman versuchen muss, nicht auf ewig als Batman zu gelten. Mit solchen Leistungen macht man sich nicht gerade für andere Projekte interessant. Es liegt zwar mit Sicherheit auch am Drehbuch, aber Marion Cotillard hat aus ihren wenigen Szenen beispielsweise deutlich mehr herausgeholt. Denn auch wenn ihre Rolle ähnlich flach bleibt wie die von Bale, so ist ihre Ausstrahlung einmal mehr bezaubernd. Nur leider gibt es mit ihr nur recht wenige Szenen. Auch Johnny Depp gehört noch zu den positiveren Aspekten des Films. Sicherlich ist es für ihn nur Arbeit nach Standard, aber trotzdem zeigt Depp einmal mehr, wieso er solch ein großer Schauspieler ist. Seine Figur bleibt aber trotz der 133 Minuten ebenfalls recht uninteressant. Schade, da wäre mehr möglich gewesen.
Ebenfalls enttäuschend ist der Score von Elliot Goldenthal. Normalerweise sind die Scores zu Manns Films echte Highlights, aber bis auf die bekannte Melodie aus den Trailern bei den wenigen Banküberfällen und vielleicht noch beim Finale ist das einfach langweiliges Gedudel.
Public Enemies hätte eine der großen Favoriten für die nächste Oscarverleihung werden sollen, doch herausgekommen ist ein einziges Technikexperiment, indem Story und Schauspieler komplett fehl am Platz sind. Wenn dieses Experiment dann auch noch komplett schief geht, dann kommt eine der größten Enttäuschungen der letzten Jahre bei raus und Manns mit Abstand schlechtester Film.

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