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Montag, 6. Februar 2012

Serienkritik: Boardwalk Empire - Staffel 1


TV-Serien haben in den letzten Jahren einen Boom erlebt, den wohl kaum jemand für möglich gehalten hatte. Steven Spielberg ist schon seit Jahren als Produzent verschiedener Serien unterwegs und letztes Jahr machte es ihm endlich auch Martin Scorsese mit der Serie "Boardwalk Empire" gleich, einer Serie, die in der Zeit der Prohibition in Amerika angesiedelt ist. Scorsese ließ es sich auch nicht nehmen und übernahm neben seiner Arbeit als Produzent gleichzeitig auch die Regie der Pilotfolge, die Steve Buscemi in der Hauptrolle des Enoch "Nucky" Thompson installierte, einem Politiker, der mit illegal gehandelten Alkohol das große Geld verdienen will. Wie zu erwarten war die Serie auch gleich ein riesengroßer Kritikererfolg und wurde mit mehreren Preisen überhäuft. Grund genug also, mal einen Blick auf die erste Staffel der Serie zu werfen.

Episode 1 - Boardwalk Empire

Wie in vielen anderen Serien dient die Pilotfolge dafür, die verschiedenen Figuren der Serie vorzustellen. Trotzdem schafft es die erste Episode schon verschiedene Dinge anzudeuten, die sich in den kommenden Episoden entwickeln können. Man ist sofort drin in der Serie und es fühlt sich so an als wenn man die Figuren schon lange kennen würde. Zum Ende hin zieht die Episode sogar nochmal deutlich an und sorgt bereits für erste Höhepunkte, die entscheidend für die Geschichte sind.
Steve Buscemi als Hauptdarsteller gibt bereits hier eine unvergleiche Darstellung, die eine der interessantesten Darstellungen eines korrupten Politikers verspricht und auch sonst versprechen Figuren wie die von Michael Pitt und Kelly Macdonald viel Potential für den Verlauf der Reihe. Etwas kurz kommt höchstens Michael Shannon als Agent, dessen Figur aber sicherlich noch Bedeutung gewinnen wird.
Die Regie von Martin Scorsese macht sich in dem Film ebenfalls bemerkenswert und gibt der Serie einen eigenen Look, der die Zeit der 20-er wunderbar wiedergibt und dabei gleichzeitig nicht zu altbacken wird, sondern auch einen modernen Anstrich besitzt.
Allgemein ist der Pilot der Serie ziemlich gut gelungen, da dieser inhaltlich bereits einige wirkliche Highlights bietet und somit viel Potential für die gesamte Staffel verspricht.

Episode 2 - Elfenbeinturm

Nachdem Episode 1 die Ehre zu Teil kam, die wichtigsten Figuren vorzustellen und auch das Konfliktpotential anzudeuten, geht es in der zweiten Episode mehr oder weniger darum, die Geschehnisse, die am Ende von Episode 1 geschahen, zu verarbeiten. Das gelingt dem Regisseur der Episode Tim Van Patten relativ gut, wenngleich man diesesmal auf wirklich großartige Wendungen verzichten muss. Erst zum Ende hin zieht die Episode diesbezüglich wieder etwas an und sorgt noch für einen echten Schocker, der die Serie in den kommenden Folgen durchaus nach vorne bringen kann.
Ansonsten merkt man aber auch, dass hier nicht mehr Martin Scorsese der Regisseur war und somit auch das Budget etwas zurückgefahren wurde. Der Film sieht dabei zwar immer noch ziemlich schick aus, aber man konzentriert sich dann doch mehr auf intimere Szenen, was nicht wirklich schlecht ist.
Insgesamt ist Episode 2 aber keine Episode, die im Gesamtkonzept der Reihe sonderlich lange in Erinnerung bleiben wird. Sie ist insgesamt ganz ok und erfüllt den Zweck, die Geschehnisse des Piloten zu verarbeiten, doch wirklich neue Dinge gibt es hier dann doch nicht zu erleben.

