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Mittwoch, 2. Februar 2011

Filmkritik: Tron Legacy


Regie: Joseph Kosinski
Datsteller: Jeff Bridges, Garrett Hedlund, Olivia Wilde, Bruce Boxleitner
Drehbuch: Edward Kitsis, Adam Horowitz
Musik: Daft Punk
Laufzeit: 125 Minuten
freigegeben ab: 12 Jahre
Trailer: hier

Fortsetzungen zu erfolgreichen Filmen sin mittlerweile ja Gang und Gebe in Hollywood. Das man sich jedoch an ein Sequel zu einem Film wagt, der vor 25 Jahren gefloppt ist, ist hingegen ungewöhnlich. Dass sich Disney dazu entschloss, solch ein Projekt nach so langer Zeit anzugehen, ist sicherlich der Tatsache geschuldet, dass "Tron" damals zwar gefloppt ist, jedoch die Filmwelt entscheidend verändert hat. Immerhin besaß der Film erstmalig längere computeranimierte Sequenzen, die damals revolutionär waren. Storymäßig war das damals natürlich nicht ausgepfeilt, aber das hatte auch keiner erwartet. Beim Sequel setzte man da natürlich größere Maßstäbe an.
Während der erste Film noch Kevin Flynn (Jeff Bridges) als Hauptfigur aufbot, geht es in der Fortsetzung primär um dessen Sohn Sam (Garrett Hedlund), der seit 20 Jahren nichts mehr von seinem Vater gehört hat. Doch dann findet er einen geheimen Raum in einer alten Spielhalle, der ihn in eine digitale Welt beamt, wo er sich auf die Suche nach seinem Vater macht. Dabei muss er sich jedoch vor dem bösen Clu (ebenfalls Jeff Bridges) verstecken.
Wer den ersten "Tron" primär wegen der Effekte gut findet, sollte auch der Fortsetzung eine Chance geben. Visuell ist das Regiedebut von Joseph Kosinski ein echter Augenschmauß, das eine wunderbare Komposition von Bildern und Musik bildet. Wer sich jedoch storymäßig eine interessante Geschichte erwartet, der wird enttäuscht werden. Das große Blockbuster auf eher einfach gehaltene Geschichten zurückgreift, ist nicht wirklich neu und ist auch nicht das eigentliche Problem. Dies liegt eher in der komplett fehlenden Dramaturgie und den mäßig ausgearbeiteten Figuren. Auch hat der Film das Problem, dass man die Geschichte insbesondere dadurch vorantreibt, dass man die Figuren besonders dämliche Aktionen ausführen lässt, was insbesondere in der zweiten Hälfte verstärkt auftritt. Diese Probleme unterscheiden sich dabei nicht wirklich von denen seines Vorgängers, denn auch dieser war storymäßig alles andere als gut. Diesem kann man jedoch einen gewissen 80-er Jahre-Charme nachsagen und wird wohl auf ewig eines der bedeutensten Technikexperimente Hollywoods bleiben.
Ob man dieses jedoch auch von "Tron-Legacy" in 20-Jahren sagen kann, kann bezweifelt werden. Die Technik ist zwar auf dem Stand unserer Zeit und gehört effektmäßig sicherlich zum besten neben "Avatar". Einzig die Verjüngung von Jeff Bridges ging ziemlich daneben. Doch vieles der visuellen Einfällte basiert in diesem Streifen auch schon auf den Ideen seines Vorgängers, so dass dieser Film wohl nicht ganz so stark hervorstechen wird.
Deshalb hätte man sich dramaturgisch hier etwas mehr erwartet. Während der erste Tron allein schon wegen der damaligen Technik nicht wirklich für einen gefühlvollen Film geeignet war, ist die Technik mittlerweile dafür locker ausgereift. Doch die Charaktere sind dafür einfach zu schwach. Weder funktioniert der Bösewicht, noch ist die Vater-Sohn-Geschichte besonders emotional und auch die Geschichte rund um das Programm Cora ist einem irgendwie egal. So ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass man die Actionszenen zwar als technisch hochwertig ansieht, jedoch die Spannung auf der Strecke bleibt. Bildmäßig sieht das zwar spitzenmäßig aus, doch da die einzelnen Figuren immer wieder neue Fähigkeiten entwickeln, hat man nie wirklich die Befürchtung, dass sich die Charaktere in wirklicher Gefahr befinden. Eine Teilschuld trägt dazu auch der Score zu "Daft Punk". Dieser ist von der Musik her eine Wucht, doch dramaturgisch fehlt dem Score ein wirkliches Leitmotiv. Die Actionsequenzen werden immer als eine Art Musikvideo präsentiert, was cool ist, aber für die Spannung nicht wirklich dienlich ist.
Schauspielerisch kann man ähnlich wie im Vorgänger nicht viel erwarten. Technisch könnten sie zwar mehr emotionale Regungen zeigen als noch beim Vorgänger, doch machen sie es nicht. Hauptdarsteller Garrett Hedlund wird wohl kein Schauspieler für die Ewigkeit sein und auch Olivia Wilde bleibt hier etwas unterkühlt. Das Gleiche gilt auch für Jeff Bridges, dessen Charakter ähnlich uninteressant bleibt wie im Vorgänger. Da hilft es auch nicht, dass er zusätzlich noch die Rolle als Bösewicht angenommen hat, denn diese leidet insbesondere darunter, dass Bridges hier eine wesentlich jüngere Version von sich selbst spielen muss und somit mit dem Computer nachgeholfen werden muss. Doch genau deshalb kommt diese Figur extrem künstlich daher und die emotionalen Regungen funktionieren nicht wirklich. Deshalb bleibt es an Michael Sheen hängen, etwas Leben in den Film zu bringen. Dies gelingt ihm auch, doch ist dessen Auftritt recht kurz und da die Figur einen gewissen Nervfaktor besitzt, wird sie auch nicht jedem gefallen. Fans des ersten Teils dürfen sich aber auch noch auf einen Kurzauftritt von Bruce Boxleitner freuen.
Erwähnenswert ist auch noch die Tatsache, dass der Film in 3-D gedreht wurde, jedoch nicht komplett zum Einsatz kommt. Hier wollte man eine Art "Der Zauberer von Oz" hervorrufen. Während die Szenen in der Computerwelt in 3-D daherkommen, blieben die Szenen in der realen Welt in 2-D. Dies war von der Idee nicht schlecht, doch da der 3-D-Effekt im Film eher schwach ist, verpufft der Effekt. Die Tiefenwirkung ist in der Computerwelt minimal und hat keinen Mehrwert.
"Tron Legacy" ist alles in allem kein wirklich guter Film, aber durchaus ein interessantes Kinoerlebnis, welches man sich nicht entgehen lassen sollte. Was Regisseur Kosinski hier in seinem Regiedebut visuell aufbietet ist gewaltig und funktioniert gut als reines Effektspektakel, doch storymäßig hätte man hier vieles nochmal überprüfen sollen.

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