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Samstag, 6. November 2010

Filmkritik: Verblendung


Regie: Niels Arden Opley
Darsteller: Michael Nyqvist, Noomi Rapace
Drehbuch: Nikolaj Arcel, Rasmus Heisterberg
Musik: Jacob Groth
Laufzeit: 147 Millionen
freigegeben ab: 16 Jahren
Trailer: hier

Guckt man sich beliebte internationale Filmproduktionen in Deutschland an, so stammen diese meist aus Amerika oder England. Für Filme anderer Länder gibt es hingegen wenig Interesse und so passiert es meist, dass diese an den Kinokassen ziemlich untergehen. Eine seltene Ausnahme stellte im vergangenen Jahr die auf Stieg Larsson's bekannten Romanen basierende "Millenium"-Trilogie dar, die sich eine durchaus beachtliche Anhängerschaft in Deutschland verschaffen konnte.
Im ersten Teil "Verblendung" geht es dabei um die Aufklärung eines rätselhaften Verschwindens einer Frau vor langer Zeit. Für die Untersuchung des Falls wird der in Ungnade gefallene Ermittler Mikael Blomkvist (Michael Nyqvist) beauftragt. Dieser erhält im Verlauf der Story auch noch Unterstützung durch die Hackerin Lisbeth Salander (Noomi Rapace), die jedoch selbst mit privaten Problemen zu kämpfen hat.
Was "Verblendung" so herausstechen lässt gegenüber anderen Thrillern, ist nicht leicht zu erklären. Es ist jedenfalls ein großer Pluspunkt des Films, dass er auch vor Tabuthemen keinen Halt macht und auch Themen wie "Vergewaltigung" sehr direkt anspricht. Außerdem ist es sehr lobenswert, dass seine Hauptcharaktere nicht perfekt wirken, sondern selbst dunkle Seiten besitzen. Dies wird insbesondere dann deutlich, wenn sie über Leben und Tod der Bösen des Films entscheiden.
Mit seinen 147 Minuten ist der Film für dieses Genre auch ungewöhnlich lang, deshalb aber nicht weniger spannend. Es ist bemerkenswert, dass trotz dieser langen Laufzeit kaum Längen vorhanden sind. Dafür ist die Geschichte zu reichhaltig an Charakteren und Wendungen in der Story. Einzig zum Ende hin wirkt der Film etwas zu sehr auf Happy End getrimmt, aber das kann man ihm locker verzeihen.
Bemerkenswert ist auch die einzigartige Atmosphäre, die der Film aufbauen kann. Auch wenn Thriller eher durch ihre Story glänzen, so lässt sich auch festhalten, dass Regisseur Niels Arden Opley die Geschichte in wunderbare Bilder tauchte, die passend dazu einen eher kühlen Eindruck hinterlassen. Auch die Wahl der Drehorte kann man hier sehr loben. Der Score von Jacob Groth ist da eher zurückhaltend, unterstützt die Stimmung aber ziemlich gut und gehört ebenfalls zu den Pluspunkten des Films.
In erster Linie lebt der Film aber natürlich von seinen Schauspielern und auch hier kann "Verblendung" voll überzeugen. Noomi Rapace ist das perfekte Gegenstück zu all dem, was man sonst in amerikanischen Produktionen vor die Nase gesetzt bekommt und spielt selbst Vergewaltigungsszenen sehr intensiv. Aber auch ihr männlicher Nebenpart Michael Nyqvist überzeugt voll und ganz. Beide ergänzen sich sehr gut und gehören zu einem der besten Ermittlungspaare der letzten Jahre.
Allgemein lässt sich festhalten, dass Verblendung ein wunderbarer Thriller der etwas anderen Art ist. Neben einem guten Cast und einer guten Geschichte schreckt dieser auch nicht vor ernsten Themen zurück und erreicht genau dadurch seine Stärke. Wer von amerikanischen Thrillern der letzten Zeit gelangweilt ist, sollte hier umbedingt mal reinschalten.

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