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Donnerstag, 3. Februar 2011

Filmkritik: Hereafter - Das Leben danach


Regie: Clint Eastwood
Darsteller: Matt Damon, Cecile De France, Bryce Dallas Howard
Drehbuch: Peter Morgan
Musik: Clint Eastwood
Laufzeit: 129 Minuten
freigegeben ab: 12 Jahren
Trailer: hier

Clint Eastwood ist ja eher ein Mann für die kleineren Filme, immerhin konnte dieser damit bei den Oscars öfter groß auftrumpfen. Unvergessen ist dabei der vierfache Oscargewinn von "Million Dollar Baby". Umso überraschender war da die Ankündigung seines neuesten Films "Hereafter", der sich auch mit dem Leben nach dem Tod beschäftigen sollte. Die Trailer wirkten gewaltig und man stellte sich die Frage, ob Mystery und Eastwood funktionieren kann.
Nach dem Kinobesuch wird man allerdings zu der Erkenntnis kommen, dass sich der Film gar nicht so sehr von anderen Werken Eastwood's unterscheidet. Der Film fängt zwar groß und gewaltig an, ebbt dann aber auch ebenso schnell ab und entwickelt sich immer mehr zu einem reinen Charakterdrama, welches hier in Episodenform präsentiert wird. Zum einen haben wir eine französische Autorin, die nur knapp eine Tsunamiwelle überlebt, und dann noch einen Jungen, der den Tod seines Bruders verkraften muss und darüber hinaus eine drogenabhängige Mutter hat. Außerdem folgen wir einem Amerikaner, der bei Kontakt mit anderen Personen eine Verbindung zu Menschen aus den Jenseits herstellen kann und dann deren Gefühle äußern kann, was für ihn selbst aber eher Fluch, denn Gabe ist.
Wer im Vorfeld befürchtet hat, dass Clint Eastwood hier einen auf M. Night Shyamalan macht, der kann ebenfalls aufatmen. Wirklich mysteriös wird es eigentlich nie, alles klingt ziemlich plausibel und einen wirklichen Twist gibt es auch nicht. Stattdessen setzt Eastwood wieder auf seine üblichen menschlichen Dramen, doch genau hier hakt es bei "Hereafter" ein wenig. Die Einzelhandlungen sind zwar soweit ok und haben keine wirklich großen Längen, doch so wirklich unter die Haut will keines der Geschichten gehen. Manche Dinge wirken hier einfach zu abgehackt und einige Figuren bleiben hinter ihren Möglichkeiten zurück. Dies fällt insbesondere in der Geschichte um den Amerikaner George Lonegan, der von Matt Damon gespielt wird, auf. Beispielsweise geht dieser in der Mitte des Films eine Art Beziehung mit einer Frau ein, die er beim Kochunterricht kennen lernt, und zusammen verbringen sie einiges an Zeit. Dann gibt es jedoch eine Schlüsselszene, die durchaus Sinn macht für den Film, doch genau danach verschwindet die Frau für den ganzen weiteren Film. Ihr Charakter wird dann also komplett aus dem Film gestrichen, was irgendwie schade ist, da auch ihr Charakter durchaus interessant war. Aber auch die anderen beiden Geschichten sind nur so lala. Bei der Geschichte rund um die französische Autorin hat man sich beispielsweise dazu entschieden, diese den ganzen Film über französisch sprechen zu lassen, was dazu führt, dass man die ganze Zeit Untertitel lesen darf. Wenn man die einzelnen Sprachen so konsequent wie in "Inglourious Basterds" beibehält, ist diese Variante durchaus interessant, doch hier nervt es eher.
Schauspielerisch kann man nicht wirklich viel meckern. Matt Damon holt aus seiner eher mäßig geschriebenen Rolle eine Menge raus. Das Gleiche gilt dann auch für Cecile De France. Wirklich viel Facetten hatte ihre Rolle aber nicht. Schade ist es um Bryce Dallas Howard. Ihre Rolle ist eigentlich die interessanteste Figur im Film, da sie sowohl witzig, als auch traurig sein darf, doch ihr Auftritt ist halt nur begrenzt. Da hätte man mehr draus machen können. Ansonsten gibt es mit George McLaren auch noch einen Jungdarsteller, der aber auch nicht wirklich viele Facetten zeigen darf und eher unter die Kategorie nerviger Kinderdarsteller fällt.
Inszenatorisch gibt es hingegen nicht viel zu meckern. Der Film ist klassisch Eastwood. Es gibt viele Nahaufnahmen der Personen, alles verläuft recht ruhig, effekthaschend ist der Film nur am Anfang und selbst da begrenzt Eastwood das Ausmaß der Katastrophe. Dazu gibt es dann auch wieder die typische Klaviermusik von Eastwood, die man entweder mag oder nicht.
"Hereafter" ist alles in allem ein solider Eastwood-Streifen. Die Story beinhaltet viele klassische Eastwood-Elemente, kann emotional aber nicht so sehr packen, wie man es sonst von ihm gewohnt ist. Dies liegt in erster Linie an den nur mittelmäßig ausgearbeiteten Charakteren, wo auch die Darsteller nur selten Glanzpunkte setzen können. Insgesamt also nicht schlecht, aber auch nicht wirklich gut.

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