Regie: Bryan Singer
Darsteller: Tom Cruise, Bill Nighy, Terence Stamp
Drehbuch: Christopher McQuarrie, Nathan Alexander
Musik: John Ottman
Laufzeit: 120 Minuten
freigegeben ab: 12 Jahren
Trailer: hier
Extras:
- Audiokommentar von Tom Cruise, Bryan Singer und Christopher McQuarrie
- Audiokommentar von Christopher McQuarrie und Nathan Alexander
- Die Entstehung von "Operation Walküre - Das Stauffenberg Attentat"
- Der Weg des Wiederstands: Besuch der Originalschauplätze
- Die Afrikakorps-Sequenz
- Die Flugzeuge im Film
- Das Berlin der 40-er Jahre
- Das Vermächtnis des deutschen Widerstands
- Tom Cruise und Bryan Singer bei "92nd Street Y"
Filmkritik:
Groß war der Aufschrei, als Tom Cruise, mittlerweile von der Presse nur noch als Sektenmonster tituliert, die Rolle von Claus Schenk Graf von Stauffenberg übernehmen sollte um das Attentat des 20. Juli als Spielfilmnäher zu beleuchten. Das nun Hollywood deutsche Geschichte zu einem angeblichen Tom Cruise - Blockbuster umwandeln wollte, war für viele Leute noch viel schlimmer. Dabei wurde nur vergessen, dass mit Bryan Singer ein Regisseur verpflichtet wurde, der sich nie auf reine Effektspektakel eingelassen hatte. Selbst seine beiden X-Men-Filme hatten deutliche kritische Untertöne enthalten und das dieser bereits mit "Die üblichen Verdächtigen" bewiesen hat, das er auch abseits des Blockbusterkinos durchaus gute Filme hervorbringt, wurde auch gerne vergessen. Deshalb ist auch nicht weiter verwunderlich, dass "Operation Walküre - Das Stauffenberg-Attentat" alles andere als der übliche Hollywoodblockbuster wurde und fast akribisch genau die Ereignisse des 20. Juli beschreibt.
Anfangen tut der Film mit dem Einsatz Stauffenbergs in Afrika, wo er einen Arm und das linke Auge verlor. Dies ist gleichzeitig auch die actionreichste Szene des Films, wobei man von Action auch bei dieser Szene kaum sprechen kann und in der Folgezeit war davon auch nicht viel zu sehen. Denn Kurz danach geht es auch schon mit der Planung des Attentats los und fast alles wird diesem untergeordnet. Man sollte deshalb auch keine Biographie Stauffenbergs erwarten, sondern wirklich das, was der Titel auch aussagt. Es geht um die geplante Ermordung Hitlers durch den Widerstand, der von Stauffenberg angeführt wird. Deshalb gibt es auch keine großen emotionalen Szenen zwischen ihm, seiner Frau und ihren Kindern. Diese sind eher Nebenfiguren. Auch seine Zeit vor dem Attentat bleibt größtenteils unbeleuchtet. Es gibt zwar einen Brief in dem er seine Meinung über das dritte Reich aufschreibt, doch der Stauffenberg vor der Planung des Attentats existiert eigentlich nicht.
Dies ist zum einen sicherlich positiv zu sehen, da dadurch die typischen Hollywood-Kitschszenen wegfallen, allerdings bekommt man so im Film das Gefühl, als wenn fast alle auf der Seite des Widerstands stehen, da die einzelnen Figuren nur in wenigen Szenen auftreten und dann nur jene sind, die den Widerstand sind. Es wird nicht so wirklich deutlich, welcher Gefahr sich die Beteiligten dabei eigentlich aussetzen. Einzig am Ende bekommt man dann die Folgen des Attentatsversuch zu spüren. Die Bevölkerung, die den Nationalsozialismus unterstützt, existiert in diesem Film nicht wirklich und die einzigen überzeugten Nationalsozialisten sind halt die, die man so kennt. Menschen in führenden Positionen innerhalb des Reichs selbser, sowie halt die bekanntesten Nationalsozialisten wie Hitler oder Goebbels. Es ist zwar positiv, dass man zeigt, dass es in Deutschland auch Leute gab, die sich gegen das System zur Wehr setzten und da der Film von jenen handelt, ist es vielleicht auch eher unbewusst geschehen, dass die anderen Leute weggelassen wurde. Man hat dann aber so das Gefühl, dass man Widerständler an jeder Ecke findet und dies war halt nicht der Fall. Positiv hingegen ist der enorme Spannungsbogen, den der Film trotz des bekannten Ausgangs aufbaut. Man bekommt teilweise sogar das Gefühl, dass das Attentat wirklich geglückt ist auch wenn man es eigentlich besser weiß.
