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Donnerstag, 16. Februar 2012

Blu-Ray Kritik: Cleopatra


Regie: Joseph L. Mankiewicz
Darsteller: Elizabeth Taylor, Richard Burton, Rex Harrison
Drehbuch: Joseph L. Mankiewicz, Ranald MacDougall, Sidney Buchman
Musik: Alex North
Laufzeit: 248 Minuten
freigegeben ab: 12 Jahre
Trailer: hier

Extras:

  • Audiokommentar mit Chris Mankiewicz, Tom Mankiewicz, Martin Landau und Jack Brodsky
  • Der Kleopatra-Mythos im Laufe der Zeit
  • Tom Rothman spricht über die Veröffentlichung des Films
  • Ein Briegwechsel während der Produktion
  • "Cleopatra"-Der Film, der Hollywood veränderte
  • Der vierte Star von "Cleopatra"
  • Fox tönende Wochenschow
  • Kinotrailer

Filmkritik:

Historienepen waren Ende der 50-er ein sehr beliebtes Genre und erreichte seinen Höhepunkt mit dem 11-fachen Oscargewinn von "Ben Hur". Dies sorgte natürlich dafür, dass Nachahmer produziert wurden und das wohl prestigeträchtigste Projekt dieser Art war ohne Zweifel 20th Century Fox's "Cleopatra", der Elizabeth Taylor mit der damaligen Rekordgage von 1 Million Dollar in der Rolle der ägyptischen Königin aufbot und auch bei den Männern mit Rex Harrison und Richard Burton einiges an Starpower aufbot. Aufgrund mehrerer Probleme während der Produktion stieg das Budget jedoch auf 44 Millionen Dollar an, was den Film nicht nur zum teuersten Film der damaligen Zeit machte, sondern auch noch dafür sorgte, dass das produzierende Studio 20th Century Fox fast am Rande des Bankrotts stand. Selbstredend konnte man dieses Budget damals nicht wieder einspielen, doch immerhin reichte es zu 9 Oscar-Nominierungen (wovon man vier gewann) und auch heute noch hat der Film Fans auf der ganzen Welt.
Der Film selbst erzählt dabei die Geschichte von Cleopatra und ihrem Aufstieg zur Königin in Ägyptien, sowie ihren späteren Liebschaften zu Cäsar und Marcus Antonius und dem damit zusammenhängenden Abstieg. Auch wenn der Film dabei mit 248 Minuten alles andere als kurz ausgefallen ist, ist es natürlich kein allzu leichtes Unterfangen, diese Geschichte in einem einzigen Film zu erzählen und tatsächlich war die ursprüngliche Fassung sogar nochmal deutlich länger. Aufgrund von künstlerischen Differenzen zwischen Produzent Zanuck und Regisseur Mankiewicz wurde der Film jedoch um mehr als eine Stunde gekürzt und zusätzliches Material größtenteils vernichtet. Von daher lässt sich nur schwer sagen, in welche Richtung der eigentliche Film gegangen wäre. Dies macht sich zuweilen auch etwas bei der Geschichte bemerkbar. Bei einigen Figuren hätte man sich durchaus gewünscht, dass sie noch etwas mehr in den Vordergrund rücken und auch die Liebesszenen, auf die man sich stark fokussiert hat, wirken oftmals ziemlich schmalzig und drücken zuweilen auch etwas die eigentliche Geschichte.
Vom Szenenbild her ist der Film natürlich absolut gigantisch und kann es locker mit heutigen Produktionen aufnehmen. Was dem Film aber vielleicht etwas fehlt, ist das Alleinstellungsmerkmal wie es vielleicht noch "Ben Hur" und "Die 10 Gebote" besaß. Es sieht alles super aus, aber es gibt nichts Legendäres wie das Wagenrennen oder die Teilung des Meeres. Dies mag aber auch daran liegen, dass der Film mehr Geschichtsstunde ist und nicht die klassische Geschichte vom Normalbürger erzählt, dem etwas Außergewöhnliches passiert ist. Cleopatra ist in dieser Hinsicht doch deutlich politiscer, da die Figuren auch deutlich bekannter sind.
Schauspielerisch ist der Film dann auch sehr anständig besetzt worden. Durch die Bank weg ist der Cast überzeugend, wenngleich es keine außergewöhnliche Darstellung gibt und auch Elizabeth Taylor ist hier zwar gut, aber mit Sicherheit nicht legendär. Ähnlich verhält es sich dann auch bei der Musik, die gut ist, aber letztendlich nicht sonderlich lange hängenbleibt.
"Cleopatra" ist in seiner Gesamtheit trotzdem ein sehenswertes Historienepos. Den ganzen Ruhm verdankt er jedoch eher der unrühmlichen Produktionsgeschichte als seinem großen Stellenwert für die Filmwelt. Der Film ist durch und durch gut gemacht, aber es fehlt etwas Besonderes wie es beispielsweise "Ben Hur" 5 Jahre vorher vorgemacht hat.

Blu-Ray Kritik:

"Cleopatra" gibt ein mehr als gelungenes Debut auf Blu-Ray ab. Das Bild ist wunderbar scharf und auch wenn man sich hier der Referenz von "Ben Hur" doch geschlagen geben muss, so befindet sich dieses auf konstant hohem Niveau. Aber auch beim Bonusmaterial lässt man sich nicht lumpen und erzählt in mehreren Making-Of's über die großen Probleme während der Produktion und was auch nach Fertigstellung des Films alles passiert ist, so dass bis zum heutigen Tage keine vollständige Version von "Cleopatra" vorhanden ist. Besonders interessant ist dabei ein fast halbstündiges Fernsehspezial mit Fox-Chef Tom Rothman, in dem er ausführlich über die Fehler von "Cleopatra" eingeht und Klarheit in ein paar Mythen bezüglich des Films bringen möchte. Man merkt ihm zwar an, dass er eher Geschäftsführer und weniger Filmschaffender ist, aber solche Spezials kann es ruhig öfter geben. Ebenfalls interessant ist auch ein neu produziertes Feature über die verlorenen Szenen von "Cleopatra". Diese Sache wird zwar auch an vielen anderen Stellen in den Extras erwähnt, aber hier wird besonders deutlich, wie traurig diese Sache eigentlich ist.
Ansonsten bekommt man neben all diesen Spezials über die Probleme auch noch ein 2-stündiges Making-Of geboten, welches alle wichtigen Stationen der Produktion abdeckt und dabei wirklich informativ ist. Interessant ist auch noch der Audio-Kommentar, der unter anderem von zwei Söhnen von Regisseur Mankiewicz eingesprochen wurde und die auch darauf eingehen, wie ihr Vater diese harte Zeit überstanden hat und was er letztendlich von der finalen Version des Filmes hält.
"Cleopatra" ist jedenfalls eine sehr gelungene Veröffentlichung auf Blu-Ray geworden, die Fans des Films kaum enttäuschen dürfte und auch vom Bonusmaterial her einiges an wirklich interessanten Material bietet, welches eine der wohl problematischsten Produktionen Hollywoods aller Zeiten sehr gut abdeckt und deshalb durchaus ihren Weg in das Regal von Filmliebhabern finden sollte.

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