Episode 3 - Endstation Chicago

Während Episode 2 eher in ruhigeren Gewässern lief, versucht man in Episode 3 das Tempo wieder etwas mehr anzuziehen. Die Figuren beginnen teilweise neue Abschnitte in ihren Leben und auch einige Figuren, die anfangs noch etwas zu kurz kamen, gewinnen nun langsam an Bedeutung, wie beispielsweise der von Michael Shannon gespielte Polizeiagent, der auch ein paar dunkle Seiten zeigt. Die ganz großen Highlights bleiben zwar auch in dieser Episode Mangelware, aber das ist auch noch nicht wirklich nötig. Dafür ist die Serie schauspielerisch weiterhin ziemlich großartig und es macht einfach Spaß den ganzen Dialogen zu folgen. Auch ausstattungsmäßig gibt es kaum etwas zu meckern, so dass die Serie weiterhin einen sehr guten Eindruck hinterlässt.

Episode 4 - Anastasia

Nachdem das Erzähltempo in den letzten zwei Episoden eher verhalten war, zieht dieses in Episode 4 wieder deutlich an. Sehr lobenswert ist auch, dass neben Atlantic City nun auch Chicago eine zentrale Rolle in der Geschichte einnimmt und somit sich die Story noch etwas größer anfühlt. Insbesondere der Part des von Michael Pitt gespielten Jimmy, sowie der von Kelly Macdonald gespielten Margaret Schroeder gewinnen immer mehr an Bedeutung. Auch schafft es die Serie endlich mal wieder neue Figuren in die Serie zu integrieren und sorgt am Ende für einen richtigen Schockmoment.
Ansonsten ist die Episode aber auch visuell die bislang interessanteste Episode, wenn man mal von dem Pilot absieht. Die Episode stellt wunderbar die 20-er nach und vergeht wie im Flug.

Episode 5 - Irische Nächte

Nachdem Episode 4 mit einem echten Schockmoment aufhörte, lag es nun an Episode 5, diese Geschichte richtig aufzunehmen und zu verarbeiten. Das gelingt wunderbar und darüber hinaus vergisst man auch nicht, die Charaktere weiterzuentwickeln. Die Themen des Vorgängers werden konsequent weiterentwickelt und münden teilweise sogar in einer Tragödie. Schauspielerisch ist das Ganze auch weiterhin große Klasse und insbesondere Kelly Macdonald wird immer mehr zum Star der Serie, während Steve Buscemi eher etwas in den Hintergrund rückt. Inszenatorisch ist das dann auch wieder recht ordentlich und es bleibt eigentlich nur zu hoffen, dass die Serie in dieser Form fortgesetzt wird.

Episode 6 - Familienplanung

Nachdem sich die Ereignisse in den letzten zwei Episoden teilweise ziemlich überschlugen, ist es bei Episode 6 wieder etwas ruhiger geworden. Die Beziehung zwischen Margaret und Nucky wird etwas intensiver und auch Jimmy kann sich in Chicago langsam zu einem Auftragskiller mausern, aber das große Etwas fehlt in dieser Episode und so sind eigentlich nur die Passagen mit Margaret mal wieder die großen Highlights der Episode. Ansonsten bleibt aber höchstens noch die Schlusssequenz in Erinnerung, da diese für die nächsten Episoden durchaus etwas verspricht.


Episode 7 - Vergangenheit und Zukunft

Wie schon Episode 6 ist die neueste Episode eher von ruhiger Natur und man behandelt eher persönliche Themen rund um das Thema Liebe und Vergeltung. Zum einen wird die Dreiecksbeziehung rund um Nucky, Lucy und Margaret fortgesponnen, zum anderen aber auch die Rache von Jimmy, der immer noch nach dem Übeltäter sucht, der eine Hure entstellt hatte. Nebenbei gibt es aber auch immer wieder ein paar politische Themen, die diesesmal aber nicht vorrangig sind. Das ist insgesamt durchaus in Ordnung und dank der guten Darsteller auch nicht wirklich langweilig. Ob es nun die Episode ist, die am längsten in Erinnerung bleibt, kann durchaus bezweifelt werden, aber ist dies nicht weiter schlimm, da einige Szenen am Ende schon zu Highlights der bisherigen Serie zählen.