Schauspielerisch wurde im Vorfeld ja viel über die Besetzung von Tom Cruise als Stauffenberg gemeckert, da er in der Öffentlichung nur noch als Sektenheini gesehen wird. Vergessen wird dabei allerdings, dass Cruise in den letzten Jahren einer der Schauspieler war, die immer wieder interessante Charaktere auswählten und diese dann zusammen mit sehr begabten Regisseuren auf die Leinwand brachten. Sein vorheriger Film "Von Löwen und Lämmern" fiel dort trotz toller Besetzung zwar etwas ab, aber vor allem in der Zeit vor "Mission Impossible III" war dies der Fall und auch Stauffenberg eignete sich sehr gut für eine Portätierung auf der Leinwand. Im Endeffekt bleibt aber zu sagen, dass es nicht die ganz große Glanzleistung wurde und andere Schauspieler in diesem Film deutlich beeindruckender rüberkamen. Er ist zwar nicht schlecht, aber Cruise war schon dreimal für den Oscar nominiert und das auch völlig zurecht. Deshalb bleibt er hier doch etwas hinter seinen Möglichkeiten zurück. Es gab sogar eine recht alberne Szene mit ihm, in der er den Hitler-Gruß zeigen musste. Deutlich überzeugender kommen dort die anderen Schauspieler rüber. Neben der ein oder anderen Rolle, die von Deutschen gespielt wurden (z.B. Thomas Kretschman und Christian Berkel) wurde hier zum Großteil auch auf berühmte britische Schauspieler gesetzt. Besonders überzeugend kommt dabei Bill Nighy rüber, der neben Cruise auch die größte Rolle im Film einnimmt. Aber auch Tom Wilkinson ist wie immer ein Gewinn für den Film, denn es gibt nur wenige Schauspieler, die so perfekt zu zwielichtigen Personen passen, wie es Wilkinson tut. Aufgefüllt wird das ganze dann von Kenneth Branagh, der leider nur am Anfang des Films zu sehen ist, und Terence Stamp, die beide ebenfalls solide Arbeit verrichten.
In so einem Film muss natürlich auch Adolf Hitler besetzt werden. Da man deutsche Schauspieler nicht verpflichten konnte, übernahm der eher unbekannte Brite David Bamber dieser Rolle. So beeindruckend wie die Leistung von Bruno Ganz in "Der Untergang" ist diese Rolle zwar nicht, aber mehr als eine Nebenrolle nimmt Hitler in diesem Film eh nicht ein, weshalb die Besetzung durchaus zu verschmerzen ist. Als Stauffenbergs Ehefrau verpflichtete man die Niederländerin Carice van Houten, welche einigen aus Paul Verhoevens "Black Book" bekannt sein dürfte. Diese bleibt in diesem Film ebenfalls etwas blass, allerdings hat sie wie schon geschrieben auch nicht den ganz großen Auftritt. Bis auf eine Tanz- und Abschiedsszene mit Cruise gibt ihre Rolle nicht so wirklich viel her und sie ist halt nicht der Mittelpunkt des Films.
