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Samstag, 15. August 2009

Filmkritik: Coraline


Regie: Henry Selick
Drehbuch: Henry Selick
Musik: Bruno Coulais
Laufzeit: 100 Minuten
freigegeben ab: 6 Jahren
Trailer: hier

Wenn man an das heutige Animationskino denkt, denken die meisten wahrscheinlich an Filme wie Ice Age, Shrek, Madagascar oder auch "Findet Nemo", also in erster Linie an die Computeranimation und wenn man an die Zeit vor der Computeranimation denkt, nennt man wohl am ehesten Zeichentrickklassiker von Walt Disney. Neben der Computeranimation und dem Zeichentrick gibt es aber auch eine weitere interessante Technik, die sich Stop-Motion-Technik nennt. Berühmtester Vertreter dieser Technik ist sicherlich "Nightmare before christmas", einer der besten Weihnachtsfilme aller Zeiten. Wenn man nach Personen hinter dem Projekt fragt, nennen wohl die meisten Tim Burton, nach dessen Idee der Film entstand. Für die Regie des Films war jedoch etwas anderes verantwortlich und dies war Henry Selick, der nun mit Coraline seinen neuesten "Stop Motion"-Film präsentiert. Die Trailer zu dem Film haben natürlich einiges versprochen, allerdings konnte er diese Erwartungen zumindest bei mir nicht erfüllen, denn der Film hatte sowohl Licht als auch Schatten.
Wenn man auf Filme wie "Nightmare before christmas" oder "Corpse Bride" steht, dann wird man animationsmäßig hier einmal mehr verwöhnt. Tim Burton hat mit diesem Film zwar nichts zu tun, aber der Film strotzt nur vor skurilen Einfällen und die Sets sehen wirklich toll aus. Wirklich neu ist das zwar nicht umbedingt, aber es sieht trotzdem sehr schick aus. Auch die Musik von Bruno Coulais unterstreicht das alles ziemlich gut. So stark wie der Score von Danny Elfman bei "Nightmare before christmas" ist er aber wohl nicht. Ein Musical sollte man auch nicht erwarten, denn nur in einer Szene singt eine der Figuren. Da hat es aber durchaus Sinn gemacht und nicht jeder Animationsfilm muss ja gleich ein Musical werden.
Auch die Figuren an sich sind nicht schlecht, wenn man die andere Mutter mal ausnimmt. Aber insbesondere die Hauptakteurin Coraline ist wirklich toll. Sie kann man zwar durchaus als frech bezeichnen, doch ist sie gleichzeitig auch freundlich und herzerwärmend.
Knackpunkt von Coraline ist aber die Story. Es gibt zwar keine großen Ausreißer nach unten, aber auch keine nach oben. Irgendwie hat man das Gefühl, alles im Film irgendwo schon mal gesehen zu haben. Natürlich gibt es im Animationskino nie die ganz großen Storyideen und dies ist in der Regel auch nicht notwendig. Hier allerdings hat man das Gefühl, als wenn man verschiedene Dinge aus anderen Fantasyfilmen zusammenpackte und versucht zu kombinieren. Die andere Welt erinnert irgendwie an Alice im Wunderland und auch alte Häuser, die ein Geheimnis in sich tragen, hat man schon des öfteren gesehen. Trotzdem funktioniert der Film in der ersten Hälfte noch recht gut und bewegt sich auf ziemlich hohen Niveau, ehe es in der zweiten Hälfte dann ordentlich abflacht. Denn kaum wird der Bösewicht des Films enttarnt, funktioniert vieles nicht mehr so wirklich. Abgesehen davon, dass der Bösewicht ziemlich klischeehaft wirkt, gibt es dort auch keinen großen Spannungsbogen und alles wird ruckzuck zu Ende gebracht. Die Aufgabe wird ohne Probleme gelöst, da Personen, die mit der Hauptstory gar nicht so viel zu tun haben, ihr überdeutlich helfen. Es passt zwar alles irgendwie zur Kleinheit der anderen Welt, aber so wirklich herausragend ist das alles nicht. Optisch gab es dort aber einige gelungene Einfälle.
Oftmals wurde auch über die Düsternis des Films gesprochen. Die zweite Hälfte des Films ist tatsächlich etwas gruseliger, aber ich denke, das auch Kinder damit recht gut zurechtkommen. Ansonsten ist Coraline halt solides Animationskino, dass optisch schön aussieht und auch die Charaktere funktionieren recht gut. Die Story selbst lässt aber ein großes naja zurück. Ich würde Coraline durchaus ein zweites Mal sehen wollen, aber liegt dies wohl eher daran, dass ich auf solche Fantasywelten, die einen deutlichen Burtonanstrich besitzen, ziemlich abfahre.

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