Episode 8 - Vertreibung aus dem Paradies

Nachdem die letzte Episoden einzelne Figuren voneinander getrennt haben und mit Chicago auch neue Handlungsorte in die Geschichte aufgenommen wurden, geht es in der neuesten Episode nun darum, langsam alle Handlungsstränge wieder zusammenzuführen. So treffen sich endlich Jimmy und Nucky wieder und auch die Beziehung von Nucky und Margaret gewinnt an Substanz, obwohl sie diesesmal kaum gemeinsame Szenen miteinander haben. Zum Ende hin wird es sogar dramatisch und auch wenn es die bislang kürzeste Episode ist, so verspricht sie doch einiges für das noch anstehende letzte Drittel der ersten Staffel.

Episode 9 - Belle Femme

Langsam geht die Serie auf das Staffelfinale zu und so wird mittlerweile versucht, viele der Geschichten der ersten Staffel zusammenzuführen. Dies beinhaltet unter anderem die Wiederzusammenführung einer Familie oder auch ein Mordfall, der während der ersten Episode stattfand, gewinnt wieder an Bedeutung. Auch setzt bei Margaret mittlerweile eine Entwicklung ein, die aus ihrer Beziehung zu Nucky resultiert. Dadurch gibt es in dieser Folge zwar wenig Neues, aber das ist nicht weiter schlimm. Die Episode hat keine Längen und endet wie so oft in dieser Staffel in einem echten Schockmoment, der den Zuschauer dazu verleitet, direkt die nächste Episode anzugucken.

Episode 10 - Die Smaragdstadt

Episode 10 setzt genau dort an, wo die letzte Episode endet und versucht die Geschichte ordnungsgemäß aufzuarbeiten. Weiterhin gibt es auch ganz normale Familienprobleme und am Ende kehrt eine Person in die Handlung zurück, die man in den letzten zwei oder drei Episoden doch etwas vermisst hat. Man merkt langsam wie sich die einzelnen Figuren während der Staffel verändert haben und sieht hier nun die Ergebnisse, die sicherlich nicht immer positiv sind. Das Serienfinale steht unmittelbar bevor und auch diese Episode schafft es, dieses vorzubereiten und dabei den Zuschauer trotzdem zu unterhalten.

Episode 11 - Dem Ende nah

Die Staffel geht ihrem Finale zu und so dramatisieren sich nun weiter die Dinge. Große Lösungen wird man in dieser Episode zwar noch nicht erwarten dürfen, aber trotzdem ist die Episode nicht uninteressant, da einer der interessanteren Charaktere der Serie Agent Van Alden nochmal etwas mehr in den Mittelpunkt gerückt wird und seine bislang bedeutsamste Szene innerhalb der Serie zeigen darf, die auch nochmal deutlich macht, dass in dieser Serie jede Persönlichkeit auch ihre dunklen Seiten hat.

Episode 12 - Rückkehr zur Normalität

Die letzte Episode einer Staffel dient immer dazu, alle Dinge, die während der Staffel aufgekommen sind, zusammenzufügen. Man sollte dabei nur nicht erwarten, dass in dieser letzten Episode noch überraschende Dinge passieren. Viel mehr endet die Staffel auf einer ruhigen Note. Das ist aber keinesfalls langweilig, zumal gleichzeitig auch Dinge angedeutet werden, die in der zweiten Staffel noch von Bedeutung sein können.

Fazit

Das Kritikerlob zu "Boardwalk Empire" ist überwältigend. Diesem wird die Serie auch durchaus gerecht. Man sollte nur kein großes Gangsterepos erwarten, denn in "Boardwalk Empire" wird viel mehr mit Worten gehandelt als durch Waffen und auch die Unterscheidung zwischen Gut und Böse ist hier etwas verschwommen und bietet viele interessante Charaktere. Auch gibt es immer mal wieder einzelne Szenen, die sich einem wirklich ins Gehirn brennen und dadurch immer wieder neue Aspekte in die Serie hereinbringen. Hinzu kommt, dass man mit Schauspielern wie Steve Buscemi, Michale Pitt, Michael Shannon oder auch Kelly Macdonald einen exellenten Cast verpflichten konnte, der sein ganzes Herzblut in die Serie brachte. Auch ausstattungsmäßig war die Serie die ganze Zeit über sehr aufwendig und sorgte damit auch stimmungsmäßig dafür, dass man sich in die 20-er zurückerinnert fühlte und atmosphärisch auch ziemlich stimmig war. Man sollte sich die Serie auch als sonstiger Serienmuffel nicht entgehen lassen, denn es sind nicht nur die Namen hinter der Serie, welche diese so sehenswert machen.

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