Für die Musik zeichnete sich einmal mehr John Ottman verantwortlich, der mit Ausnahme des ersten X-Men-Films sämtliche Singerfilme musikalisch begleitete und auch bei "Operation Walküre" leistete er einmal mehr hervorragende Arbeit. Wie man es bei Filmen mit solch ernstem Hintergrund gewohnt ist, darf man hier kein Orchesterfeuerwerk erwarten, was dem Film wohl eh nur geschadet hätte. Nein, die Musik bleibt den ganzen Film über eher ruhig, aber auch ruhige Musik zu schreiben ist verdammt schwer und dies gelingt Ottman sehr gut, denn diese ist hier sehr effektiv und untermalt den Film perfekt.
Alles in allem ist Singers Film ein gelungener Thriller und recht genaue Bebilderung des Attentats vom 20. Juli. Sicherlich gibt es auch ein paar kleinere geschichtliche Änderungen, aber diese sind nicht weiter der Rede wert. Eine etwas genauere Beleuchtung der Charaktere wäre zwar erstrebenswert gewesen, aber ist dies ja nicht das Ziel des Films gewesen. Es geht einzig und allein um das Attentat und dessen Umsetzung ist gelungen, so dass der Film einmal mehr das Talent Bryan Singers aufzeigt.
Blu-Ray Kritik:
Als großer Fan der Singerfilme sind mir natürlich auch die DVD bzw. Blu-Ray-Auswertungen dieser bekannt, wo insbesondere die beiden X-Men-Filme, sowie "Superman Returns" nicht gerade mit Extras geizten. Insbesondere das 13-DVD' s Set von Superman, in dem alle Filme, sowie eine ganze Menge an Extras enthalten ist, ließ damals das Fanherz höher schlagen. Da war es klar, dass eine DVD oder Blu-Ray zu seinem Nachfolewerk, welches längst nicht die großen Ausmaße eines Supermans oder X-Mens annimmt, nicht so üppig ausfallen würde. Da sich Fox dazu entschloss, keine 2-Disc Edition des Streifens auf DVD zu veröffentlichen und sich DVD-Käufer somit aufgrund des begrenzten Speicherplatzes mit wenig Extras begnügen müssen, kommen nur Blu-Ray-Käufer in den Genuss der ganzen Extras, denn diese lassen sich einmal mehr sehen, zumal man inklusive der beiden Audiokommentare 7 Stunden lang unterhalten wird.
Audiokommentare werden oftmals ja leider nicht genug gewürdigt, da diese ja mittlerweile doch ziemlicher Standard sind. Wenn man es aber genau nimmt, bekommt man dort über die ganze Laufzeit des Films hinweg Infos zum Film geliefert. Wenn diese dann auch noch von Regisseuren und Drehbuchautoren geliefert werden, dann kann man sich fast sicher sein, dass diese qualitativ hochwertig sind. Bei "Operation Walküre" gibt es gleich zwei davon und bei beiden ist Drehbuchautor Chrisopher McQuarrie mit dabei. Den einen Kommentar teilt er sich mit seinem Co-Autor Nathan Alexander, welcher sich auf die historischen Fakten des Films konzentrierte. Dementsprechend wird in diesem Kommentar genauer auf die Adaption der Geschichte für den Film eingegangen. Es werden hier dann auch auf kleinere Änderungen gegenüber der Geschichte eingegangen, welche zur Erzählung als Films notwendig waren, da man nicht ständig die ganze Geschichte mit Worten erzählen wollte. Da dies aber keine dramatischen Änderungen sind und in manchen Szenen ja auch nicht genau feststeht, wie diese Szene nun ganz genau ablief, sind diese durchaus legitim. Aber auch der andere Audiokommentar zusammen mit Bryan Singer und Hauptdarsteller Tom Cruise ist durchaus hörenswert. In diesem wird etwas mehr auf den eigentlichen Film und deren Darsteller eingegangen und auch die Atmosphäre in diesem Kommentar ist etwas lockerer als noch beim ersten Kommentar. Tom Cruise war wohl auch Fan des Schreibmachinengeräusches, welches Singer manchmal im Film verwendet hatte.
