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Mittwoch, 23. Februar 2011

Filmkritik: 127 Hours


Regie: Danny Boyle
Darsteller: James Franco, Kate Mara, Amber Tamblyn, Clemence Poesy
Drehbuch: Danny Boyle, Simon Beaufoy
Musik: A.R. Rahman
Laufzeit: 93 Minuten
freigegeben ab: 12 Jahren
Trailer: hier

2009 war zweifellos das Jahr von Danny Boyle. Nicht nur feierte er mit "Slumdog Millionaire" seinen bislang größten Boxoffice-Erfolg überhaupt, sondern gewann für diesen sogar noch 8 Oscar's, darunter auch die für die beste Regie und den besten Film. Während Regie-Kollegen sich danach jedoch öfter mal eine Auszeit nehmen oder den ein oder anderen schwächeren Film drehen, ging Boyle gleich wieder in die Vollen und verfilmte mit "127 Hours" das bewegende Leben des Bergsteigers Aron Ralston, der eines Tages in einer Felsspalte eingeklemmt wird und danach mehrere Tage ums Überleben kämpfen muss.
Dies ist auch der zentrale Mittelpunkt des Films. Der Film fängt direkt in den Canyon's an und nach einem kurzen Flirt mit zwei Frauen geschieht auch schon das Unglück, welches die restliche Zeit des Films dominieren wird. Zwischendurch gibt es zwar auch immer wieder einige Rückblenden und Traumvisionen, die mal außerhalb der Felsspalte spielen, aber ansonsten konzentriert sich Boyle voll und ganz auf den Überlebenskampf.
Dies hat im Film sowohl Vor-, als auch ein paar Nachteile. Sich auf ein einziges Ereignis zu konzentrieren, hat den Vorteil, dass man sich diesem etwas genauer widmen kann als bei üblichen Biografien, wo viele Dinge nur angerissen werden. Der Nachteil ist jedoch, dass es dem Film dadurch etwas an Spannung mangelt. Wenn man das Ende des Films bereits kennt, dann weiß man halt, worauf das Ganze hinauslaufen wird und man bekommt Probleme, sich wirklich für das Leben der Hauptfigur zu begeistern, da man seine Mitmenschen nicht wirklich kennenlernt. Die Geschichten, die in den Rückblenden aufgriffen werden, werden halt nur angerissen und können dadurch emotional wenig binden, da einem die Figuren darin egal bleiben. Hier wäre etwas mehr Laufzeit durchaus wünschenswert gewesen. Auch das plötzliche Ende des Films ist dann einerseits konsequent und andererseits hätte man gerne noch etwas mehr gesehen.
Bei der Inszenierung kann man Boyle hingegen wenig vorwerfen. Die Inszenierung ist absolut typisch für ihn und so gibt es wieder eine Reihe von Überblendungen, Splitscreens und viele Nahaufnahmen. Man kann Boyle zwar vorwerfen, dass er seinen Stil mittlerweile bis zum Erbrechen durchzieht, aber es ist halt unglaublich effektiv. Allerdings sollte man hier auch anmerken, dass das Ende des Films recht heftig ist und nicht für jeden geeignet ist.
Ebenfalls bemerkenswert ist aber auch das Schauspiel von seinem Hauptdarsteller James Franco. Es ist verdammt hart, einen Film ganz alleine zu tragen, wo die Kamera den ganzen Film über nur auf ihn gerichtet ist, doch Franco schafft das mit Bravour und zeigt mit diesem Film endgültig, dass er mehr kann, als nur den Freund von Peter Parker in den Spiderman-Filmen zu spielen. Hoffentlich wird er auch in Zukunft diesen Weg weitergehen. Seine Co-Stars wie Kate Mara oder Clemence Poesy gehen wegen der kaum existenten Screentime natürlich unter.
Bei der Musik griff Boyle dann auf seinen Komponisten aus "Slumdog Millionaire" A.R. Rahman zurück. Die Musik spielt in diesem Film nicht die ganz große Rolle, doch in den entscheidenden Szenen ist diese halt da und auch durchaus effektiv. Eine Oscarnominierung hätte es dafür aber nicht bedurft. Ähnliches gilt übrigens auch für den Song "I Rise", der zwar in einer entscheidenden Szene kurz erklingt, im Abspann aber ziemlich einschläfernd wirkt.
Alles in allem ist "127 Hours" ein wirklich interessantes Filmexperiment, welches in seiner Ausführung nicht ganz perfekt ist, aber dank des typischen Boyle-Stiles, sowie dem starken Schauspiel von James Franco sicherlich zu den Highlights des Jahres zählen dürfte.

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