Aber natürlich gibt es auch einige Extras auf der Blu-Ray, die sich mit den Dreharbeiten des Films befassen. Es gibt zwar kein dreistündiges Making-Of wie noch bei Superman Returns, aber das war hier wohl auch nicht zu erwarten. Man spricht ein wenig über die Figuren, Originalschauplätze, an denen man drehen durfte wie z.B. dem Bendlerblock und auch die Realisierung des Berlins der 40-er Jahre. Ein Beitrag besucht sogar die Originalschauplätze, wo der Widerstand geplant und ausgeführt wurde. Ist jetzt alles nicht sonderlich spektakulär, aber durchaus interessant. Man hätte aber etwas genauer auf die Vorgeschichte der Produktion eingehen können, denn dies hätte auch bei diesem Film etwas genauer beleuchtet werden können. Aufgrund der ganzen Kritik an dem Film im Vorfeld hat man dies aber vielleicht auch bewusst weggelassen, denn bei den Extras hat man echt das Gefühl, dass alles glatt ging. Etwas kritischer hätte es da schon sein können, aber dies ist ja Geschmackssache.
Abgesehen davon gibt es auch noch ein knapp 40-minütiges Interview mit Regisseur Bryan Singer und Tom Cruise, welches auch recht kurzweilig ausgefallen ist. Cruise gibt zwar nur Standardantworten, aber zumindest Singer hat deutlich mehr Lust, Dinge über den Film zu erzählen und wieso er immer wieder auf die NS-Zeit in seinen Filmen zurückgreift. Als großer Fan seiner Filme sind diese Antworten natürlich nicht völlig neu. Da aber nicht alle so gut informiert über seine Person sind, ist es durchaus interessant, was er da zu erzählen hat.
Herzstück der Extras ist aber eine fast zweistündige Dokumentation über das Deutschland zu Zeiten des NS-Regimes bis hin zur heutigen Zeiten. Die meiste Zeit innerhalb der Dokumentation nimmt dabei aber natürlich der Widerstand ein, in dem Angehörige der damaligen Widerständler sowie Experten zu Wort kamen. Diese Dokumentation ist wirklich sehr interessant und es ist wirklich gut, dass man sowas auf Blu-Ray mit raufpackt, immerhin dürften nicht allen die deutsche Geschichte so bekannt sein wie uns Deutschen. Allerdings sollte man sich auch Zeit dafür nehmen, denn 2 Stunden sind ja nicht gerade wenig und wenn man vieles schon in der Schule gehört hat, so ist auch nicht mehr alles neu, zumal man bei der Zusammenfassung der deutschen Geschichte der letzten 60 Jahre auf 2 Stunden halt auch nur das Wichtigste erzählt wird. Aber immerhin ist diese Dokumentation speziell für den Film produziert worden, immerhin kommen auch Regisseur und Drehbuchautor zu Wort. Lustig ist auch, dass einige Leute hier in Deutsch redeten (und Englisch untertitelt wurden), während andere versuchten Englisch zu reden, welches teilweise ziemlich ulklig klang. Mein Englisch ist vermutlich auch nicht besser, aber es ist schon erschreckend, wie deutlich man heraushören kann, dass diese Person in Deutschland geboren wurde. Alles in allem ist eine solche Dokumentation bei solch einem Film aber wirklich lobenswert und es wäre schön, wenn sich andere Leute daran ein Beispiel nehmen, denn die Extras des Films überzeugen einmal mehr, auch wenn ich es extrem schade finde, dass man DVD-Käufer so sehr im Regen stehen lässt. Denn auch diese haben durchaus ein Recht auf eine üppig ausgestatte 2-Disc Edition des Films, zumal die Dokumentation viel zu kostbar ist um Blu-Ray-Exklusiv zu sein. Auf DVD gibt es diese nämlich nur in deutlich abgespeckten Form. Das ist doch echt nicht nötig.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen